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Rubrik: News |
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Passionskonzert des Vokalensembles “colla voce” Farbige Passion |
(oo) “Daran (am Himmel), nachdem die Wasserwogen von unsrer Sündflut sich verzogen, der allerschönste Regenbogen als Gottes Gnadenzeichen steht.” So heisst es in einer Arie der Johannespassion von Johann Sebastian Bach. Dieses Werk führten “colla voce”, das Vokalensemble der Uni und ETH Zürich, und das Barockorchester Arlesheim letzten Samstag auf. Auch wenn das garstige Wetter auf dem Weg zur Kirche Fluntern keine solchen Naturphänomene zuliess, spannten die Musizierenden für die zahlreich erschienenen Zuhörer akustisch einen farbigen Bogen mit Bachs Meisterwerk. Lebendige Zwischenrufe In Rezitativen erzählte der Evangelist – ein hervorragender David Munderloh – die Geschichte von Jesu Gefangennahme bis zu dessen Kreuzigung und Tod. Seine Erzählung wurde dabei mit stürmischen Zwischenrufen des Chors, aber auch mit lyrischen Stücken und solistischen Arien ergänzt. Die Solopartien übernahmen dabei Marina Bartoli, Sopran, Christina Metz, Alt, Clemens Morgenthaler und Kurt Widmer, beide Bass. Die Solisten standen verteilt zwischen Chor und Instrumentalisten, was sich vor allem in den Dialogen bewährte. “Colla voce” sang in stimmlich gemischter Aufstellung. Das Vokalensemble unter der Leitung von Lukas C. Reinitzer überzeugte durch eine ausdrucksvolle, lebendige Interpretation der Texte. Die sichere Intonation und die klare Aussprache blieben sowohl in bewegten als auch in andächtigeren Teilen der Passion erhalten. Aufführung wie zu Bachs Zeiten Das Barockorchester Arlesheim untermalte die gesungenen Partien mit dem warmen Klang historischer Instrumente. Die wechselnde Begleitung der Rezitative, mal mit Cello und Orgel, mal mit Traversflöten und Lauten, war erfrischend. Allerdings kam es stellenweise zu kleinen Koordinationsprobleme zwischen Solisten und dem Basso Continuo. Möglicherweise brauchten die Ohren von Zuhörern, die sonst die temperierte Stimmung der Instrumente gewohnt sind, auch etwas Zeit, um sich mit der alten Stimmung anzufreunden. Doch die so hörbaren Dissonanzen akzentuierten den Inhalt der Leidensgeschichte Christi. Insgesamt trug die Besetzung mit dem 24-köpfigen Chor und dem etwas kleineren Orchester etwa denjenigen Möglichkeiten Rechnung, die Bach wahrscheinlich zu seiner Zeit vorfand.
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Nach gut zwei Stunden, die rasch vergingen, endete die Passionsmusik mit dem wunderschönen, besänftigenden Schlusschor “Ruht wohl”, gefolgt von einer Variation über das Kirchenlied “Christe, du Lamm Gottes.” Nach einem Moment der Stille folgte ein lange anhaltender, verdienter Applaus für alle Aufführenden. Die besungene Schönheit des Regenbogens hatte eine musikalische Entsprechung gefunden.
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