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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 20.04.2007 06:00

ETH-Forstwissenschaften
Waldfachleute Marke ETH

Die letzten klassischen Forstingenieure haben diesen Frühling ihr Studium an der ETH beendet. Waldfachleute der Marke ETH wird es aber weiterhin geben. Dafür sorgt der Lehrgang Wald- und Landschaftsmanagement in den Umweltwissenschaften.

Peter Rüegg

Vor Kurzem ist an der ETH eine Ära zu Ende gegangen: Die letzten Forstingenieure – gemäss Cliché kräftige Kerle im grünen Helly Hansen-Fleece - haben ihr Studium diesen Frühling abgeschlossen. Im vergangenen Herbst legten sie die Prüfungen ab, im Winter machten sie die Diplomarbeiten, und die letzte Notenkonferenz fand Anfang April statt. Doch damit sterben die Waldfachleute und die entsprechende Lehre an der ETH nicht aus, auch wenn dies mit der Auflösung des Departements Forstwissenschaften per 1. Januar 2004 von vielen inner- und ausserhalb der ETH so wahrgenommen wurde.

Keine Lumberjacks

Das Unwissen verwundert nicht: Im Sommer 2002 gingen dem damaligen Departement Forstwissenschaften durch einen Schulleitungs-Beschluss gleich drei Professuren verloren; die vier verbliebenen Forstprofessuren wurden rund ein Jahr später dem Department Umweltwissenschaften (D-UWIS) angegliedert. Das Cliché der kräftigen Lumberjacks stimmte jedoch schon vor fünf Jahren nicht mehr. Der Lehrgang wurde bereits mit der Studienplanrevision von 1994 stark modernisiert, und der Frauenanteil war denn auch sehr gross.

Mittlerweile ist das Wald-Studium ein Teil des gestuften Studiengangs Umweltnaturwissenschaften. (1) Den Bachelor-Studiengang begannen die ersten Studierenden im Herbst 2003. Im dritten Studienjahr können sie sich im Fach „Wald und Landschaft“ vertiefen. Auf der Masterstufe bietet das D-UWIS den Lehrgang „Wald- und Landschaftsmanagement“, der einer von fünf Major-Ausbildungen des Departements ist. Diesen haben die ersten Masterstudierenden nun im Wintersemester 06/07 begonnen.

Methodenkenntnis zentral

Für Waldökologie-Professor Harald Bugmann, Biologe und „ehemaliger“ Forstwissenschaftler, ist klar, dass es nicht Aufgabe der ETH ist, Forstfachleute auszubilden, die Bäume fällen oder Waldstrassen planen und bauen. „Dafür braucht es keine Akademiker“, sagt er. Viele Grundlagen seien aber trotz der neuen Ausrichtung des Studiengangs gleich geblieben. Die fachspezifischen Methoden zu kennen, ist auch für moderne Waldfachleute nach wie vor zentral, etwa die Standortskunde, das Bestimmen der Baumhöhe oder die Ermittlung der Querschnittsfläche aller Baumstämme in einem Waldbestand. „Solche Fähigkeiten werden gebraucht, um das System zu quantifizieren und Managementmassnahmen abzuleiten“, betont Bugmann.

Das Schwergewicht liegt neu aber vor allem auf Fragen der Nutzung von Landschaft und Wald im vielfältigen Spannungsfeld von gesellschaftlichen Ansprüchen, ökonomischen Rahmenbedingungen und sich verändernden Umweltverhältnissen wie der Klimaveränderung.


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Die Waldforschung ist an der ETH nicht einfach verschwunden: Andrea Doris Kupferschmid Albisetti erfasst im Kanton Glarus die Waldentwicklung nach einem grossflächigen Borkenkäferbefall. (Bild: Walter Schönenberger, WSL) gross

Die Studierenden sollen befähigt werden, komplexe neue Probleme der Landnutzung zu lösen. Eine neuartige Frage ist, wie Landwirtschaft und forstliche Nutzung in einem Einzugsgebiet optimal zusammengehen könnten, dies unter anderem im Zusammenhang mit dem Kyoto-Protokoll. „Das hat nicht mehr viel mit der Führung eines Forstbetriebs zu tun“, so der Waldökologie-Professor.

Neues Waldstudium ist härter

Weiter sollen die Masterstudierenden auch eine gründliche Ausbildung zu Fragen der Bewirtschaftung von Gebirgslandschaften erhalten. In einem Alpenland wie der Schweiz hänge die Bewohnbarkeit stark von den Leistungen des Waldes ab. Kompetenzen auf diesem Gebiet zu vermitteln, sei deshalb ein wichtiges Ziel des neuen Master-Lehrgangs. „Keine akademisch ausgebildeten Waldfachleute zu haben, können wir uns in diesem Land weder heute noch in Zukunft leisten“, sagt Bugmann.

Der Bachelor-Lehrgang „Wald und Landschaft“ ist bei den Studierenden beliebt. Das neue Waldstudium ist in den Augen des Waldökologieprofessors aber anspruchsvoller als das alte. Dies hat in erster Linie mit der Einführung der gestuften Studiengänge zu tun. Die Semesterferien sind kürzer, weil Kurse teils ausserhalb des Semesters angesiedelt sind, die Stoffdichte ist höher, und für jedes Teilgebiet müssen die Studierenden eine Einzelprüfung ablegen und bestehen. „Die Studierenden sind stärker unter Druck als früher“, weiss Bugmann.

Feldstudie statt Hörsaal

Das Sommersemester der Master-Ausbildungsoll nun etwas entspannter werden als das eher theorielastige Wintersemester . Im Juni führen die Waldwissenschaftler im Wägital ein interdisziplinäres Projekt durch. Mit von der Partie sind fünf ETH-Professuren (Umweltpolitik, Waldökologie, Forstpathologie, Ökosystem-Management und Landnutzung) sowie Fachleute aus der WSL und der Praxis. Für ihre Fallstudie prüfen die Studierenden, ob im Wägital ein Biosphärenreservat gegründet werden könnte, um der Region neue wirtschaftliche Impulse für eine nachhaltige Entwicklung zu geben. Die Studierenden werden eine Konzeptstudie erstellen. Ende April findet bereits die erste Exkursion ins Gebiet statt. Im Juni arbeiten die Studierenden zwei Wochen vor Ort.

Um genügend Kreditpunkte zu erhalten, werden die Studierenden nach zwei theorielastigen Master-Semestern eine Berufspraxis (6 Monate) absolvieren und die Masterarbeit schreiben. Um den Mastertitel mit Major „Wald- und Landschaftsmanagement“ zu erlangen, brauchen die Studierenden 120 Kreditpunkte. Die ersten Träger des neuen Titels werden die ETH im Sommer 2008 verlassen.


Fussnoten:
(1) Informationen zum Studiengang: www.env.ethz.ch/education/master



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