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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.07.2006 06:00

S-ENETH: Eine erste Zwischenbilanz
Die Richtung stimmt

Der Schulbereich Erde, Umwelt und Natürliche Ressourcen (S-ENETH) blickt auf ein erstes erfolgreiches Jahr zurück. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung wirkt sich die neue Struktur positiv aus, und mit der Einbindung neuer Institute und Zentren eröffnen sich interessante Perspektiven.

Felix Würsten

Gut ein Jahr her ist es nun, seit sich der Schulbereich "Erde, Umwelt und Natürliche Ressourcen" (S-ENETH) (1) erstmals der Öffentlichkeit vorstellte. Im Rahmen der ETH-Jubiläumsausstellung "Welten des Wissens" (2) präsentierten die Forscherinnen und Forscher der drei beteiligten Departemente Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, Erdwissenschaften und Umweltwissenschaften nicht nur zahlreiche interessante Projekte, sondern sie versuchten auch aufzuzeigen, welches Potenzial sie sich von einer engeren Zusammenarbeit erhoffen. Eine erste Zwischenbilanz zeigt nun, dass die Erwartungen in die neue Struktur berechtigt waren. "Vieles, was wir heute machen können, wäre ohne S-ENETH undenkbar oder zumindest äusserst schwierig zu realisieren", zieht René Schwarzenbach, Vorsitzender des Leitungsgremiums, ein erstes Fazit.

Lehre als erste Begegnungsstätte

Dabei, so erinnert sich der Professor für Umweltchemie, verliefen die Anfänge der Kooperation durchaus harzig. Die Idee, im "grünen Bereich" künftig enger zusammenzuarbeiten, wurde nämlich bereits im Sommer 2001 erstmals konkret formuliert. Die Zielvorgabe der Schulleitung wurde jedoch nur zögerlich umgesetzt. "Zwischen den einzelnen Departementen gab es grosse kulturelle Unterschiede", erzählt Schwarzenbach. Auf der einen Seite etwa standen die Erdwissenschaftler, die sich stärker mit Grundlagenforschung befassten. Auf der anderen Seite fanden sich die Agrar- und Forstwissenschaftler, die den Fokus eher auf die angewandten Bereiche legten.

Nicht zuletzt ein gewisser Druck seitens der Schulleitung brachte schliesslich Bewegung in die Situation. "Doch erst als die Schulleitung dem geplanten Schulbereich finanzielle Besitzstandwahrung zusicherte, wurde die Idee real", erklärt Schwarzenbach. Schliesslich bot sich mit dem bevorstehenden Jubiläumsjahr auch eine ideale Gelegenheit, einen Schritt vorwärts zu machen. Es wurde eine Geschäftsordnung für den Schulbereich in Kraft gesetzt und eine Leitungsstruktur etabliert. Günstig erwiesen sich auch die Veränderungen in der Lehre. Die Umstellung der Studiengänge auf das neue Bachelor-Master-System nutzten die drei Departemente für eine grundlegende Neuausrichtung der Studiengänge. So absolvieren etwa die Studierenden der verschiedenen Studiengänge das erste Jahr gemeinsam. "Das neue System ist für die Studierenden attraktiv", zeigt sich Peter Frischknecht, Koordinator von S-ENETH, zufrieden. "Zudem hat man über die Reform der Lehrpläne eine gemeinsame Sprache gefunden und gemeinsame Interesse entdeckt."

Gemeinsame strategische Planung

Etwas weniger weit ist man in der Forschung. Es wurden zwar bereits erste Departements übergreifende Projekte lanciert; doch eine vergleichbar enge Kooperation wie in der Lehre findet noch nicht statt. Für Schwarzenbach ist dies durchaus verständlich: "Bis sich solche neuen Strukturen eingespielt haben, braucht es einfach Zeit." Und Gabriela Wülser, Geschäftsführerin von S-ENETH bestätigt: "Die Forscher und Forscherinnen müssen zuerst erkennen, dass durch die neue Struktur für sie ein Mehrwert entsteht." Im Gegensatz zu den einzelnen Departementen hat S-ENETH noch keinen Grundauftrag, sondern verteilt "nur" Projektgelder. "Mit diesen Mitteln werden Vorhaben finanziert, die früher nicht angegangen wurden, sei es, weil die Anreize fehlten, sei es, weil sich die Forschenden gar nicht kannten", erzählt Frischknecht.


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Im Rahmen des ersten S-ENETH-Forschungsprojekts wird bei dieser Messstation auf dem Zugerberg die Methankonzentration in der Luft gemessen. Ziel ist, Methanquellen und -senken in der Schweiz besser zu verstehen. (Bild: Christian Aeberhard) gross

Als grossen Fortschritt wertet Schwarzenbach, dass eine gemeinsame Planungskommission ins Leben gerufen wurde, welche unter anderem auch eine gemeinsame strategische Planung der drei Departemente für die Jahre 2008-2011 erarbeitete. "Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, zum Beispiel, dass Professoren von zwei Departmenten finanziert werden." Inhaltlich haben sich die Partner vorerst auf fünf Themenschwerpunkte verständigt, die sie prioriär behandeln wollen: Nachhaltige Landnutzung; Klima- und Umweltwandel; Ernährung, Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft; Naturgefahren sowie die Erforschung der Planetensysteme und der Entstehung des Lebens. Dass vier der fünf Themen auch Schwerpunkte des vom ETH-Rat gegründeten Kompetenzzentrums für Umwelt und Nachhaltigkeit (CCES) (3) sind, ist kein Zufall. "Die thematischen Überschneidungen wurden bewusst gewählt, damit die Doppelspurigkeiten auf ein Minimum beschränkt werden können", erklärt Schwarzenbach.

Einbettung der Sozialwissenschaften

Anfang Juli wurde zudem das Institut für Umweltentscheidungen (4) gegründet. Aus rechtlichen Gründen ist es dem D-UWIS angegliedert; dennoch soll es im ganzen Schulbereich verankert sein. "Damit verfügt die ETH über eine sozialwissenschaftliche Einheit, die sehr nahe bei den Naturwissenschaften angesiedelt ist", erklärt Frischknecht. "Genau dies war übrigens eines der grossen Ziele, die bereits im Jahr 2001 formuliert wurden."

Im Rahmen des S-ENETH sollen im weiteren in diesem Herbst die bisher dezentralen Strukturen koordiniert werden, die sich an der ETH mit Nord-Süd-Fragen in Unterricht und Forschung befassen. Dazu gehören das Zentrum für Internationale Landwirtschaft (ZIL), das Network for International Development and Cooperation (NIDECO) und die ETHsustainability.

Einzigartiges Profil

Die ETH, so ist Schwarzenbach überzeugt, besitze in der Erd- und Umweltforschung ein weltweit einzigartiges Profil, das sie unbedingt pflegen müsse. "Wichtig ist für uns aber auch, dass die einzelnen Studien- und Forschungsrichtungen trotz der stärkeren Kooperation ihre Identität behalten. Wie sich die Struktur des S-ENETH weiter entwickeln soll, ist gegenwärtig Gegenstand ziemlich hitziger Diskussionen. "Und wieder ist dabei die zentrale Frage, ob die von der alten Schulleitung zugesicherte Besitzstandwahrung von der neuen Schulleitung respektiert wird", sagt Schwarzenbach. "Denn nur dann können die ehrgeizigen Pläne umgesetzt werden."


Fussnoten:
(1) Homepage von S-ENETH: www.seneth.ethz.ch
(2) Siehe dazu auch "ETH Life"-Artikel "Erde Feuer Wasser Luft": www.ethlife.ethz.ch/articles/eneth.html
(3) Homepage des CCES: www.cces.ethz.ch/
(4) Siehe dazu auch "ETH life"-Artikel "Wissenschaft hilft bei Entscheiden im Umweltbereich": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/umweltentscheideinstidef.html



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