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Publiziert: 02.04.2001 06:00

Prionenforschung vorgestellt
Der EU-Forschungskommissar an der ETH

Philippe Busquin, EU-Forschungskommissar, kam vergangenen Freitag zu einem Arbeitsbesuch in die Schweiz. Am Universitätsspital und an der ETH Zürich wurden ihm die neuesten Forschungsergebnisse über Prionenerkrankungen vorgestellt.

Von Christoph Meier

Die Notfall-Aufnahme des Universitätspitals war der Treffpunkt. Dort erwarteten am letzten Freitagmorgen Albert Waldvogel, Vizepräsident für Forschung an der ETH Zürich, und Alexander Borbély, Prorektor für Forschung der Universität Zürich, den EU-Forschungskommissar Philippe Busquin, den Schweizer Staatssekretär für Forschung, Charles Kleiber, und deren Begleiter. Busquin war in die Schweiz gekommen, um das Konzept eines Forschungsraums Europa mit Bunderätin Ruth Dreifuss und Charles Kleiber zu erörtern. Die Gastgeber wollten es bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen zu zeigen, was in der Schweiz im Zusammenhang mit dem vierten EU-Rahmenprogramm geleistet worden war. Dieses Programm befasste sich auch mit BSE und Prionen. So war es naheliegend, die einschlägigen Institute in Zürich aufzusuchen.

Priorität hat die vorklinische Diagnose

Als erstes Institut durfte sich das des Uni-Professors Adriano Aguzzi präsentieren. Der Neuropathologe zeigte auf, dass eine Epidemie wie BSE beim Rind auch dem Menschen bevorstehen könnte. Da aber keine Therapie in Aussicht sei, müsse man die Kräfte darauf verwenden, im vorklinischen Stadium der Krankheit einzugreifen. Aguzzi hat in seiner Forschung auch Anhaltspunkte gefunden, die man eventuell in Richtung einer Therapie ausarbeiten könnte. Das Ziel wäre aber vorerst, Behandlungen zu finden, die es wie bei AIDS ermöglichen, einigermassen erträglich mit der Krankheit zu leben. Auf die BSE-"Gretchen-Frage" von Charles Kleiber hin, wie er es mit dem Rindfleisch-Verzehr halte, antwortete der Forscher, dass seiner Meinung nach die Gefahr einer Infektion von Mensch zu Mensch grösser sei.

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Der EU-Forschungskommissar Philippe Busquin unterhält sich mit dem Neuropathologen Adriano Agguzi .


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Ein Forscher informiert zwei Forschungpolitiker: Gerhard Wider mit Charles Kleiber und Philippe Busquin an der ETH.

Ziel immer noch: De-novo-Infektiosität

Nach einer kurzen Stärkung brach die illustre Gesellschaft in Richtung Hönggerberg auf. Hier konnte Albert Waldvogel die Gäste auch in den Gebäuden der ETH begrüssen. Es bot sich nun die Möglichkeit für Rudolf Glockshuber, den Beitrag der ETH zur Prionenforschung zu demonstrieren. Er erläuterte, wie es an der ETH gelungen sei, die gutartige, zelluläre Form des Prion-Proteins im Bakterium E. coli in solchen Mengen herzustellen, dass es erstmals einer strukturellen Analyse zugänglich wurde. Verschiedene Versuche mit mutierten Maus-Prion-Proteinen gaben auch Hinweise auf die Existenz verschiedenartiger Entstehungungsmechanismen des Erregers bei erblichen Prionenerkrankungen des Menschen. Eine grosse Crux der Prionenforschung konnte aber auch an der ETH noch nicht gelöst werden. Nämlich die Erzeugung von infektiösem Protein de novo aus dem bakteriell hergestellten, rekombinanten Prionprotein. Gelänge dies, dann wäre die Nur-Eiweiss-Hypothese, die das abnorme Prionprotein als Erreger der Prionenerkrankungen postuliert, wohl endgültig etabliert, und ein Virus als Erreger könnte ausgeschlossen werden.

Nach Glockshuber äusserte sich der Molekularbiologe Roland Riek zur Artenschranke bei Prionenerkrankungen. Strukturanalysen können auch hier wichtige Hinweise liefern, ob eine Übertragung möglich ist oder nicht. Die Forscher wollten es natürlich auch nicht versäumen, den Gästen den Raum mit dem NMR-Messgerät vorzuführen. Der ETH-Forscher Gerhard Wider verstand es, den Gästen klar zu machen, welch technischer Aufwand erforderlich ist, um dreidimensionale Proteinstrukturen mit atomarer Auflösung aufzuklären.

Forschung unter dem Dach der EU

Die Forschungspolitiker zeigten aber nicht nur an den wissenschaftlichen Untersuchungen Interesse, sondern erkundigten sich auch immer wieder, welcher Anteil von der EU unterstützt würde. Dabei entstand manchmal eine gewisse Konfusion. Dies erstaunt insofern nicht besonders, da gewisse Schweizer Forschungsinstitute an europäischen Forschungsprogrammen teilnehmen, gleichwohl aber von Bern finanziert werden. Auf jeden Fall kann man festhalten, dass zweifellos ein grosses gegenseitiges Interesse zwischen EU und der Schweiz im Bereich Forschung vorhanden ist.




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