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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
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Publiziert: 08.11.2002 06:00

Hochschul-Ranking noch in den Kinderschuhen
So klug wie zuvor

Per Mausklick zur besten Ausbildungsstätte: Das Ranking, das die Studiengänge an Schweizer Hochschulen punkto Qualität vergleicht, generiert nicht nur widersprüchliche Resultate, es wird auch bei den Hochschulen nur mit Zurückhaltung aufgenommen. „Ein zu grobes Bild“, so das Fazit der Kritiker.

Von Marie-Theres Schaller

Während das Hochschul-Ranking in Deutschland für fette Schlagzeilen in den Magazinen sorgt, nimmt hierzulande von einer vergleichbaren Publikation kaum jemand Notiz. Das von der Firma SwissUp zum zweiten Mal veröffentlichte Schweizer Hochschul-Ranking findet in den Medien ein marginales Interesse - wenn überhaupt -, an den Unis stösst es vorwiegend auf Skepsis. Dies steht im krassen Gegensatz zu deutschen Verhältnissen: Die Hochschul-Hitliste ist ein Renner im Kioskverkauf - aber nicht nur das. Sie findet auch Eingang in die Bildungspolitik, weil sie den Wettbewerb unter den Universitäten fördert. Auf Plakaten und Internet-Seiten werben deutsche Hochschulen nunmehr mit ihrem guten Abschneiden in Rankings.

Zu wenig repräsentativ

„Erhebliche methodische Bedenken“ hegt ETH- Präsident Olaf Kübler, obwohl seine Hochschule in den im Ranking bewerteten Fächern vielfach ganz vorne liegt. Das SwissUp-Ranking basiert einerseits auf Meinungsäusserungen von 3’500 befragten Studierenden, andererseits auf den Daten des Bundesamts für Statistik (BfS) und den öffentlichen Berichten des Schweizer Nationalfonds (SNF) und der Kommission für Technologie und Innovation (KTI). Da die Studentenbefragung nur einen kleinen Ausschnitt der rund 100'000 Studierenden in der Schweiz widerspiegelt, die wichtigsten Kriterien des Rankings aber auf deren Auswertung beruhen, misst ihm Kübler wenig Repräsentativität zu.

ETH Spitze bei "Zufriedenheit"

Das Hochschul-Ranking, das sich in den USA als eine Art Guide Michelin etabliert hat, steckt in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Einstweilen benutzt der ETH-Präsident das SwissUp-Ranking zum „Amüsement“. So nimmt er zugleich mit Erstaunen und Belustigung zur Kenntnis, dass die Universität Neuenburg bei der Qualität der Professoren und Kurse in den Naturwissenschaften führend ist, bei der Zufriedenheit der Studierenden aber gerade mal auf dem dritten Platz landet. Die ETH Zürich ist dagegen Spitzenreiterin bei der Zufriedenheit, während sie bei der inhaltlichen Qualität hinter den Neuenburgern zurück bleibt. Solche widersprüchlichen Resultate generiert das Ranking am Laufmeter. SwissUp ist sich der Mängel bewusst. Madeleine von Holzen, CEO der Firma, stellt weitere Verbesserungen des Rankings in Aussicht. Zukünftig sollen auch die Geisteswissenschaften und die Theologie differenziert ausgewertet werden. Sucht nämlich im aktuellen Ranking ein begeisterter Studienanfänger die beste Uni für Germanistik, wird er kaum fündig. Er wird aber zumindest erfahren, dass die Universität Basel unter dem Ausbildungsgang „Sozialwissenschaften und Psychologie“ am besten abschneidet.

Melting-Pot von Fächern

Die Heterogenität der in acht Ausbildungsgängen zusammengefassten Fächer ist ein weiterer gravierender Schwachpunkt des Uni-Ratings. So figurieren beispielsweise unter „Sozialwissenschaften und Psychologie“ die Studiengänge Erziehungswissenschaften, Geistes-/Sozialwissenschaften, übrige, Humangeographie, Kommunikations- und Medienwissenschaften, Politikwissenschaften, Psychologie, Sonderpädagogik, Sozialarbeit, Sozialwissenschaften und Soziologie. Kaum erstaunlich, dass diesem Melting-Pot die Substanz fehlt. Jean-Marc Rapp, Rektor der Universität Lausanne und Präsident der Rektorenkonferenz der Schweizer Unis, spricht daher von einem „image grossière de la réalité“, einem „zu groben Bild“ der Wirklichkeit. Wie er in einem Interview mit der Zeitung „Le Temps“ festhält, ist die dem Ranking zu Grunde liegende Methode sehr partiell und es lassen sich keine fundierten Schlüsse daraus ziehen.


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Uni-Rankings neuerdings auch in der Schweiz: Es bleibt die Frage, wie sinnvoll sie sind. gross

So fehlen etwa bei den Humanwissenschaften alle ausserhalb des Schweizer Nationalfonds publizierten wissenschaftlichen Arbeiten der Professoren.

Nicht messen wie im Sport

Die Skeptiker negieren indes keineswegs die Bedeutung von Rankings. Für Olaf Kübler könnten sie Massstab sein zur Verteilung der Gelder: „Die finanziellen Mittel sollen dorthin fliessen, wo Leistung erbracht wird.“ Rankings entsprechen dem Zeitgeist. Hochschulen werden einer bisher einzigartigen Ökonomisierung unterworfen -einem Prozess, der die Universitäten dem Humboldtschen Ideal von der zweckfreien Wissenschaft mehr und mehr entfremdet. Konrad Osterwalder, ETH-Rektor, warnt davor, die Hochschulen mit dem Zentimeter wie im Hochsprung zu messen. In der Wissenschaft bestimmten viele Faktoren die Qualität der Ausbildung. Diese Komplexität lasse sich nicht in vereinfachte Systeme zwängen. Das Hochschul-Ranking sei deshalb mit Vorsicht zu geniessen: „Schau es Dir an“, würde er einem Gymnasiasten raten, „doch erkundige Dich auch anderweitig.“ Qualitätskontrollen gehören heute zu den wichtigen Führungsinstrumenten an den Universitäten. Da das Dutzend Hochschulen in der Schweiz durchaus überblickbar ist, plädieren Kübler und Osterwalder für ein Europa-Ranking. Bedeutungsvoller als ein Vergleich mit der Universität Zürich wäre für die ETH die Kenntnis ihres Stellenwerts im grenzüberschreitenden Wettbewerb. „Ich wusste damals klar, wo ich Physik studieren möchte: an der ETH Zürich!“ sagt Osterwalder. Diese gute Reputation hat sich die Eidgenössische Technische Hochschule bis zum heutigen Tag bewahrt. Denselben Schluss zieht auch das SwissUp-Ranking: Spitze in den Ingenieurwissenschaften und Informatik, fast Spitze in den Naturwissenschaften.


Wer ist SwissUp?
SwissUp ist ein im Juni 2000 von Daniel Borel, Gründer von Logitech, gegründetes Unternehmen. Das Ranking wurde von mehreren Unternehmen und Einzelpersonen finanziell unterstützt. Anhand von sechs Indikatoren – Zufriedenheit der Studierenden, Qualität der Professoren und Kurse, Vorbereitung aufs Berufsleben, Attraktivität für Studierende aus anderen Kantonen und dem Ausland, Betreuungsverhältnis und öffentliche Forschungsgelder - wurden die Studiengänge an den Hochschulen verglichen. Auf eine Gesamtqualifikation im Sinne einer Rangliste wird verzichtet, vielmehr soll das Ranking Stärken und Schwächen der Studiengänge aufzeigen. Der User kann zudem nach drei Kriterien seine Uni suchen: Betreuung, Arbeitsmarkt und Forschung. Schliesslich lässt sich aus 20 Indikatoren auch ein persönliches Ranking erstellen. Die Site ist zu finden unter: www.swissup.com





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