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Rubrik: News
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Publiziert: 30.06.2005 06:00

Über die Schattenwirtschaft in der Schweiz wurde am KOF diskutiert
Schattenwirtschaft in der Schweiz

(sb) Am vergangenen Dienstag hat sich der österreichische Ökonom Friedrich Schneider an der Konjunkturforschungsstelle der ETH in einem Referat mit der Frage auseinandergesetzt, ob und weshalb es auch in der Schweiz eine Schattenwirtschaft gibt. Seine Schätzung, wonach die das nicht deklarierte Einkommen rund 9 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausmacht, wurde von den anwesenden Experten mit Vorbehalt bedacht.

Unbestritten sei, dass die Schweiz eine Schattenwirtschaft habe. Deutlich wurde im Referat von Friedrich Schneider aber, dass dieser unbeobachtbare Bereich der Volkswirtschaft in der Schweiz deutlich kleiner ist als in den Nachbarstaaten Österreich oder Deutschland und seit mehreren Jahren nun schwach rückläufig ist. Aufgrund seiner Annahmen ging Schneider in seinem Referat davon aus, dass der Umfang der Schattenwirtschaft in der Schweiz rund 38.7 Mrd. Franken oder neun Prozent des BIP ausmache. Verschiedene Experten hielten diese Schätzung am Forschungskolloquium im KOF allerdings für zu hoch. Die Sektoren, in denen Schwarzarbeit überhaupt möglich sei, seien in der Schweiz viel zu klein, hielt etwa ein anwesender Ökonom fest.

Doch Schneider hat nicht nur untersucht, welchen Anteil die Schattenwirtschaft am BIP ausmacht, sondern auch, wie das Delikt in der Bevölkerung bewertet wird. Dabei zeigt sich, dass Schwarzarbeit als Kavaliersdelikt gilt.


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Besonders interessant ist, dass zahlreiche befragte Personen angaben, dass man auf die Dienstleistung in der offiziellen Wirtschaft verzichten müsste, welche man in einer Schattenwirtschaft nachfragt. Interessant ist dieses Resultat deshalb - wie Schneider in seinem Referat ausführte - weil sie der Ansicht vieler Politiker widerspricht, die davon ausgehen, dass man ohne Schwarzarbeit Vollbeschäftigung hätte. „Schwarzarbeit ist damit gesellschaftsfähig“, so Schneider weiter. Vollkommen vertrauen wolle er aber dieser Aussage noch nicht.

Die Messung des Ausmasses schattenwirtschaftlicher Tätigkeiten ist nicht einfach. Dabei stellt sich nicht zuletzt die Frage, welche Aktivitäten überhaupt zur Schattenwirtschaft zählen. Schneider berücksichtigte in seiner Schätzung ausschliesslich nicht deklariertes Einkommen aus der Produktion legaler Arbeiten, Güter und Dienstleistungen – also lohnwirksame Arbeiten, die grundsätzlich steuerbar wären.

Beachtung findet das Thema der Schattenwirtschaft, weil ihr Ausmass in den letzten Jahren in beinahe allen OECD-Staaten stark zugenommen hat. Die Ursachen dafür sind laut einem Arbeitspapier der Eidgenössischen Steuerverwaltung vielfältig. Zum einen hängen sie mit der ausgedehnten Staatsaktivität durch Steuern, Sozialversicherungsabgaben oder Regulierungsdichte zusammen. Zum andern wird das Ausmass der Schattenwirtschaft aber auch von Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt beeinflusst.




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