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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.08.2001 06:00

Ein ETH-Informatiker prägt die bekannte Suchmaschine mit
Das Geheimnis von Google

Die Suchmaschine "Google" besticht durch ihre Geschwindigkeit und die Qualität der Suchergebnisse. Der Schweizer Urs Hölzle arbeitet seit über zweieinhalb Jahren für Google. Er studierte von 1984 bis 1988 Informatik an der ETH Zürich. In diesem Interview erklärt Urs Hölzle, weshalb er für Google arbeitet und worauf es bei einer guten Suchmaschine ankommt.

Interview: Lukas Denzler

Urs Hölzle, was hat Dich vor zweieinhalb Jahren bewogen, von der Universität Santa Barbara zu Google zu wechseln?

Eigentlich mache ich bei Google das Gleiche wie vorher an der Universität. Wir machen angewandte Forschung. Das Interessante hier ist, dass wir uns mit Problemen aus der realen Welt beschäftigen. Google ist ein Technologieunternehmen. Von den 200 Angestellten sind etwa 100 im Ingenieurbereich tätig, 40 haben mit einem Doktorat abgeschlossen und vier Mitarbeiter haben einen akademischen Background.

Welche speziellen Herausforderungen werden an eine Suchmaschine gestellt?

Das Internet wird jedes Jahr grösser und grösser. Jährlich verdoppelt sich die nützliche Information im Internet. Um den Standard einer Suchmaschine zu halten, muss die Leistung also jedes Jahr verdoppelt werden. Zudem wird es immer schwieriger, die nützliche Information vom Müll zu trennen. Auch Leute ohne technologischen Background können zwischen einem guten und einem schlechten Search problemlos unterscheiden.

Wie wird diese gigantische Informationsmenge technisch bewältigt?

Google betreibt etwa 8‘000 Computer an vier verschiedenen Standorten in den USA. Die Computer laufen mit dem Betriebssystem Linux. Im Moment werden so etwa 100 Millionen Suchanfragen pro Tag bewältigt. Sehr wichtig ist auch der Index. Google hat weltweit den grössten Index; über 1,3 Milliarden Webseiten sind indexiert. Alta Vista war am Anfang eine sehr gute Suchmaschine, dann aber wurde der Index vernachlässigt.

Weshalb setzt Google auf das Betriebsystem Linux?

Seit Anfang setzen wir Linux ein und sehen keinen Grund auf ein anderes Betriebssystem zu wechseln. Linux ist sehr flexibel. Man kann selber viel machen und der Support ist gut. Zudem ist das Betriebssystem gratis, was bei 8000 Computern ins Gewicht fällt.

Der umfassende Index erklärt aber noch nicht die Qualität der Suchergebnisse. Weshalb ist Google besser als andere Suchmaschinen?

Die meisten Suchmaschinen schauen nur auf den Text und geben die Webseiten an, in welchen die Suchwörter am meisten vorkommen. Nun gibt es aber kommerzielle Webseiten, die so aufgebaut sind, dass sie auf der Liste mit den Suchergebnissen möglichst weit vorne erscheinen. Google analysiert deshalb nicht nur den Text, sondern auch die Link-Struktur im Web.

Wie funktioniert das?

Für uns ist eine Webseite dann wichtig, wenn viele Links von anderen Webseiten auf diese Seite verweisen. Ein Link auf eine Webseite ist sozusagen wie eine Stimme. Wir zählen die Stimmen oder Links, die eine Webseite erhält, aber nicht einfach zusammen. Stimmen von wichtigen Seiten zählen mehr, wobei eine Seite wichtig ist, wenn auf sie selbst viele Stimmen entfallen. Wir müssen also nicht entscheiden, ob eine Seite wichtig ist oder nicht. Es sind die Besitzer der einzelnen Webseiten, die uns auf eine mehr oder wenig demokratische Art helfen, ein objektives "page-ranking" zu erstellen.


Von der ETH an die Google-Spitze

(lde) Urs Hölzle studierte von 1984 bis 1988 Informatik an der ETH Zürich. Mit einem Stipendium ging er nach Kalifornien, wo er an der Stanford University doktorierte. Bevor er zu Google stiess, war Hölzle Assistenzprofessor an der University of California in Santa Barbara. Er gilt als einer der Pioniere der sogenannten "just-in-time compilation". Bei Google wirkte Hölzle zwei Jahre als "Vice President of Engineering". Jetzt beschäftigt er sich als Google Fellow primär mit neuen Forschungsfragen und der technologischen Weiterentwicklung des Unternehmens.




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google-crewmitglied urs hoelzle
Sucherfolg durch Berücksichtigung der Linkstruktur der Websites: Urs Hölzle, ETH-Informatiker und Google-Crewmitglied. gross

Im Februar 2001 kaufte Google das Usenet Deja.com. Weshalb?

Im Usenet Deja.com sind viele nützliche Informationen erhalten, vor allem im Archiv, das bis 1995 zurückreicht. Die Informationen sind aber nur von Nutzen, wenn sie mit Hilfe einer Suchmaschine auch zugänglich sind. Deja.com war kurz davor, den Betrieb einzustellen. Google hat das Usenet mit Archiv übernommen, weil es unser Ziel ist, die Informationen im Internet weltweit zugänglich und nützlich zu machen.

Wie verdient Google Geld?

Die Einnahmen stammen zur Hälfte aus Lizenzvereinbarungen, das heisst wir verkaufen unsere Suchdienste und unser Know how. Die andere Hälfte stammt aus Anzeigen (Anmerkung der Redaktion: in Europa erscheinen die Anzeigen noch nicht). Dabei legen wir Wert auf eine strikte Trennung zwischen den Suchergebnissen und den gesponserten Links. Die Anzeigen stehen zudem in einem Zusammenhang mit der Suchanfrage. Der Internetnutzer soll auf dem Bildschirm nur potenziell nützliche Informationen zu sehen bekommen. Und an dieser strengen Werbe- und Anzeigepolitik werden wir mit Sicherheit festhalten.


Die ultimative Schnüffel-Maschine

(lde) Wer das Hauptquartier von Google im kalifornischen Mountain View besucht, wird sehr freundlich empfangen: mit einem Glas Fruchtsaft. In einer Ecke steht ein grosser schwarzer Flügel. Für die Besucher steht ein bequemes Sofa bereit. An die weisse Wand hinter der Empfangstheke werden laufend Wörter projiziert, die langsam nach unten wandern und wieder verschwinden: "Grand Canyon", "Al Gore", "Chinese Chestnut", "Forest Gump", "Flughafen Zuerich", "White House Photos", "Hawaii Tourism". Die Dame beim Empfang erklärt mir, dass dies Suchanfragen seien, die gerade von der Google-Suchmaschine bearbeitet würden.

Punkt 12 Uhr erscheint Urs Hölzle mit Hund Yoshka. Zuerst muss Yoshka, den bei Google alle kennen, gefüttert werden. Dann gibt es Lunch in der firmeneigenen Kantine. Wir sprechen über Google, das Web und die Krise der Internetfirmen. Der virtuelle Goldrausch ist vorerst abrupt gestoppt worden. Im Silicon Valley sollen seit Anfang Jahr über 400 Internetfirmen zugemacht haben. Für Urs Hölzle ist die neue Situation viel realistischer und auch gesünder. Während des Booms wurde seiner Meinung nach auch einiges gemacht, was nicht so viel Sinn machte. Es bestehe nun die Gefahr, dass das Pendel zu weit in die andere Richtung ausschlage.

Bei Google ist nichts von dieser Krise zu spüren. Über die finanzielle Situation der jungen Firma, die 1998 von den zwei jungen Stanford-Doktoranden Larry Page und Sergey Brin gegründet wurde, ist allerdings nicht viel bekannt. Der Erfolg der populären Suchmaschine wird anhalten, weil sie momentan ohne Zweifel die besten Resultate liefert. Es ist zu hoffen, dass Google dem Grundsatz, keine Vermischung zwischen Suchergebnissen und Werbung zuzulassen, treu bleibt.




Literaturhinweise:
Weitere Informationen zu Google: www.google.com/about



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