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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 23.12.2004 06:00

Erfolgreiches ETH-Projekt wird in der Medizintechnik eingesetzt
Kompresse fördert die Wundheilung

Schluss mit Kompressen, die auf der Wunde kleben bleiben. Tissupor, die Kompresse der neusten Generation, fördert die Heilung schlecht heilender, chronischer Wunden. Tissupor wurde von der ETH Zürich (1), von der EMPA St.Gallen(2) der Textil- und Modefachschule Wattwil, der Flawa AG sowie vom St.Galler Unternehmen Bischoff Textil AG entwickelt.

Von Michael Breu

Am Anfang stand eine Doktorarbeit an der ETH Zürich (3). Die darin formulierte Idee wurde an Fachhochschulen und Forschungsinstituten weiterentwickelt und von der Schweiz durch die KTI-MedTech Initiative gefördert. Entstanden ist die Wundkompresse Tissupor (4), ein mehrlagiges, textiles Gewebe. Speziell – und darin unterscheidet sie sich vor allem von den konventionellen Kompressen – ist die Oberflächenstruktur mit Porenöffnungen zwischen 10 Mikro- und 3 Millimetern. Diese fördern das Einwachsen von Zellen und Kapillaren und regen damit die Bildung von Granulationsgewebe an. Wird die Kompresse gewechselt, dann bleibt das Gewebe nicht auf der Wunde kleben wie bei konventionellen Kompressen, sondern regt Mikroblutungen an, welche wiederum die Wundheilung beschleunigen.

Eingesetzt wird die Kompresse bei schlecht heilenden, chronischen Wunden. Ursache dafür können Diabetes, Geschwüre und tiefe Wunden sein. Gemeinsam ist: Die oberste Hautschicht wird nur noch ungenügend durchblutet. „Die Wundkompresse setzt neue Akzente in der Therapie“, ist Mario F. Billia, Geschäftsführer der Tissupor, überzeugt. Noch sei die Kompresse kein Millionenprodukt. Die Pads werden einzeln ausgestanzt und mit Ultraschall verschweist. Dann werden sie sterilisiert und abgepackt. Das Produkt ist in der EU und in den USA bereits auf dem Markt erhältlich.

Das Hightech-Gestick unter dem Rasterelektronenmikroskop: An den einzelnen Fäden orientieren sich die neuen Hautzellen und finden so vom Wundrand ins Wundinnere. gross


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Die Wundkompresse Tissupor: auf dem EU- und US-Markt ist sie bereits erhältlich aber noch kein Millionenprodukt. gross

Mitentwickelt wurde die Kompresse vom Bioingenieur Arie Bruinink, der heute an der EMPA St.Gallen forscht und davor im Team um ETH-Professor Erich Wintermantel (heute: TU München) arbeitete: „Mit Tissupor wurde die Möglichkeit geschaffen, dass der Untergrund, das Granulationsgewebe, optimal gebildet wird“, sagt er. Der EMPA-Forscher arbeitet nun an der zweiten Generation der Kompresse, dem Einbau von antibakteriell wirkenden Fasern. Dafür wurde in St.Gallen eine eigene Pilotanlage erstellt, in der synthetische Fäden mit einer 50 Millionstel Millimeter dünnen Silberschicht bedampft werden.

Erste Textilien wurden bereits gestickt und getestet. Mit Erfolg, wie Arie Bruinink sagt. Doch die Kompresse der Zukunft soll noch mehr können: sie soll den Hautzellen vorgeben, wohin sie wachsen müssen um die Wunde zu schliessen. Um dies zu erreichen, werden Polyester-Fasern als „Leitplanken“ in die Kompresse eingestickt; an ihnen wachsen dann die Zellen entlang, vom Wundrand ins Wundinnere. „Wir haben bereits erste Vorarbeiten von einer nächsten Generation, wo wir Wachstumsfaktoren an unser Produkt knüpfen, so dass sie dann langfristig auf der Wunde wirken können“, blickt Mario F. Billia von der Firma Tissupor in die Zukunft. Beteiligt an den Forschungsarbeiten ist wiederum die EMPA St.Gallen und das Team um den ehemaligen ETH-Professor Erich Wintermantel.


Fussnoten:
(1) ETH-Professur für Biokompatible Werkstoffe: www.mat.ethz.ch/
(2) EMPA St.Gallen, BioPad: www.empa.ch/plugin/template/empa/*/23592/---/l=1
(3) Ziya Erdal Karamuk: Embroidered Textiles for Medical Applications: New Design Criteria with Respect to Structural Biocompatibility, Dissertation Nr. 14257: http://e-collection.ethbib.ethz.ch/cgi-bin/show.pl?type=diss&nr=14257
(4) Tissupor: www.tissupor.ch/



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