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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 13.12.2001 06:00

Tampere: Kongress von Fachleuten zur Hochschul-Mobilität
Für eine "European Education"

Im finnischen Tampere trafen sich kürzlich Fachleute zur Uni-Mobilität aus zahlreichen Ländern; mit dabei auch Vertreter der ETH. Der nun ins Rollen gekommene "Bologna"-Prozess wird den Wechsel von einer Hochschule an eine andere erleichtern. Und dies hat eine starke politische Dimension - so ein Fazit des Kongresses.

Von Rolf Guggenbühl

Die Mobilität der Studierenden in Europa oder auch weltweit ist ein Thema, das alle Einrichtungen der höheren Bildung von privat oder staatlich finanzierten Universitäten über Fachhochschulen bis zu weiteren Bildungseinrichtungen der Topklasse stark interessiert - nicht erst seit den Arbeiten am sogenannten Bologna-Prozess.(1)Rund 1'600 Fachleute, vorwiegend aus Dienststellen für internationale Beziehungen, haben vom 5. bis 8. Dezember 2001 an der 13. Jahreskonferenz der EAIE (für "European Assocation for International Education") in Tampere, Finnland, teilgenommen.

Ein europäischer Bildungsraum

Vertreten war auch auch die Mehrzahl der schweizerischen Universitäten und Fachhochschulen. Der Kongress bot unter dem Generalthema "International Education realizing Human Potential" anhand zahlreicher Vorträge, Workshops und Sitzungen von Spezialisten-Gruppen einen Überblick zum gegenwärtigen Stand diesbezüglicher Anstrengungen. Die bisherigen Stationen des sogenannten Bologna-Prozesses zur Verwirklichung der "European Higher Education Area" bis zum Jahr 2010 (Sorbonne, Bologna, Salamanca, Prag) werden demnächst durch mehrere internationale Fachkonferenzen, z.B. in Zürich zu Fragen des European Transfer Credit Systems (Oktober 2002), und das Ministertreffen von Berlin (2003) erweitert werden.

eaie schweizer praesenz
Schweizer Präsenz: Blick in die Bildungsmesse am EAIE-Kongress in Tampere. gross

Damit die Mobilität von Studierenden, Lehrpersonen und Hochschulpersonal noch wesentlich besser als bisher verwirklicht werden kann, sind noch diverse Schritte nötig. Diese werden von EAIE markant gestützt und in Gesprächsforen weiter bearbeitet.

Hochschulen gehen über die Bücher

In den Eröffnungsvorträgen wurde der bisher erzielte Fortschritt deutlich: Der Bologna-Prozess nimmt verschiedene Zielsetzungen wieder auf, welche seinerzeit schon durch das sehr erfolgreiche ERASMUS-Programm angegangen worden sind. Er brachte viele Hochschulen dazu, ihr Diplomwesen und ihre Struktur ganz allgemein zu überdenken, verschiedene bestehende Kreditsysteme in Richtung European Credit Transfer System zu vereinheitlichen, Qualitätsüberprüfungen einzuleiten, und nicht zuletzt ihrem Hochschulwesen eine Verantwortung zur Förderung des Europa-Gedankes zuzuweisen.


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tampere
Beherbergte gut 1'600 Mobilitäts-Fachleute aus zahlreichen Ländern: die finnische Universitätsstadt Tampere gross

Das Treffen in Prag brachte zusätzlich den sozialen Apekt der Hochschulbildung sowie die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und die Verantwortlichkeit des Staatswesens für die Bildung als öffentliches Gut in die Agenda.

Schweizer Hochschulen für "Diploma Supplement"

Längst sind nicht alle Hürden genommen: Zu reden geben wird beispielsweise die Implementierung des vorgesehenen "Diploma Supplement", ein Begleit-Leitfaden, welcher nachweisen soll, was ein Absolvent, eine Absolventin mit dem Diplom für eine Leistung erbracht hat. Dies wird einem Arbeitgeber eine bessere Evaluation erlauben, könnte aber auch zu einem Instrument für den Vergleich verschiedener Hochschulen werden. Die einzelnen Länder tun sich in der obligatorischen Realisierung zurzeit noch schwer.

Erfreulicherweise haben die Schweizer Universitätsrektoren (CRUS) wie auch die Direktoren der Fachhochschulen (KFH) der Einführung des Diploma Supplement bereits zugestimmt, wie der Bologna-Projektleiter der CRUS, Rudolf Nägeli, an der Konferenz berichtete.

Das neue Instrument wird auf dem Arbeitsmarkt im Wettbewerb zwischen den Hochschulen eine wichtige Rolle spielen. Dieser wird in einer international mobilen Gesellschaft in Zukunft sich wesentlich deutlicher ausprägen als bisher. Studierende werden sich wohl in Zukunft zweimal überlegen, wo sie studieren wollen, um ein besonders angesehenes Diplom zu erwerben, welches ihm oder ihr einen Wettbewerbsvorteil verschafft.

Zurückhaltung bei Schweizer Studentenschaften

Erfreulich war zu hören, dass in der Förderung der Bildung generell ein wichtiges Instrument der Friedens- wie der sozialen Sicherung gesehen wird. Ob es eines Tages, mindestens mittelfristig, zu einer "European Education" mit entsprechendem Label kommen wird, bleibt vorläufig offen, wird aber stark angestrebt. Es zeigt sich, dass der Bildungsreformwille auch auf die anderen Kontinente übergreift, waren doch in Tampere an einer beachtlich grossen Bildungsmesse - notabene mit einem gemeinsamen Stand der Schweizer Universitäten und Fachhochschulen - auch Länder aus Südamerika, Asien und Australien zugegen.

Dem Rektor der ETH Zürich, Konrad Osterwalder, ist zugute zu halten, dass er die Bemühungen der EAIE zusammen mit seinen Kollegen der anderen Hochschulen nach Möglichkeiten unterstützt. Während die internationalen Studentenschaften dem Erneuerungsprozess positiv gegenüberstehen, scheinen sich die schweizerischen Studentenschaften über die laufenden Bemühungen aus grundsätzlichen Überlegungen heraus eher kritisch zu äussern.


Literaturhinweise:
Weitere Informationen z.B. unter: www.eaie.org oder: www.crus.ch

Fussnoten:
(1) Vergleiche hierzu u.a. folgenden ETH-Life-Bericht: www.ethlife.ethz.ch/tages/show/0,1046,0-8-1084



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