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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 25.06.2001 06:00

Anna Barbara Niedermann übergibt die Leitung der Zulassungsstelle
Dem Schicksal einen Stoss versetzt

28 Jahre ETH, seit 1992 Leiterin der Zulassungsstelle. Hinter diesen Zahlen stehen Menschen, stehen Schicksale und steht Anna Barbara Niedermann. Sie hat in all den Jahren viele junge Leute beraten und zum Teil auch deren Schicksal in positive Bahnen lenken können. Kompetenz erarbeitete sie sich nicht nur durch ihre Ausbildung, sondern auch durch ständige Weiterbildung - und persönliche Erfahrungen, wie sie gesteht.

Von Regina Schwendener

Anna Barbara Niedermann ist 65 und wird in diesen Tagen pensioniert. 28 Jahre lang war sie - zuvor Personalchefin in einer international arbeitenden Firma - an der ETH tätig. Sie ist im kleinen Büro im J-Stock des Hauptgebäudes derart in ihrer Arbeit aufgegangen, dass sie sogar vergass, Ferien zu machen. "Es war wegen des grossen Arbeitspensums oft nicht möglich, an Ferien zu denken", gesteht sie sofort lebhaft und ohne Groll. Auf die einen wirkt die zierliche Frau distanziert, kühl und energisch. Andere wissen, dass sie zwar diszipliniert wie zielbewusst ihren Weg geht, dass aber hinter der "rauhen Schale" ein humorvoller, warmherziger und verständnisvoller Mensch zum Vorschein kommt, von dessen reicher Lebens- und Berufserfahrung man profitieren kann.

Von der Kanzlei über die Studienadministration zur Zulassungsstelle

In den drei kleinen Büros der Zulassungsstelle – in einem der verwinkelten Seitenarme und exakt unterm Dach des Hauptgebäudes untergebracht - unterstützen Rita Lindegger und Hanni Steiner die Leiterin. Bis vor kurzem stand noch eine halbe Stelle mehr zur Verfügung. Sie wurde gestrichen. "Leider, denn die Arbeit nimmt nicht ab", bedauert die nun ausscheidende Leiterin. Zu bestimmten Zeiten sind die Räume regelrecht umlagert. Im Sommer geht es deshalb nicht nur wegen der Temperaturen heiss zu und her: Dadurch, dass dem Bereich Zulassung immer grösseres Gewicht beigemessen wurde, entstand ab 1992 eine eigenständige Abteilung. "Wenn man an der Schule von Qualität spricht, muss diese bei der Zulassung anfangen", betont Anna Barbara Niedermann.

Sie gewährt einen Blick hinter die Kulissen und beschreibt die Aufgaben der Zulassungsstelle, die sich heute in zwei Bereiche gliedern: Zulassung von Personen mit ausländischen Zeugnispapieren ins erste Semester oder ins Fachstudium, seit diesem Jahr auch die Aufnahme von schweizerischen Fachhochschul-Absolvierenden, von Gaststudierenden aus dem Ausland, die ein halbes bis ein ganzes Jahr bleiben oder von Hochschulabsolvierenden, die an der ETH den didaktischen Ausweis für das höhere Lehramt erwerben wollen. Die Zahl Letzterer habe in der jüngeren Vergangenheit zugenommen wie auch die Übertritte von Studierenden der ETH Lausanne nach Zürich. Zweimal im Jahr finden Aufnahmeprüfungen für schweizerische und ausländische Personen statt, welche die Bedingungen für einen prüfungsfreien Übertritt an die ETH nicht erfüllen. Auch geht es um die Zulassung von Personen, die bereits zweimal an der ETH oder anderen Hochschulen in ihren Examen scheiterten. "Sie sehen sich mit scharfen Bedingungen konfrontiert", bemerkt Anna Barbara Niedermann mit einem Seufzer. Zum Aufgabenbereich gehört ebenso, dass in enger Zusammenarbeit mit den Studiendelegierten der Departemente Prüfungserlasse behandelt werden.

Im zweiten Bereich der Arbeit wird Prorektor Peter Bachmann im Rekurswesen unterstützt. Hier handelt es sich um Beschwerden gegen Verfügungen des Rektors, Annullierungs- und Wiedererwägungsgesuche, die zusammen mit den Departementen sorgfältig abgeklärt werden müssen.

Unselbständigkeit hat zugenommen

"Ich habe mir - dank der Unterstützung meiner Mitarbeiterinnen - mehr Zeit nehmen können, um mich mit komplizierteren oder schwierigeren Fällen zu beschäftigen, um diese mit den Studiendelegierten gemeinsam klären zu können", freut sich Anna Barbara Niedermann. Die Zahl der Aufnahmeprüfungen sei inzwischen rückläufig, wogegen die Zahl der Gaststudierenden am Zunehmen sei. Die Bewerbungen ins erste Semester hätten ebenfalls abgenommen. Niedermann schreibt dies der gebührenpflichtigen Behandlung zu. "110 Franken sind halt in dem Alter und in der Situation als Studierender viel Geld." Es habe aber auch den Vorteil, dass sich die jungen Leute heute überlegen, ob sie an der ETH studieren wollen oder lieber eine andere Universität vorziehen.

Stark zugenommen hat die Unselbständigkeit der jungen Leute. Anna Barbara Niedermann erschreckt dies. "Die persönliche Beratung, das - im übertragenen Sinn - Händchenhalten bei Frauen und Männern in den Sprechstunden, am Schalter oder am Telefon braucht viel Zeit."


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Anna Barbara Niedermann
Sie geht in Pension, aber nicht in den Ruhestand: Anna Barbara Niedermann gross

Sie sinniert darüber, ob man dieses Verhalten unserem Konsumverhalten anlasten müsse oder ob die jungen Leute einfach zu faul sind, die Informationsblätter, die ihnen vor dem Gang zur Zulassungsstelle zugestellt werden, zu lesen. Es gibt so viele Informationen, die zu lesen seien - Wegleitungen, Reglemente, Beschreibungen von Studiengängen und anderes. Die Informationen werden ständig erweitert, den neuen Bedürfnissen angepasst, "…das geht nicht in Kurzform", sagt Niedermann und räumt den Papieren, die aus den Departementen kommen, eine hohe Qualität ein.

Gern mit jungen Leuten gearbeitet

Die Arbeit in der Zulassungsstelle wird sich in Zukunft durch einen vereinfachten Übertritt dank Bachelor und Master wohl ein wenig verändern, wird vielleicht einfacher, vermutet Anna Barbara Niedermann. Abnehmen werde sie wohl nicht unbedingt. Deshalb habe sie der Abbau der Stellenprozente in der Abteilung recht hart getroffen. "Eine Praktikantin wird bei uns immer eine Notlösung sein", was die Stellenleiterin nicht als Qualifikation der Praktikantin gedeutet haben will. Kompliziert und arbeitsintensiv wird es ihrer Meinung nach aber wegen der Ausweitung der Zulassung auf Fachhochschüler, weil Ausbildungslücken eruiert und geschlossen werden müssen, um den Bildungsstand der Studierenden auf ein bestimmtes Niveau zu bringen. Andererseits, räumt sie ein, sei der Übertritt ja nur den Allerbesten möglich.

Sie habe gern mit den jungen Leuten gearbeitet, gesteht Anna Barbara Niedermann. Trotz oft problematischer Beratung: "Es war gut, wenn ich die mütterliche, verstehende, helfende Seite ins Spiel bringen konnte. So hat sich mir gegenüber doch der eine oder andere Studierende eher als dem vielleicht kühleren Professor geöffnet. Ich bin trotzdem eher ein sachliche Person", urteilt sie selbst, aber es sei für sie immer befriedigend, wenn sie jemanden aufrichten, neue Perspektiven aufzeigen konnte. Bedingung dafür scheint ihre eigene Kompetenz, denn wie sich im Gespräch herausstellte, schöpft Anna Barbara Niedermann nicht nur aus einem reichen Erfahrungsschatz, sondern auch aus diversen Weiterbildungen und Interesse für das sich verändernde Umfeld der Studierenden - neue Studiengänge, Verordnungen, Reglemente. Sie weiss ganz einfach Bescheid. Sie nimmt dieses Know how mit und wird die jungen Leute vermissen, wie sie gesteht.

Von 120 auf Null?

Nein, sie kann nicht einfach gar nichts mehr tun, von 120 Prozent Arbeit auf Null runterfahren geht nicht, meint sie. Anna Barbara Niedermann hat im Laufe der Jahre viel Kontakte aufgebaut und hofft diese in der einen oder andern Art für die Übernahme einer kleineren Aufgabe nutzen zu können. In erster Linie wird sie jetzt ihr Privatleben etwas mehr pflegen, das etwas gelitten habe, wieder mehr Cello spielen, lesen, Zeit mit ihrem Mann verbringen und schöpferisch tätig sein. Was das heisst? - Neben der Musik hat die junge Pensionistin nämlich ein weiteres, erstaunliches Hobby: Sie entwirft und schneidert alle ihre Kleider selbst! Waren das bisher die "kleinen" Gegenpole, die sie ihre so umfangreiche Arbeit verkraften liessen? - "Ich schöpfe aus Kleinem sehr viel, auf Ausflügen oder bei Begegnungen mit andern Menschen. Ich profitiere aber auch von einer sehr glücklichen Kindheit und Jugendzeit sowie einer erfreulichen Partnerschaft", so Anna Barbara Niedermann und sie strahlt, wenn sie sagt: Jetzt mache ich zusammen mit meinem Mann erst einmal zwei Monate Ferien!"




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