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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Im Gespräch
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Publiziert: 05.07.2001 06:00

Vortrag für die Privilegierten
Und er redete doch

Der öffentliche gedachte Vortrag "Öffentliche/private Partnerschaft im Zeitalter der Globalisierung" von Klaus Schwab erreichte wegen der Tumulte im ETH-Hauptgebäude nur die einladenden ETH-Alumni. Schwab sprach über die Herausforderungen, welche die Globalisierung stellt, und erwähnte erstmals öffentlich das Projekt "Engineers without frontiers", das vom World Economic Forum (WEF) initiiert wurde.

Von Christoph Meier

"Es geht nicht um ein Pro oder Kontra bei der Globalisierung. Denn Globalisierung ist ein Faktum", erklärte Klaus Schwab gestern Abend vor den ETH-Alumni im Dozentenfoyer der ETH (Der eigentlich öffentlich gedachte Vortrag fand hier statt, da Tumulte von Globalisierungsgegnern eine sichere Veranstaltung im Audimax verhinderten (1)). Der WEF-Gründer fuhr fort, dass es darum gehe, die negativen Begleiterscheinungen der Globalisierungen zu sehen, zu diskutieren und im Dialog dazu Lösungen finden. Schwab stützte diese Sichtweise, indem er eine Analogie zur Industrialisierung zog, die trotz Schwierigkeiten gleichfalls ein Erfolg gewesen sei.

Der grosse Irrtum

Der Ökonomieprofessor brachte als Argument für die positiven Seiten der Globalisierung an, dass relativ gesehen von 1970 bis im Jahre 2000 die Zahl der Armen abgenommen habe. Der grosse Irrtum bestehe darin, dass man glaube, die Globalisierung schaffe mehr Verlierer als Gewinner. Schwab ist sich aber auch bewusst, dass die Komplexität, der Strukturverfall sowie der zunehmende Wandel in allen Bereichen der Gesellschaft zu einem schleichenden Unbehagen und zu Frustration in weiten Teilen der Bevölkerung führt.

Die Mission

Die Probleme der Globalisierung seien die grosse Herausforderung unserer Zeit. So ist Schwab überzeugt, dass noch dieses oder nächstes Jahr der erste Mensch geklont wird. Eine Kanalisierung und die Schaffung von sozialen Gütern sei nötig. Dies geschehe ja auch schon teilweise, wie man an der Welthandelsgemeinschaft sehen könne. Doch braucht es auch private Initiativen - womit man beim WEF angelangt war. Dieses sei eine Organisation fürs 21. Jahrhundert. Hier erhielt der Vortrag eine missionarische Dimension. Denn Schwab sprach von den "zehn Geboten der globalen Agenda". Diese sollen einer globalen Vernetzung dienen, die alle Beteiligten, Unternehmen, Gewerkschaften, NGOs und andere einbeziehen muss. Als "Missions-Statement" des WEFs nannte Schwab, dass die Unternehmen und die zivile Gesellschaft - die nicht nur aus NGOs bestehe - partnerschaftlich den Zustand der Welt verbessern sollen.


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Schwab
Im Dozentenfoyer konnte er reden: Klaus Schwab gross

Anhand des erstmals öffentlich genannten Projektes "Engineers without frontiers" zeigte Schwab auch, dass das WEF nicht nur Visionen wälzt. Bei diesem Projekt hätten sich grosse Baufirmen dafür eingesetzt, dass eine Art globales Katastrophenhilfskorps entstehe. Nicht zu vergessen ist: Die wirschaftliche Potenz erleichtert die Realisierung solcher karitativer Unterfangen erheblich. So hat Bill Gates mit 800 Millionen Dollar ein Vakzinierung- und Immunisierunsgprojekt unterstützt.

Viele Fragen

Die Verschiebung ins Dozentenfoyer und der Ausschluss der Öffentlichkeit konnte natürlich auch Schwab nicht unkommentiert lassen. Seine Erklärung für den Anti-WEF-Proteste war, dass den Demonstranten die Grundlage ihres Tuns entzogen werde, weil das WEF die langrfristigen Ziele der Globalisierungsgegner schon angegangen habe. Eine Antwort auf mögliche Fragen war damit gegeben. Doch andere blieben. So stellt sich bei der Tatsache, dass es Gewinner und Verlierer gibt, die unbeantwortete Frage, was mit den Verlierern geschieht. Auch ist nicht so klar, wie viel von der geforderten Kooperation und Partnerschaft in einem auf Wettbewerb basierenden System möglich ist. Im Sinne des offenen Dialoges ist auch zu hoffen, dass nur die sich überstürzende Ereignisse der Grund dafür waren, dass die meisten Medienleute am verschobenen Vortrag nicht mehr dabei sein konnten.


Literaturhinweise:
World Economic Forum: www.weforum.org

Fussnoten:
(1) ETH Life-Bericht vom Tumult: Handgemenge vor dem Audimax



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