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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 02.02.2007 06:00

Öffentliches Seminar „Society meets Science: Avenues for research and interaction“
Wissenschaft sucht Gesellschaft

Am Montag gaben verschiedene Stipendiaten des Fellowship-Programms „Society in Science“ innerhalb eines öffentlichen Seminars an der ETH Einblick in ihre Forschungsarbeit. Dabei zeigte sich, dass die Berührungspunkte mit der Gesellschaft von direkter Arbeit mit Schulklassen bis zu einer Analyse der wissenschaftlichen Literatur über Gene, welche vielleicht einmal die Entwicklung allgemein kultureller Information besser verstehen lässt, reichen.

Christoph Meier

Nomen est omen: Beim Stipendienprogramm „Society in Science“ schlagen die Stipendiaten Brücken von der Wissenschaft zur Gesellschaft, beziehungsweise legen ein spezielles Augenmerk auf die gesellschaftliche Wirkung ihrer Forschungsarbeit (1). Dies geschieht anhand von Fallstudien und weniger anhand einer allgemeinen Analyse über die Rolle der „Science in Society“. Wie das konkret aussieht, erfuhren die Besucher des Anlasses „Society meets Science: Avenues for research and interaction“ in der Semper-Aula am letzten Montag (2).

Der Gesellschaft aufzuzeigen, dass Klone nichts Spezielles sind, war das Anliegen des Fellows Bruno Reversade vom Howard Hughes Medical Institute in Los Angeles. Als Forscher sucht er dabei nach einem Gen, welches auch beim Menschen den Klonierungsvorgang reguliert. Sollte er fündig werden, verspricht das Klonierungen, die möglicherweise ohne den grossen Verschleiss, wie er bei einem Zellkerntransfer auftritt, auskommen. Stark von seiner biologischen Forschung beansprucht, ist sich Reversade gleichwohl bewusst, dass bei einem wissenschaftlichen Erfolg seiner Forschung, Wünsche nach einem eigenen Klon, der nicht ein gleichzeitig geborener eineiiger Zwilling ist, Auftrieb erhalten. Angesprochen darauf, wie er einen Missbrauch des neu gewonnen Wissens verhindern würde, meinte er fatalistisch, dass er das nicht verhindern könne.

Die Dynamik der Genliteratur

Kaum einen Missbrauch seiner Forschungsergebnisse hat Thomas Pfeiffer von der Harvard University zu befürchten. Der ehemalige ETH-Doktorand hat anhand von der wissenschaftlichen Literatur über Gene untersucht, wie sich diese Information entwickelt. Er fand dabei mit einem mathematischen Modell heraus, dass die Anzahl Publikationen über ein bestimmtes Gen nicht seiner biologischen Bedeutung, wie man sie augrund von systembiologischen Daten her kennt, entspricht. Vielmehr scheint man sich einem Gen immer wieder aufgrund seiner bereits erworbenen Popularität zu widmen. Nachdem die Literatur über Gene einer relativ einfachen Dynamik folgt, möchte Pfeiffer in Zukunft analysieren, ob das auch für andere kulturelle Information gilt. Dies könnte zum besseren Verständnis für das in der Gesellschaft tradierte Wissen führen. Von speziellem Interesse werden dabei möglicherweise die Ausreisser sein, da diese auf eine ausserordentliche Information hinweisen könnten.


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Mochte das Projekt von Pfeiffer noch eine gewisse akademische Ferne zur Gesellschaft aufweisen, fiel diese bei dem von Anne Osbourn, die am John Innes Centre in Norwich (UK) arbeitet, dahin. Sie geht nämlich mit wissenschaftlichen Bildern direkt zu Schulklassen. Die Bilder sollen hier zu einer Auseinandersetzung anhand von Schreiben, Malen oder einer anderen künstlerischen Form führen. Das Ziel dabei ist, die Faszination für Wissenschaft bei Kindern zu fördern. Die präsentierten Arbeiten der Kinder zeugten vom Erfolg. Doch wurde in der an den Vortag anschliessenden Diskussion die Frage aufgeworfen, ob denn die Begeisterung so weit führe, dass die am Projekt Beteiligten auch später noch für Wissenschaft interessieren würde.

Bereits die Reise ein Gewinn

Zu ausgiebiger Diskussion Anlass gaben auch die weiteren Vorträge des Anlasses. Sei es, ob sich über einen besseren Schutz des geistigen Eigentums die wissenschaftliche Innovation in Entwicklungsländer wirklich verbessern lasse oder ob ein Wikipedia-ähnliches Webverzeichnis für Gene schliesslich als gesellschaftliches Allgemeingut erkannt und genutzt wird. Als speziellen Schlusspunkt sprach Iruka Okeke, vom Haverford College (US), über die lamentable Gesundheitssituation in Afrika. Sie hofft, die Situation für die Gesellschaft dort etwas verbessern zu können, indem sie aufzeigt, wie wichtig bereits eine Diagnosemöglichkeit ist.

Insgesamt ergab sich ein sehr heterogenes Bild der Aktivitäten der Fellows von Society in Science. Man erhielt den Eindruck, dass die Betonung der gesellschaftlichen Dimension bei den unterstützten Stipendiaten zu originellen Projekten führt, bei denen bereits der Forschungsweg zumindest neue Einsichten liefert unabhängig davon, ob ein direkte Auswirkung auf die Gesellschaft vorhanden ist. Da passte es sehr gut, dass der Initiator des Programms, Branco Weiss, den Stipendiaten für den Fortlauf ihrer Projekte eine gute Reise wünschte. Etwas schade aus Sicht mancher Interessierten an einem Fellowship mochte der Zeitpunkt für die Veranstaltung gewesen sein. Denn für das Fellowship 2007 läuft die Bewerbungsfrist bereits diesen Donnerstag ab.


Fussnoten:
(1) Weitere Informationen zu Society in Science unter www.society-in-science.ethz.ch
(2) Interview im Vorfeld von „Society meets Science: Avenues for research and interaction“ mit Professor Olaf Kübler, dem Direktor von Society in Science: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/SiSOKuebler07.html



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