ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Print-Version Drucken
Publiziert: 26.01.2001 06:00

Maia Engeli zu "ETH World"
"Im Zentrum steht der Mensch"

Seit gestern werden auf dem Hönggerberg die Sieger des ETH-World-Konzeptwettbewerbs präsentiert. Maia Engeli ist Assistenzprofessorin für Architektur und CAAD und derzeit zusammen mit Prof. Walter Schaufelberger federführend bei der Entwicklung dieser Vision für eine ganz neuartige Kommunikationsstruktur an der ETH.

Interview: Norbert Staub

Frau Prof. Engeli, eine Frage, die bei der ETH-World-Ausstellung auftaucht heisst: "Welche Reisen zwischen ETH Zentrum und ETH Hönggerberg werden in Zukunft wohl überflüssig werden?" Haben Sie schon eine Antwort darauf?

Diese Fragen sind vor allem Anregungen; Anregungen um ein Gefühl zu bekommen für die beiden Standorte und das Potential von ETH World. Das Netz kann zum Beispiel das Instrument dafür sein, in den anderen Standort hineinzublicken und etwas zu entdecken, was man dort sonst nicht sehen würde: Was geschieht dort gerade jetzt? Wie viele Studierende sitzen in dieser oder jener Vorlesung und was wird gezeigt? So ist es denkbar, vom Hönggerberg aus eine Einführungsvorlesung im Auditorium Maximum zu verfolgen, die man auslassen würde, wenn man extra ins Zentrum reisen müsste. Zudem wird es möglich sein, die Menschen übers Netz profund über den anderen Ort zu informieren. Das dient schlussendlich auch der Identifikation mit der ganzen Institution ETH.

ETH World, heisst es, wird das Studium verändern. Wie gross wird der Anteil des virtuellen Studiums und Arbeitens - zum Beispiel bei der Architektur - in zehn Jahren sein?

Wenn wir das architektonische Arbeiten als Beispiel nehmen: Dieses hat seit jeher einen grossen Anteil an Virtuellem - jedes Projekt ist zunächst virtuell, bevor es real gebaut wird. Was das Arbeiten über das Internet betrifft: Da ist bereits vieles in der Entwicklung, das den Architektinnen und Architekten die Arbeit erleichtern wird. Konkret etwa die Beschaffung von Informationen zu neuen Technologien, neuen Baustoffen oder neuen Konstruktionsmöglichkeiten. Ebenfalls zentral die Zusammenarbeit: Um ein Projekt zu realisieren, müssen verschiedenste Berufssparten zusammenarbeiten und auf möglichst intuitive Art kommunizieren können. Tatsache ist: Jährlich wächst der Anteil der Leute in der Baubranche, die intensiv über das Internet zusammenarbeiten.

Bei ETH World gibt es den schönen Begriff "Infostructure" als Ergänzung zum physischen Raum. Wollen Sie den direkten, persönlichen Kontakt auf ein Minimum reduzieren?

Nein, im Gegenteil. Zusammentreffen werden auf anderer Ebene erleichtert; der Kontakt - ich denke da vor allem an die Studierenden - kann sich in Zukunft viel flexibler als bis anhin gestalten. Es können spontaner Gruppen gebildet und Eigeninitiativen ergriffen werden. Das Treffen im Chatraum ist ja sehr sozial, vor allem, wenn man die Ansprechpartner schon persönlich kennt. Der Begriff Infostruktur bedeutet Infrastruktur für Information und Kommunikation und umfasst die virtuellen wie auch die physischen Komponenten.

ETHZ-Vizepräsident Gerhard Schmitt spricht im Zusammenhang mit dem ETH-World-Wettbewerb vom Umbau der "schlossähnlichen", aus dem 19. Jahrhundert stammenden Strukturen der ETH in eine High-Tech-Umgebung. Um im Bild zu bleiben: Ist nicht die Gefahr da, dass ETH World ein Luftschloss bleibt? Vieles am Konzept erscheint noch recht vage.

Gerhard Schmitt betont auch, dass ETH World nicht die ETH verändern wird, sondern den Rahmen zu Verfügung stellt, um Veränderungen zu ermöglichen. Das Bedürfnis, dass wir an der ETH Zürich neueste Kommunikationsformen zur Verfügung stellen, ist gross und eminent für das Erbringen von Spitzenleistungen in Lehre und Forschung. Das sehen wir auch bei anderen Hochschulen und der Industrie. Das Spezielle an ETH World ist, dass wir einen sorgfältig geplanten Aufbau dieser Strukturen verfolgen, mit dem Ziel eine Infostruktur zu erstellen, welche die Heterogenität der ETH respektiert und Neuentwicklungen in dynamischer Weise aufnehmen kann.


weitermehr

Maia Engeli, Assistenz-Professorin f|r Architektur und CAAD
Koordiniert die Umsetzung von "World"-Visionen in konkrete Projekte: Maia Engeli, Assistenz-Professorin für Architektur und CAAD. gross

Konkret ist die Rede vom Projekt "Neptun": jedem und jeder Studierenden soll ein eigener Laptop zu Verfügung gestellt werden. Für 2001 steht dieses Projekt im Zentrum. Ein erster Baustein oder Zukunftsmusik?

Andere Hochschulen haben das schon. Die Computerindustrie unterstützt solche Programme - das Vorhaben ist also keine Zukunftsmusik. Wichtig für uns ist: Wir drücken den Studierenden nicht einfach einen Computer in die Hand, sondern verbinden damit konkrete Absichten. Das persönliche Gerät soll eine Studierstation sein. Zusammen mit Dozierenden und Informatikverantwortlichen müssen wir dies nun definieren: Was sind die Ziele, was soll mit dem Instrument geleistet werden, wie wird es konfiguriert und, vor allem, wie wird es in das gesamte Netzwerk eingefügt? Die Studierenden schliessen sich über diese Station sozusagen an die ETH an.

Wie unterscheidet sich ETH World von den Kommunikationsanstrengungen anderer Universitäten?

Das meiste, was Sie andernorts sehen, sind verbesserte Websites und erweiterte Computerinfrastruktur. ETH World will einen anderen, ganzheitlichen Weg gehen, der es erlaubt kollektiv und pro-aktiv die neuen Möglichkeiten zu adaptieren. Im Wettbewerb wurde dem nachgelebt: So steht im Zentrum des Gewinnerprojekts "beyond luxury" der Mensch mit seinen ganz individuellen Bedürfnissen. Ich denke, wir müssen bei ETH World genau da ansetzen. Meine Aufgabe wird es jetzt sein, die Strategie für die Umsetzung der im Wettbewerb entstandenen Ideen zu entwickeln.

Längerfristig soll ETH World helfen, den Teufelskreis der Kostensteigerungen bei laufend spezialisierteren Raumbedürfnissen in den Griff zu bekommen. Aber kostet aber die Vision nicht zunächst einmal, und zwar recht happige Beträge?

Die Vision kostet, aber die Ausgaben sind überschaubar. Dieses Jahr sind rund 8 Millionen Franken reserviert. Ein grosser Teil davon wird dem Neptun-Projekt zukommen. Ziel ist, dass die Studienbeginner ab nächstem Herbst davon profitieren.

Informationen zu ETH World finden Sie unter www.ethworld.ch/html/index.html




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!