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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 13.05.2004 06:00

Ph.D. Student Day und Stodola Lecture
„Rennen wir in die richtige Richtung?“

Forschungspolitik, ein Plädoyer für mehr Ethik im Wissenschaftsalltag und Referate über die mit der „ETH Medal 2004“ ausgezeichneten Arbeiten standen im Mittelpunkt des ersten Ph.D. Student Day (1) des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik(2) vom vergangenen Dienstag im Audimax der ETH. Mit der „Stodola Medal“ wurde Sheldon K. Friedlander ausgezeichnet, ein Pionier der Aerosolforschung der University of California in Los Angeles.

Von Michael Breu

„Lasst uns den Horizont erweitern!“ Der Aufruf von Chemieprofessor und Nobelpreisträger Richard Ernst sitzt, das Auditorium – immerhin knapp hundert Forscherinnen und Forscher der ETH – ist begeistert, der Vortrag kommt an. Auch wenn es einiges an Kritik hagelt. Dem Konkurrenzkampf würden wir mehr Beachtung schenken als der Zusammenarbeit, dem freien Markt mehr glauben schenken als einem geregelten Handel. Auch seien wir übermässig technikgläubig und würden uns immer schneller vorwärtsbewegen – meist ohne Rücksicht auf Verluste, kritisierte Richard Ernst: „Da stellt sich die Frage: Rennen wir in die richtige Richtung?“ Und: „Wer soll es wieder richten?“ Denn wir seien in einer Identitätskrise, in der gesellschaftliche Fragen nur am Rande Platz hätten. Als Wissenschafter wünsche er sich eine Forschung, die sich auch den gesellschaftlichen Fragen stelle und die Ethik nicht vernachlässige. „Die Grundlagenforschung ist wichtig, weil wir in die Tiefe forschen müssen. Wir müssen aber auch das Umfeld miteinbeziehen“, sagte Ernst. Die Forscherinnen und Forscher sollten seiner Meinung nach die Rolle von Pfadfindern übernehmen. Dazu müssten sie einerseits hohe Fachkompetenz in den Wissenschaften mitbringen, andererseits aber auch ethisches Verständnis, Kreativität und Unternehmergeist.

Wirtschaftserfahrungen gefordert

Eine ähnliche Forderung stellte am ersten Ph.D. Student Day des Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik Georg Reif, Präsident der weltweit tätigen Alcan Composites. „Erfolgreich im Wirtschaftsleben sind jene, die ihre Fachdisziplin verstehen und gleichzeitig ein Gespür für Ökonomie mitbringen“, sagte der studierte ETH-Ingenieur. Bei Alcan werde zudem der interdisziplinären Zusammenarbeit und den Bereichen Ökologie und Gesundheit hohe Aufmerksamkeit geschenkt.

Schnittmodell einer modernen Gasturbine: Aurel Stodola war ihr Wegbereiter. gross

In einem weiteren Schwerpunkt widmete sich der Ph.D. Student Day den Arbeiten der „ETH Medal 2004“-Gewinner. Daniel Häfliger, während seiner Dissertation bei der Nanotechnology Group der ETH tätig und heute Assistenzprofessor am Departement of Micro- and Nanotechnology der Technical University of Denmark in Lyngby, referierte über eine neue Methode zur Mikro-Lithographie von Aluminium-Dünnschichten. „Aluminium bildet bei Raumtemperatur und in neutralem Wasser eine passivierende Oxidschicht. Bei einer Erhitzung des Metalls durch Absorption von Laserlicht bei nahezu 100 Grad Celsius wird sie jedoch aufgelöst. Das darunterliegende Aluminium kann dann der Korrosion ausgesetzt werden“, sagte er.


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Breitgreifhand: Aurel Stodola versuchte 1916, eine Prothese für Kriegsverletzte herzustellen. Das Bild zeigt Stodolas Skizze neben einem Detailausschnitt von Michelangelos "Adam" aus der Sixtinischen Kappelle. Bild: D-MAVT/ETHZ

Vorteil der Methode sei, dass die aufwendigen Arbeitsschritte reduziert werden und man auf den Einsatz von giftigen Chemikalien sowie auf eine teure Reinraumeinrichtung verzichten könne. Die Publikation seiner Forschungsarbeit in den angesehenen Applied Physics A brachte dem Jungforscher viel Beachtung ein (2002, 74: 115-118).

Partikelfluss untersucht

Mit zwei unterschiedlichen Bereichen des Partikelflusses befassten sich die Arbeiten von Chidambaram Narayanan vom Labor für Kerntechnik und von Kai Herrmann vom Labor für Aerothermochemie. Beide Laboratorien sind am ETH-Institut für Energietechnik angegliedert. Chidambaram Narayanan interessierte sich vor allem für die Ablagerung von Nanopartikeln während des Stofftransports. Mit Hilfe einer numerischen Analyse konnte er diese Dynamik simulieren. Kai Herrmann untersuchte die Strömung, Flammencharakterisierung und Stickoxid-Bildung in turbulenten Vormischflammen. Seine Erkenntnisse sind für die Planung von Gasturbinen von Interesse.

Pionier der Aerosolforschung

Grundlage beider Arbeiten ist das Verhalten von Aerosolen, von Kleinstpartikeln in der Grössenordnung von 10 Mikro- bis einigen Nanometern. Pionier dieser Aerosolforschung ist der Amerikaner Sheldon K. Friedlander (3). Der Chemieingenieur studierte an der Columbia University und an der University of Illinois; heute ist er als Professor am Institut of the Environment der University of California in Los Angeles (UCLA) tätig. Für seine Arbeiten wurde ihm von der ETH die „Stodola Medal“ verliehen. Damit werden Forscherpersönlichkeiten gewürdigt, die sich mit Arbeiten aus dem Gebiet des Maschinenbaus und der Verfahrenstechnik verdient gemacht haben. Der Preis geht auf Aurel Stodola (1859-1942) zurück, der als Professor für Thermochemie und thermische Maschinen an der ETH lehrte und als Pionier des Dampf- und Maschinenbaus gilt.

In seinem Referat gab Friedlander einen kurzen Überblick zur Aerosolforschung. Erste Arbeiten seien gegen Ende des 19. Jahrhunderts von C.T.R. Wilson veröffentlich worden (Wilsons Nebelkammer). In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts seien erste Aerosol-Koagulationen und in den Vierzigerjahren erste Interaktionen beschrieben worden. Die Detektion sei seit den 1960er-Jahren möglich. Heute beschäftige sich die Aerosolforschung mit Nanopartikel-Interaktionen. Als Arbeitsfelder bezeichnete Friedlander die Umwelt- und Klimaforschung, der er sich seit mehreren Jahren widmet.

Einen kurzen Einblick in die Wissenschaftsphilosophie gab am Ph.D. Student Day Michael Hagner, ETH-Professor für Wissenschaftsforschung, und die neusten Erkenntnisse aus der Prionenforschung erläuterte Adriano Aguzzi, Professor für Neuropathologie am Zürcher Universitätsspital und Mitglied des ETH Rates.


Literaturhinweise:
Über die Arbeiten von Aurel Stodola berichtete ETH Life am 14. November 2002 unter dem Titel „Vater des modernen Maschinenbaus“: www.ethlife.ethz.ch/articles/stodola_news.html

Fussnoten:
(1) Ph.D. Student Day und Stodola Lecture: www.spl.ethz.ch/stodola/index.php
(2) Departements Maschinenbau und Verfahrenstechnik: www.mavt.ethz.ch/
(3) Homepage Sheldon K. Friedlander, UCLA: www.ioe.ucla.edu/faculty/SFriedlander.htm. Von Sheldon Friedlander stammt das viel beachtete Fachbuch “Smoke, Dust, and Haze. Fundamentals of Aerosol Dynamics“, erschienen bei Oxford University Press.



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