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Rubrik: News
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Publiziert: 27.09.2005 06:00

10 Jahre Kompetenzzentrum für Analytische Chemie
Analytiker blicken kritisch in Zukunft

(per)1995 haben sich mehrere Institute aus dem gesamten ETH-Bereich zum Kompetenzzentrum für Analytische Chemie (CEAC) zusammengeschlossen. Gestern haben sie das 10-jährige Bestehen mit einer Jubiläumsveranstaltung im Hauptgebäude gefeiert. Und dabei auch die Zukunft des Kompetenzzentrums in Frage gestellt.

Analytik für verschiedene Richtungen

Selten kommen an einer Tagung Forscherinnen und Forscher aus so vielen verschiedenen Bereichen zu Wort. Vertreter von Umweltwissenschaften, Atmosphärenchemie, Pharmazie, organischer Chemie und Pflanzenwissenschaften liessen am Montag die departementalen Schranken fallen und referierten zu ihren Themen. Ihre Gemeinsamkeit: Sie alle nutzen und brauchen die Werkzeuge der Analytischen Chemie, um zu ihren Resultaten zu kommen.

Aus diesem Grund wurde das CEAC vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben. Ziel war es, die Gruppen des ETH-Bereichs, die an oder mit chemischer Analytik arbeiteten, unter ein Dach zu bringen, Wissen auszutauschen sowie die Zusammenarbeit zu fördern. Das CEAC verfolgte aber auch eigene Projekte, von denen drei im Moment am Laufen sind. Dazu gehört unter anderem ein Forschungsvorhaben über die Zusammensetzung und Reaktivität von organischen Aerosol-Partikeln, das die ETH zusammen mit dem Paul Scherrer-Institut (PSI) durchführt. (1)

CEAC wird weitergeführt

Finanziert wird das CEAC zu gleichen Teilen von den beteiligten Institutionen EAWAG, EMPA, ETH und PSI. Ende 2007 laufen diese Mittel aus. Gedanken über die Zukunft haben sich die Forscher aber bereits an der gestrigen Tagung gemacht. Denn seit ein paar Jahren stellt Renato Zenobi, Vorsitzender des CEAC und Professor für Organische Chemie, sinkende Teilnehmerzahlen bei Seminaren und Workshops fest und leitet daraus auch ein geringeres Interesse am CEAC ab. Auch sei es bis heute nicht gelungen, ein grosses Prestigeprojekt anzupacken, sagt der ETH-Professor. Die Leitung hat deshalb laut darüber nachgedacht, das CEAC aufzulösen. Die Tagung hat aber gezeigt, dass durchaus Interesse und der Wunsch bestehen, dass das Kompetenzzentren weiterbesteht.


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Zenobi wird deshalb in einem ersten Schritt die Seminare wieder im ETH-Zentrum statt im Hönggerberg durchführen. Die Workshops orientieren sich in Zukunft nur noch an Themen. Die Finanzierungsfrage, die sich ab 2007 stellt, möchte Zenobi mit einem Grossprojekt lösen. Viel Potenzial liegt seiner Meinung nach in der Proteinforschung und in der Nanodiagnostik. Er könne sich zum Beispiel ein Projekt in der chemischen Diagnostik von Nanomaterialien vorstellen, sagt der ETH-Professor gegenüber „ETH Life“.


Chemische Analytik: Dienstleistung oder Wissenschaft?

Viele Wissenschaftler sehen in der chemischen Analytik nur ein Mittel zum Zweck. Hier der Analytiker, der ein kompliziertes Messgerät beherrscht, dort der Wissenschaftler, der die Daten interpretiert und veröffentlicht. Gegen dieses Verständnis haben sich die Teilnehmer der CEAC-Tagung gewehrt. Beides müsse Hand in Hand gehen. Viele Fragen der Biologie liessen sich nur lösen, wenn die entsprechende Analytik besteht oder gar erst entwickelt wird. „Die Umweltwissenschaften können die Analytik benutzen, um zu verstehen, was Moleküle in der Umwelt tun“, sagte Professor René Schwarzenbach. Dazu müssten die Methoden der Analytik angewandt und weiterentwickelt werden. Eine ähnliche Rolle für die Analytik (und das CEAC) sieht Pflanzenwissenschaftler Wilhelm Gruissem. In der Biologie und der chemischen Analyse sehe er "unglaubliche Synergien". „Die Biologie allein bringt die Vielfalt der Moleküle nicht auf den Punkt“, sagte er. Lücken sehen die CEAC-Mitglieder in der Ausbildung des Nachwuchses. Schwarzenbach sprach gar von einem „Analytikersterben an den Hochschulen“. Die Idee, die das Problem lindern könnte: chemische Analytik könnte einen Masters-Lehrgang in Naturwissenschaften ergänzen. Die CEAC-Forscher waren sich einig, dass chemische Analytik nur in Zusammenhang mit Forschung gelehrt werden darf, um den Nachwuchs dafür zu begeistern. Es sei doch intellektuell und technisch eine Herausforderung, eine ganz neue Methode zu entwickeln, um gewisse Moleküle analysieren zu können, die vorher noch niemand habe messen können, warb Schwarzenbach für die chemische Analytik.




Fussnoten:
(1) Zusammenfassungen der Forschungsprojekte des CEAC unter: www.ceac.ethz.ch/



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