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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 06.09.2006 06:00

Wie haben Sie’s mit der Kultur?

Von Rudolf Mumenthaler

In den letzten Wochen hatten wir mehrfach Gelegenheit, an der ETH Zürich dem Thema Kultur zu begegnen: unter anderem bei der Eröffnung der Bibliothek Oechslin in Einsiedeln, der Ausstellung zum Expressionismus in der Graphischen Sammlung, bei der Einweihung von Kunstwerken im CAB oder anlässlich der Gründung der Stiftung Archiv für Zeitgeschichte. Mehrfach hat dabei ETH-Präsident Ernst Hafen betont, wie wichtig die kulturellen Leistungen für die gesamte Hochschule seien. Das hat mich in meiner Rolle als Vorsitzender der Kulturgüterkommission natürlich sehr gefreut. Doch die Probe aufs Exempel wird erst noch kommen, wenn es darum geht, die für Kulturvorhaben notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Dann wird sich zeigen, wie’s die ETH mit der Kultur hat – oder anders formuliert, wie viel der Hochschule ihre Kultur wirklich wert ist.

Mir ist klar, dass an einer technischen Hochschule Kultur nicht per se eine hohe Wertschätzung geniesst – auch wenn dies Semper in seinem Spruch an der Nordfassade des Hauptgebäudes behauptet: „Es wäre nicht wert, geboren zu werden, wenn nicht für Wissenschaften und Künste.“ (1) Diese Anerkennung müssen wir uns erst erarbeiten. Im Alltag bedeutet dies für uns, dass wir unsere Schätze nicht einfach nur hüten dürfen. Natürlich gehört es zu unserem Auftrag, die uns anvertrauten Kulturgüter sorgfältig aufzubewahren, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Ein grosser Teil unserer Arbeit zielt genau darauf, indem wir konservieren, archivieren und inventarisieren.

Doch als reine Schatzkammer würde keine unserer Sammlungen und keines unserer Archive auf Dauer überleben. Entsprechend verstehen wir uns zum einen als Dienstleister für Lehre und Forschung, zum andern als Schaufenster der ETH zur Öffentlichkeit. Noch besser gelingt dies mit vereinten Kräften. Dieses Ziel verfolgt die letztes Jahr ins Leben gerufene Kulturgüterkommission. Nachdem wir als erste Aktivitäten eine gemeinsame Homepage (2) und ein viel beachtetes Plakat geschaffen haben, gehen wir nun einen Schritt weiter: Ab September wird bis Ende 2007 eine gemeinsame Reihe von Abendführungen aller Archive und Sammlungen durchgeführt. (3) Weitere Aktivitäten sind geplant, und ich hoffe sehr, dass uns die dafür benötigten Mittel zugesprochen werden.

Um auf die im Titel gestellte „Gretchenfrage“ (4) zurückzukommen: Wie Sie’s mit der Kultur haben, können Sie dadurch beweisen, dass Sie sich für unsere kulturellen Aktivitäten interessieren und daran teilhaben. Nutzen Sie unsere Führungen, Ausstellungen, konventionellen und elektronischen Angebote! Verschaffen Sie sich selbst ein Bild von den Kulturgütern, die an der ETH betreut und vermittelt werden! Haben Sie schon einmal daran gedacht, einer Besucherdelegation eine Führung durch eine Bibliothek, Sammlung oder ein Archiv anzubieten?


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Rudolf Mumenthaler, Leiter der Spezialsammlungen der ETH-Bibliothek und "ETH Life"-Kolumnist.

Derartige Anlässe fanden bisher immer ein sehr positives Echo bei den Besuchern. Wir sind auch bereit, im Rahmen einer wissenschaftlichen Veranstaltung eine allgemeine oder dem Thema angepasste Führung anzubieten. Es sind sogar schon Ausstellungen auf diese Weise geplant und durchgeführt worden. Nutzen Sie diese Möglichkeiten! Mit Ihrem Interesse beweisen Sie, dass Ihnen die Kultur an der ETH ein echtes Anliegen ist und dass es sich lohnt, in ihre Vermittlung zu investieren.


Zum Autor

Rudolf Mumenthaler war Assistent am Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte an der Uni Zürich, als er sich für seine Dissertation in ein wissenschaftsgeschichtliches Thema vertiefte: in das Wirken von Schweizer Gelehrten im russischen Zarenreich. Insofern scheint konsequent, dass er 1997 die Leitung der Wissenschaftshistorischen Sammlungen der ETH-Bibliothek übernehmen konnte, obschon die Arbeit an einem Lehrstuhl nicht wirklich mit derjenigen in einem wissenschaftlichen Dienstleistungsbetrieb zu vergleichen ist. Seit 1999 ist Mumenthaler Leiter der Spezialsammlungen der ETH-Bibliothek, zu der die Sammlungen Alte Drucke, Archive und Nachlässe, Bildarchiv und Kartensammlung gehören. Seit 2005 ist er zudem Präsident der Kulturgüterkommission. Sie koordiniert die gemeinsamen Aktivitäten aller Sammlungen und Archive und berät die Schulleitung in Fragen der Kulturgüter.

„Die Arbeit mit den überaus vielseitigen Sammlungen der ETH-Bibliothek ist ungemein spannend", sagt Mumenthaler. Allerdings genüge es nicht, dass man diese wertvollen Bestände hütet und bewahrt . Klar im Vordergrund stehe, dass sie den interessierten Benutzern zur Verfügung gestellt werden. „Den Schwerpunkt bilden heute deshalb die Entwicklung neuer elektronischer Dienstleistungen, die Digitalisierung ausgewählter Bestände und die Durchführung aussenwirksamer Aktivitäten – also eigentlich das Marketing.“ Das Umfeld an der ETH biete potentiell unzählige Möglichkeiten, um mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Sparten zusammenzuarbeiten, findet Mumenthaler. "Dieses Potential auszuschöpfen ist mir ein grosses Anliegen. Am ehesten gelingt dies in übergeordneten Programmen, wie etwa ETH World und Science City."




Fussnoten:
(1) Siehe dazu den "ETH Life"-Bericht "Sempers Hochburg der Bildung vom 18. Dezember 2003: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/semperbau.html
(2) Zum Auftritt der der ETH-Sammlungen gelangen Sie unter: www.ethz.ch/libraries/collections
(3) Zu diesen Angeboten siehe: www.abendfuehrungen.ethz.ch
(4) Dazu siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gretchenfrage



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