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Rubrik: Science Life |
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ETH-Forschung über Innovationsprozesse bei open-source-Software Idealismus rentiert |
(nst) Entwickler-Communities von freier und open-source-Software schaffen Programme, deren Verwendung, Veränderung und Weitergabe jedermann freisteht. Am ETH-Departement Management, Technologie und Ökonomie wird untersucht, wie die verteilte Software-Entwicklung durch die User funktioniert. In seinen durch den Nationalfonds unterstützten Studien hat Georg von Krogh, Professor für Strategisches Management und Innovation, mit seinem Team festgestellt, dass der Innovationsprozess bei open-source-Software jenem der Wissenschaft recht nahe kommt. (1) Denn in beiden Sphären liege die Motivation in der Aussicht auf nicht-monetäre Gewinne wie etwa Reputation und Wissen. Alternative Anreize Bei open-source-Software führe dieses Modell des öftern dazu, dass Entwickler zur Produktion einer Software beitragen ohne dafür ein Honorar zu erhalten, so von Krogh. Anreize, um Zeit und Kompetenzen in die Herstellung von freier Software zu investieren, seien die Interaktion mit ihrer Community, das Aneignen von Kenntnissen, die Anerkennung durch die Peers und die Einflussnahme auf die Technologie. Dabei ist dieser Bereich alles andere als eine Randerscheinung: Fast zwei Drittel der weltweit 88 Millionen Server, welche der aktuelle „Netcraft Survey“ erfasst hat, laufen mit dem open-source-Webserver Apache. (2) Andere stark verbreitete open-Source-Produkte sind das Betriebssystem GNU Linux, der Webbrowser Firefox oder die Datenbank MySQL.
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Das Forschungsfeld Innovation durch open-source-Software ist wie das Phänomen selbst natürlich noch sehr jung. Als Beitrag zu dessen Aufbau hat Georg von Krogh gemeinsam mit Eric von Hippel, Professor an der Sloan School of Management am MIT, eine Sondernummer der Fachzeitschrift „Management Science“ herausgegeben. Darin wird zum Beispiel gezeigt, dass Unternehmen sich flexibel an die Gegebenheiten der open-source-Entwicklung anpassen. Umgekehrt hat auch der Idealismus der Entwickler seine Grenzen. Diese leisten nicht nur dann mehr, wenn sich ihr Status in der Community verbessert, sondern auch wenn sie für ihre Beiträge bezahlt werden. Kommerzielle kontra freie Software Ein anderer Beitrag der Zeitschrift beleuchtet das Verhältnis von Microsoft, dem Marktleader bei kommerzieller Software, zu seinem open-source-Herausforderer Linux. Obwohl auf den ersten Blick der Marktvorteil klar auf Seiten des Gratis-Anbieters Linux liegt, habe Microsoft langfristig durchaus die Chance, den Wettbewerb für sich zu entscheiden. Denn aus der Sicht von weit vorausblickenden Usern würden nicht unbedingt die Anschaffungskosten, sondern die Kriterien „Künftige Produktverbesserungen“ und „Zahl der User des Betriebssystems“ den Ausschlag für Wahl des Betriebssystems geben. Ein weiterer überraschender Befund der Forschung ist, dass sich die Unterstützung für open-source-Software durch staatliche Stellen negativ auf den Wohlstand auswirken könnte. |
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Literaturhinweise:
Fussnoten:
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