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Rubrik: News
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Publiziert: 25.09.2003 06:00

Rationalisierung im Wald
Naturnahe Waldbewirtschaftung kann sich lohnen

Wie gross ist das Rationalisierungspotenzial bei den biologischen Aspekten der Waldbewirtschaftung? Mit dieser Frage beschäftigten sich 45 Waldexperten Mitte September an der Jahrestagung der Sektion Waldbau im Deutschen Verband Forstlicher Forschungsanstalten in Birmensdorf. Die Professur Waldbau der ETH Zürich und die Abteilung Strategien Waldentwicklung der Eidg. Forschungsanstalt WSL organisierten die Tagung.

Von Peter Brang

Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte manche Schweizer Berggemeinde einen Steuerfuss von Null Prozent. Die Einnahmen aus dem Wald machten dies möglich. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. Die Holzpreise sind in den Keller gerutscht, die Löhne hingegen massiv gestiegen. Für viele Waldbesitzer wurde die Waldbewirtschaftung zum Defizitgeschäft. Daher wird seit vielen Jahren rationalisiert: Es wird umstrukturiert, umorganisiert, mechanisiert.

Doch auch bei den waldbaulichen Eingriffen besteht Sparpotenzial. „Biologische Rationalisierung“ heisst das Zauberwort: Die natürliche Waldentwicklung laufen lassen und nur dann steuernd eingreifen, wenn das Produktionsziel gefährdet ist, wenn die Eingriffe wirksam sind und sich auch langfristig ökonomisch auszahlen. Die Pflege junger Wälder steht dabei im Vordergrund. Bis die Bäume etwa 40 Jahre alt sind, entwickeln sich Wälder sehr dynamisch: In der Kinderstube des Waldes sind es oft zehntausende von Bäumchen, die auf einem Hektar stehen. Doch die meisten von ihnen bleiben auf der Strecke, denn nur wenige hundert davon haben in einem alten Wald Platz. Welche das sind, bestimmt die Konkurrenzkraft der Bäume – und der Mensch mit waldbaulichen Eingriffen. Dabei wird die Waldentwicklung so gesteuert, dass sich standortsgerechte, stabile, vitale Bäume mit guter Holzqualität durchsetzen.


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Tagungsteilnehmer in einer Jungwald-Versuchsfläche im Lehrrevier der ETH am Üetliberg, im Vordergrund rechts: Jean-Philippe Schütz, ETH-Professor für Waldbau. gross

Zwei Trends schälten sich an der Tagung heraus: Erstens sollen sich Eingriffe auf ein Minimum beschränken. Nicht die ganze Jungwaldfläche wird behandelt; vielmehr werden gezielt nur 50 bis 200 Zukunftsbäume pro Hektar gefördert. Dies zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Eingriff gleichzeitig hochwirksam und wenig aufwändig ist. Mit dieser Vorgehensweise lassen sich massiv Kosten einsparen.

Und damit ist der zweite Trend angesprochen: Jeder Eingriff muss sich finanziell auszahlen. Ob das der Fall ist, wird mit Investitionsrechnungen geprüft. Mit ökonomischen Ansätzen wird die Rendite unterschiedlicher Verfahren über 30 bis 50 Jahre verglichen. Wegen dieser langen Zeiträume wurden ökonomische Methoden in der Waldbewirtschaftung früher mit Skepsis betrachtet. Doch die an der Tagung präsentierten Forschungsresultate lassen hoffen: Eine naturnahe Waldbewirtschaftung kann sich durchaus lohnen.




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