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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 12.01.2001 06:00

Satellit Newton: Spürnase am Himmel
Zwei neue Sterne entdeckt

Der europäische Satellit NEWTON (mit Schweizer Beteiligung) hat zwei Sterne mit zehn Millionen Grad heissen Atmosphären entdeckt. Die Forscher des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) in Villigen spürten unter Leitung von Manuel Güdel die Gashüllen des Doppelsterns YY Gem in einer Distanz von 37 Lichtjahren auf. Sie stellten fest, dass sie sehr viel Neongas enthalten.

Von Regina Schwendener

Vor nur einem Jahr mit einer Ariane 5 in die Erdumlaufbahn gebracht, entschleierte XMM-NEWTON, das grösste je gebaute Röntgenobservatorium, nun nach und nach eine Serie von Geheimnissen des Röntgenuniversums. Röntgenstrahlen werden von Millionen von Grad heissen Gasen im Zusammenhang mit sehr energiereichen Prozessen von vielen Objekten im Universum ausgesandt. Die Schweiz hat sich mit dem PSI und Schweiz er Firmen stark an diesem ESA-Projekt engagiert und kann nun an der Ernte der wissenschaftlichen Resultate an vorderster Front partizipieren.

PSI hat «Erstes-Licht-Projekt» vorgeschlagen

Projektleiter Manuel Güdel erzählt begeistert: «Die Schweizer NEWTON-Forschergruppe am PSI hat selbst das «Erste-Licht-Objekt» vorgeschlagen, welches nur Minuten nach der Inbetriebnahme als erstes Objekt mit den beiden Spektrometern beobachtet wurde. Es handelt sich um zwei eng umeinander kreisende Sterne, welche von energiereichen magnetischen Hüllen aus sehr heissen Gasen (sogenannte Koronen) umgeben sind, die starke Röntgenstrahlung abgeben.»

Satellit Newton
Der Satellit Newton: Blick in unvorstellbare Ferne. (Bild: ESA)

Auch die Sonne besitze eine, wenn auch viel schwächere, Korona. Man vermutet, dass sie mit dem Sonnenwind und vielleicht mit der kosmischen Strahlung in Zusammenhang steht. Gewaltige Explosionen könnten Masse und energiereiche Elementarteilchen auswerfen und damit Einfluss auf die Erde (Funkverkehr, Nordlichter, vielleicht auch auf das Klima) haben (ETH-intern berichtete darüber).

Tatsachen und Spekulationen

Die ersten NEWTON-Beobachtungen ergeben sehr überraschende Resultate, berichtet Güdel. So wurde nun zum Beispiel erkannt, dass die chemische Zusammensetzung der untersuchten Sternkoronen massiv von den Sternen selber abweicht. «Die Sterne scheinen wahlweise gewisse Elemente in den Weltraum zu entlassen, andere aber nicht.


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Doppelstern mit Neongash|lle
Die zwei Koronen im YY-Gem-Doppelsternsystem. (Bild:A+A)

Vor allem ist das Verhalten gerade umgekehrt zu dem, was man auf Grund von Messungen bei der Sonne erwartete. Ist die Sonne eine Ausnahme? Nur im Fall einiger starker explosiver Ausbrüche auf den untersuchten Sternen, in denen neue Materie von der Oberfläche innert Minuten in die Hülle gepumpt wurde, kehrten die Verhältnisse um, so dass sie sich den Verhältnissen auf der Sonne und in der kosmischen Strahlung annäherten.»

Die Forschungsgruppe spekuliert, dass vor allem diese Explosionen wichtig sein könnten für die Anreicherung der kosmischen Strahlung. Aus den Daten sei zu folgern, dass die physikalisch wichtigen Prozesse ganz nahe bei der Oberfläche des Sterns stattfinden müssten. Die Forscher hoffen, daraus neue Erkenntnisse über die Entstehung und die Heizung der heissen Hüllen auf viele Millionen Grad zu lernen. Es bliebe abzuwarten, was zukünftige Berechnungen über den Einfluss dieser Effekte auf entstehende Planeten in jungen Sternsystemen aussagen werden.

Meilenstein in der Sonnenforschung

Und auch Professor Arnold Benz, ETH-Sonnenforscher und Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Astrophysik und Astronomie gehört zu den «wissenschaftlichen Spekulanten»: «Der Doppelstern fällt durch seinen grossen Neonanteil auf. Das heisst, der Anteil ist 100-mal höher als derjenige der Sonne als Stern. Das könnte bedeuten, dass der Neonanteil mit dem Alter zu tun haben könnte.» Er unterstreicht die grosse Bedeutung dieser Entdeckung für die Wissenschafter, erstmals die Gashülle eines Sterns ansehen zu können.

Ein Vertreter der ETH und zwei bis drei Vertreter des PSI werden sich jetzt an die Datenauswertung machen. «Es ist ein grosser Erfolg, bei derartigen Projekten und auf einem neuen Gebiet an vorderster Front dabei sein zu können», bemerkt der ETH-Forscher mit berechtigtem Stolz.




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