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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen Forschende aus dem Ausland Ohne Ausländer keine Spitzenforschung |
Published: 05.09.2001 06:00 Modified: 02.10.2001 12:57 |
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Von Luciano Carraro
Die ETH steht bei der Rekrutierung von Spitzenkräften in weltweiter Konkurrenz. Die besten Köpfe werden von immer mehr Spitzenuniversitäten umworben und entscheiden sich für den für sie günstigsten Arbeitsort. Die Auswahlkriterien mögen von Person zu Person ändern, aber Bedingungen wie Infrastruktur, Betreuung und Entlöhnung einer bestimmten Hochschule sind wohl für alle wichtig. Die Forschung ist schon lange global, Forschungsergebnisse sind rund um die Welt verfügbar. Ebenso mobil sind auch die Forschenden selber. Die bedeutendsten Forschungsstätten ziehen qualifizierte Fachkräfte an, von denen die Standorte nur profitieren. Heirat obligatorischWomit sehen sich ausländische ForscherInnen konfrontiert, wenn Sie sich dazu entschieden haben, ihren Lebensmittelpunkt in die Schweiz zu verlegen und konkrete Schritte für die Einreise einleiten? Lange vor Arbeitsantritt, sei es für ein Doktorat oder für einen Professorenposten, müssen sie beim Migrationsamt (früher Fremdenpolizei) eine Arbeitsbewilligung beantragen. In der Regel beträgt die Bearbeitungszeit mindestens sechs Wochen, wobei amtliche Nachfragen aus verschiedenen Gründen immer möglich sind. Diese verursachen weitere Verzögerungen. Meistens wird dem Antrag entsprochen, aber es gibt noch andere Hindernisse. Ist man zum Beispiel nicht verheiratet, dürfen Lebenspartner und Kinder nicht mit einreisen. Wegen dieses Umstands haben schon viele auf eine Arbeit an einer Schweizer Hochschule verzichtet. Die Hochschulen müssen in solchen Fällen auf die zweite oder dritte Wahl zurückgreifen, mit entsprechendem Schaden für die Forschung. Weniger wichtig als Cabaret-Tänzerinnen?Die Schweiz braucht im eigenen Interesse eine neue, massgeschneiderte Zulassungspraxis für ausländische Mitarbeiter an Hochschulen. Gastarbeiter in der Landwirtschaft und sogar Cabaret-Tänzerinnen unterliegen besonderen Regelungen - da müssen auch die Hochschulen ihre Berücksichtigung finden. Immerhin sind Spitzenforscher wegen ihrer Spezialisierung nicht untereinander austauschbar, und es geht oft um Personen, die im Privatleben ihre eigenen Werte und Vorstellungen leben möchten. Ihnen nur deswegen Steine in den Weg zu legen und sie von einem Job in der Schweiz abzuhalten, ist sehr unklug. Sie sind für unsere Volkswirtschaft wichtig und verdienen eine Sonderstellung.
Nur ein Sonderstatus ist imstande, die Bedürfnisse der Hochschulen zu befriedigen. Die Zulassung der AusländerInnen mit Lebenspartnern und Kindern muss grosszügig gehandhabt werden und rasch vonstatten gehen. Dafür muss politisch endlich die Abwehrhaltung gegenüber Ausländern überwunden und ein Klima geschaffen werden, in dem sich Ausländer willkommen fühlen. Kontaktstelle bitter nötigAuch die Hochschulen könnten durch handfeste Hilfe bei der Bewältigung der Bürokratie und bei der Wohnungssuche, gerade angesichts bei der heutigen Wohnungsnot, noch einiges mehr zur Erleichterung der Einreise beitragen. Eine Kontaktstelle zur Armee hat die ETH bereits; mindestens so wichtig wäre eine Kontakt- und Beratungsstelle zum Migrationsamt, die ausländischen ETH-Mitarbeitern den Papierkrieg abnimmt. Denn wer sich wie heute allein mit den Schikanen bei der Einreise und bei der Wohnungssuche herumschlagen muss, wird sich den Wechsel nach Zürich zweimal überlegen.
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