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Rubrik: News Innovation: Thema des Schweizer Ökonomentags an der ETH Auch Weltmeister müssen trainieren |
Published: 06.10.2003 06:00 Modified: 05.10.2003 21:52 |
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(nst (mailto:norbert.staub@sl.ethz.ch) ) Ökonomen in solcher Dichte seien an der ETH „ein seltenes Phänomen“, sagte Ulrich Suter in seiner Begrüssung zum fünften Schweizer Ökonomentag am vergangenen Donnerstag. Dennoch: das am letzten Donnerstag nur teilweise gefüllte Audimax muss beim veranstaltenden Schweizerischen Verband Akademischer Volks- und Betriebswirtschaftler (vav) (1) den Wunsch nach mehr geweckt haben. Zum Tagungsthema „Innovation in schwierigem Umfeld“ stellte Suter fest, dass die ETH seit langen Jahren mit Hunderten von Wirtschaftspartnern eine funktionierende Forschungs-Zusammenarbeit pflege. Dabei gehe es nur zum Teil um Finanzierungen zur Forschungsförderung. Mindestens so wichtig sei der Wissensfluss in beide Richtungen sowie die Tatsache, dass es hauptsächlich die Wirtschaft sei, die das wertvollste ETH-„Produkt“, die Absolventen, als Arbeitskräfte aufnehme. An der Schnittstelle zwischen Forschung und Markt sind aus der ETH seit 1987 rund 120 Spin-off-Firmen hervorgegangen, von denen heute noch 110 existieren. Lieber perfekt als neuMit Beat Hotz-Hart lieferte anschliessend der laut dem Veranstalter in der Schweiz „bestinformierte Mann zum Thema Innovation“ die Keynote. Hotz-Hart ist Professor für Volkswirtschaft und Wirtschaftspolitik an der Uni Zürich und gleichzeitig Vizedirektor des Amts für Berufsbildung und Technologie (BBT). Er bescheinigte der Schweiz zwar eine generell hohe Innovationsquote. Mit der konjunkturellen Schwäche seit 1996 sei diese Innovationsfreudigkeit aber im Abnehmen begriffen. Schweizer Produktinnovationen zeichne aus, dass sie eher Bestehendes perfektionierten als dass sie wirkliche Marktneuheiten darstellten. „Was wir tun, tun wir gut“, bilanzierte Hotz. "Aber: Auch ein Weltmeister muss trainieren, sonst verliert er seine Spitzenposition." Es gehe jetzt darum, neue Geschäftsfelder und damit zu neuer Dynamik zu finden. Beat Hotz-Hart nannte als Hoffnungsträger die bekannten Felder Life Sciences und Nanotechnologie, zudem Anwendungen der Informationstechnologie. Mehr Potential ortete Hotz-Hart in der noch zu steigernden wirtschaftlichen Ausnutzung des Schweizer Wissenspools. „Wir haben das teuerste Bildungssystem der Welt, aber nicht unbedingt das effizienteste. Da ist einiges herauszuholen.“ ETH-Absolventen als innovative UnternehmerDass es in der Schweiz dennoch innovative, insbesondere durch findige ETH-Absolventen gegründete Unternehmen gibt, zeigten einige Erfolgsgeschichten, die am Ökonomentag vorgestellt wurden. Zum Beispiel Sensirion, mittlerweile ein Vorzeige-Spin-Off der ETH, der intelligente Sensoren für vielfältigste Zwecke herstellt; oder AutoForm, ein Unternehmen, das heute den Softwaremarkt der Fertigungsplanung für die Autoindustrie beherrscht. Osteuropa als "verlängerte Werkbank"?Den Blick auf wenig erschlossene Tätigkeitsfelder für hiesige Unternehmen öffnete der Volkswirt Franz Peter Lang, Professor an der TU Braunschweig. Ostmitteleuropa, so Lang, werde mit der EU-Erweiterung vom 1. Mai 2004 noch näher an Westeuropa heranrücken. Mit Polen, das fast 40 Millionen Einwohner zählt, trete ein grosses, bereits stark modernisiertes und intensiv mit Deutschland verbundenes Land in die EU ein. Als „verlängerte Werkbank“ eigne Polen sich demnach kaum mehr. Der Integrationsdruck werde innert Kürze die Produktionskosten hochschnellen lassen. Auch das um einiges kleinere und weniger modernisierte Bulgarien sei beim Handel bereits enorm EU-orientiert. Vorderhand sei dort eine Produktionstätigkeit dank der guten und qualifizierten Arbeitskräfte noch vorteilhaft. Anders die Ukraine. Verlässliche staatliche und wirtschaftliche Strukturen seien in diesem Land, das in seinen Beziehungen trotz Problemen auf Russland hin orientiert sei, erst im Entstehen. Hingegen ist der Nepotismus hier laut Lang noch stark ausgeprägt, der technologische Rückstand und der Deregulierungsbedarf überall gross. Interessant sei das Land für Low-Tech-Produktionen und als Brückenkopf zum grossen russischen Markt. Footnotes:
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