|
Rubrik: Science Life |
Print-Version
|
Interview mit der ETH Müesli-Forscherin Karina Fischer "Der Kick am Morgen" |
Fette und Eiweisse stabilisieren den Blutzucker- Stoffwechsel und damit die kognitive Leistung. Grund genug für die ETH Ernährungswissenschaftlerin Karina Fischer zu überprüfen, welche Nahrungsbestandteile ein optimales Frühstück ausmachen. Im Interview mit ETH Life erzählt sie die Details zum neuen Müsli für "Kopfarbeiter". Mit der Müesli-Forscherin Karina Fischer sprachen Jakob Lindenmeyer und Christoph Meier. Frau Fischer, wie "zmörgelen" Sie als Frühstücks-Expertin? Zum Frühstück esse ich meist ein Joghurt, dazu etwas Obst oder ein Stück Brot. Ich schaue darauf, dass ich immer genügend Eiweiss in meinem Frühstück habe, beispielsweise mit einem Milchprodukt. Die Blutzuckerwerte steigen so langsamer an und flachen nachher allmählich wieder ab, ähnliche wie beim Verzehr von Nahrungsfasern. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel weitgehend konstant und sorgt im Gegensatz zum üblichen eiweissarmen Frühstück für eine länger anhaltende Sättigung und eine konstantere Energieversorgung. Das verhindert, dass man nach zwei bis drei Stunden in ein Leistungsloch fällt. Kasten rechtsIst die Zusammensetzung des Frühstücks für die tägliche Arbeit tatsächlich so bedeutend? Oder war das nur bei den in Ihrer Studie (siehe ) getesteten jungen Studenten so? Die Erfahrung zeigt, dass Männer generell am wenigsten sensibel sind. Wenn wir also schon bei gesunden jungen Männern mit einer bestimmten Müesli-Mischung einen Effekt erzielen, dann könnte die Wirkung bei sensibleren Gruppen wie Frauen, Kindern oder Senioren sogar noch ausgeprägter sein. Ist denn der "Zmorge" der Durchschnittsbevölkerung wirklich so schlecht? Viele schauen zu kurzfristig: Wichtig ist den Leuten primär der Kick am Morgen. Dabei ergeht es einem nach einem kohlenhydratreichen Frühstück ähnlich wie nach einem Kaffee oder einem Schokoriegel: Kurzfristig geht's einem gut, aber nach ein bis zwei Stunden fällt man in ein Loch. Negative Auswirkungen kann auch ein Frühstück mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten zusammen mit Kaffee haben. Da sackt man nach einigen Stunden wirklich ab. Würden Sie denn ein Englisches Frühstück mit Eiern und Speck dem kontinentaleuropäischen Brot mit Konfitüre oder Honig vorziehen? Von der Zusammensetzung her sicher. Allerdings nur, wenn man überwiegend kognitiv und nicht körperlich tätig ist und nach zwei bis drei Stunden nicht in ein Leistungsloch fallen will. Doch es muss nicht unbedingt gerade ein Englisches Frühstück sein. So gibt es beispielsweise in der Schweiz viele Leute, die beginnen den Tag mit einem Birchermüsli. Mit viel Milch oder Joghurt und Nüssen ist das fast schon optimal. Konzentrieren Sie sich darum bei der Suche nach dem optimalen Frühstück grad aufs Müesli? ...Es könnte ja auch ein Kraftgetränk oder ein Riegel sein... Klar. In einem Riegel hat man den Vorteil, dass keine Milch zugegeben wird und man so die Nährstoffe optimal mischen kann. Generell wollen wir etwas entwickeln, dass sich auch verkauft. Bisher haben die Müesli-Hersteller einfach nur unterschiedlich rasch verfügbare Zuckerquellen gemischt. Ein solcher Energy-Mix wird dann auf den Müesli-Schachteln jeweils mit komplizierten Energie- beziehungsweise Blutzuckerkurven vermarktet. Auf die Idee, in ein Müesli für "Kopfarbeiter" statt nur Zuckerquellen auch mal verstärkt Fette und Eiweisse zu mischen, scheint bis jetzt noch niemand gekommen zu sein. Kann man Ihr Wunder-Müesli schon bald im Laden kaufen? So schnell geht das natürlich nicht. In der Müesli-Produktion arbeiten wir mit der Obwaldner Firma "bio-familia AG" zusammen, die sich auf Bio-Müesli spezialisiert hat. Nach Ermittlung der optimalen Nährstoff-Zusammensetzung kommen dann zuerst noch die Geschmacks-Designer ans Werk. Die machen dann das Müesli noch richtig knusprig.
|
War Ihr Müesli denn so ungeniessbar? Nein. Im Gegenteil. Wir haben die 22 Versuchspersonen mit Fragebögen auch den Geschmack unserer Müesli-Mischungen bewerten lassen und sie haben es alle sehr gern gegessen. Interessant war, dass das eiweissreiche Müesli, welches in den Tests konstantere Leistungen erzielte, auch geschmacklich am besten ankam. Haben Sie uns zum Schluss noch einen Frühstücks-Tipp? Frühstück ist etwas sehr Individuelles. Ein Bürolist benötigt eine andere Nährstoffzusammensetzung als ein Bauarbeiter. Jeder sollte selbst herausfinden, was für ihn die optimale Nährstoffzusammensetzung ist. Das geht am einfachsten, indem man mal die beiden Extreme "kohlenhydrat-" versus "eiweissreich" abklärt. Beispielsweise nimmt man als "Kopfarbeiter" an einem Tag ein kohlenhydratreiches Frühstück mit Brot und Konfitüre zu sich, am nächsten Tag dann ein eiweissreiches mit Milch, Joghurt und Käse. Nach jeweils ein bis drei Stunden sollte man darauf achten, wie gut man sich auf die Arbeit konzentrieren kann.
|
|||||||||||||
Literaturhinweise:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |