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Rubrik: Surprise

Von Liftern bis Urlaubfotos
Sieg der Gummibärchen

Published: 18.09.2002 06:00
Modified: 18.09.2002 10:07
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Ein Gummibärchen-Experiment ging als Sieger aus dem Sommer-Wettbewerb "Das ETH-Experiment" hervor. Das erfolgreiche Projekt überzeugte mit seiner breiten Versuchsanlage und Humor am meisten innerhalb der eher spärlich eingegangenen Beiträge.



Von Christoph Meier

War es der prätentiöse Titel "Das ETH-Experiment", der potentielle Teilnehmer abschreckte, oder vielleicht doch die gestrenge Jury? Auf jeden Fall nahmen am ETH-Life-Sommerwettbewerb (1) nur knapp zehn Personen teil. Ihre Beiträge wiesen aber doch eine erstaunliche Breite auf, und die Juroren Petra Bättig-Frey, Greta Patzke sowie Jakob Lindenmeyer kauten lange an der Entscheidung.

Bärchen für den Umweltschutz

Zum Sieger erkoren sie schliesslich den Umweltnaturwissenschaftler Christoph Küffer mit seinem Experiment "Neue Erkenntnisse der Gummibärchenforschung". Darin werden die Dehn- und Lochbarkeit der süssen farbigen Kerlchen analysiert, die Beliebtheit bei Versuchstieren, aber auch das ungleiche Vorkommen in der freien "Konsumbahn" untersucht. Zudem eröffnet das Experiment auch viele Ausblicke, wie die Verwendung von Gummibärchen als Umbrella-Spezies. Es war denn auch die breit angelegte Versuchsanordnung, die den Entscheid zugunsten von Küffer ausfallen liess.

Dass die Wahl auf eine wirklich rege Forschernatur gefallen ist, zeigt die Reaktion von Küffer auf den Sieg. Als Umweltnaturwissenschaftler, der auf den Seychellen den Einfluss von invasiven Arten auf die verschiedenen Waldtypen untersucht, nahm er den Sieg zum Anlass, sein Projekt auszudehnen. Küffers neuste Idee: "Die invasiven Pflanzen bauen wir für die Gummibärchen-Herstellung ab und rotten sie dadurch aus." Mit dem Gewinn des Verkaufs werde dann die Bepflanzung mit einheimischen Pflanzen finanziert.

Bei den Wettbewerbspreisen entschied sich Küffer für die Kinogutscheine. Mit diesen plant er als vorübergehender Insulaner folgenden Deal: "Wer mir eine DVD für unser Heimkino auf den Seychellen schickt, der bekommt einen Kinoeintritt geschenkt.

Der fotografische Beweis im zweitplatzierten Experiment, dass der Lifter (links) wirklich fliegt (Bild: B. Polentarutti).

Total abgehoben mit Trinkröhrchen

Im wahrsten Sinn abgehoben war das zweitplatzierte Experiment von Benjamin Polentarutti, Mitarbeiter der Cilag AG in Schaffhausen. Der Chemielaborant konstruierte einen Lifter. Dieses Gerät besitzt einen dreieckigen Grundriss. In den Ecken stehen senkrecht zur Grundfläche drei Stäbchen, die im unteren Teil entlang des Dreiecks mit einem Aluminiumfolienband umwunden sind. Die Stäbchenspitzen sind mit einem elektrischen Draht verbunden. Gibt man nun Hochspannung auf den Draht, sollte das Ganze abheben. Polentarutti brachte mit dieser Antriebsform einen Flug zustande, wenn er sechs Dreieckskonstruktionen zusammenfügte und für das Gerüst Trinkröhrchen verwendete. Gemäss dem Experimentator sei das Antriebsprinzip von der Nasa entdeckt und patentiert worden.

Obwohl die Erfindung nicht neu ist, überzeugte die Jury doch der systematische Ansatz, die gute Dokumentation und die erfolgreiche Durchführung von Polentaruttis Experiment. "ETH Life" ist überzeugt, dass der Zweitplatzierte sich auch in Neuseeland durchsetzen könnte. Denn Polentarutti möchte in der Zukunft vielleicht an der Universität Canterbury arbeiten. Dort sollen sie bei einem Versuch, wo sie Nanoröhren mittels elektrischen Entladung herstellen wollten, Kugelblitze erzeugt haben. Spannend auf jeden Fall.

Nicht um seinen Mut zu kühlen, sondern um den trockenen Mund nach einem heissen Experiment zu befeuchten, lässt ETH Life Benjamin Polentarutti einen Harass Schweizer Bier zukommen.


Im Siegerprojekt des "ETH Life"-Sommerwettbewerbs wurden Gummibärchen mit aufwändigen Apparaturen untersucht.

Ethische Bedenken

Den dritten Rang ergatterte der interdisziplinäre Naturwissenschaftler Elias Mulky. Er schlug vor, quantenmechanische Effekte bei eineiigen Zwillingen zu untersuchen, von denen sich einer auf Hawaii und der andere in Somalia befinden sollte. Obwohl die Jury durchaus auch Interesse zeigte zu erfahren, wie abhörsicher die Übertragung zwischen Zwillingen ist und ob Schmerz oder Leid schneller vermittelt werden, konnte sie ihre ethischen Bedenken nicht einfach wegstecken. Menschenversuche, dazu noch zum Teil in Entwicklungsländern, waren für Petra Bättig-Frey kaum akzeptabel.

Der Experimentator stellt dazu die Frage: "Wenn es Tierversuche gibt, warum nicht Menschenversuche?" Ausserdem könnten sich die Zwillinge ja freiwillig melden. Mulky verspricht sich von seinen Experimente, dass sie einen Beitrag zum Heiligen Krieg gegen den Terrorismus darstellen. So schlägt er vor: "Nur Zwillinge als Geheimagenten rekrutieren, denn die können noch unter gegnerischer Folter wichtige Informationen übertragen."

Dass Mulky der ideale Empfänger für den kulinarischen Preis der Mensagutscheine ist, zeigt sich bei der Schilderung, wie er zu seinem Experiment gekommen ist. Das Photo von Moritz Bleibtreu mit Elektroden, gepaart mit dem Erfolg beim "Alice und Bob"-Experiment in Genf (Quantenkryptographie), hätten eine interessante Mischung ergeben. "Mit dem ganzen ein bisschen spielen, Senf, Koriander, Knoblauch und Sojasauce dazugeben und auf einem leichten Feuer knusprig braten. Achtung: Immer wieder wenden. Anbratungsgefahr!"

In der Zukunft und doch zu spät
Neben den prämierten Experimenten gab es auch Beiträge, die den Vorgaben eher weniger entsprachen. Am Interessantesten wurde noch "Releasing books into the wild…" taxiert, wo eine neue Idee, um Bücher artgerecht zu recyceln, vorgestellt wurde. Doch mangels Eigenleistung kam dieser einzige sozialwissenschaftliche Versuch nicht in die Kränze.

Die gestrenge Jury des "ETH Life"-Sommerwettbewerbs: Greta Patzke (links), Jakob Lindenmeyer und Petra Bättig-Frey.

Etwas ratlos zeigte sich die Jury bei Eingaben, die nur aus Urlaubsfotos bestanden. Denn worin der Versuch besteht, wenn man seinen nur mit Badehosen bekleideten Mann auf einem Felsen im Meer ablichtet, war nicht offensichtlich. Ein Versuch, in dem sich die Einsenderin als Teil eines an ihr durchgeführten Versuchs darzustellen versuchte, musste aus Unübersichtlichkeit abgelehnt werden. Zwei Experimentatoren meldeten sich mittels einer Zeitmaschine aus einem biomedizinischen Labor der Zukunft im Jahre 2009. Leider verpassten sie aber den Einsendeschluss vom 5. September, 2002.

Footnotes:
(1 "ETH Life"-Sommerwettbewerb "Das ETH-Experiment": www.ethlife.ethz.ch/articles/surprise/DASETHExperiment.html


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