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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.05.2003 06:00

Zehn Jahre ZIP-Bau an der ETH Zürich
Eine Brücke aus dem Elfenbeinturm

Die Bauwirtschaft ist heute durch ein hohes Mass an Spezialisierung geprägt. Zunehmend erfolgt jedoch der Ruf nach einer integrierten Planung und Realisierung von Bauwerken. Das "Zentrum für integrierte Planung im Bauwesen" an der ETH Zürich setzt sich seit 10 Jahren zum Ziel, die ganzheitliche Betrachtungsweise in der Bauwirtschaft zu fördern.

Von Felix Würsten

Bauen ist eine komplexe Angelegenheit. Ohne den Beizug von verschiedenen Spezialisten lässt sich heute kein Gebäude mehr erstellen. Das war längst nicht immer so. Vor der Industrialisierung war der Architekt oder Baumeister als zentrale Person für die Planung und Realisierung eines Bauvorhabens zuständig. Doch der Forschritt der Bautechnik führte seither zu einer immer stärkeren Diversifikation. Inzwischen beschäftigen sich Experten aus den verschiedensten Berufsgruppen mit den verschiedenen Aspekten des Planens und Bauens. Mit dieser Spezialisierung ging der Blick für das Ganze jedoch mehr und mehr verloren. Immer wieder wurden so Gebäude erstellt, die in verschiedener Hinsicht nicht zu überzeugen vermögen, obwohl die Spezialisten ihre Arbeit nach bestem Wissen erledigten.

Initiative der Hochschule

Nicht nur in Investoren- und Bauherrenkreisen, sondern auch unter Architekten ertönt deshalb immer häufiger der Ruf nach einer integrierten Planung. Mit dieser Forderung rennt man an der ETH Zürich offene Türen ein, hat man sich hier diesbezüglich doch schon vor mehr als einem Jahrzehnt Gedanken gemacht. Im Sommer 1992 kamen Hans Rudolf Schalcher, Gerhard Schmitt und Paul Meyer zur Überzeugung, dass die ETH als führende Hochschule im Baubereich eine Initiative starten müsse, um den Integrationsprozess in der Bauwirtschaft zu fördern. Die drei Professoren haben dazu das "Zentrum für integrierte Planung im Bauwesen" (ZIP-Bau) (1) gegründet. Letzte Woche konnten die Beteiligten nun im Zunfthaus zur Schmiden in Zürich das zehnjährige Jubiläum des Zentrums feiern.

Keine abgehobene Übung

Damit eine solche Initiative nicht zu einer abgehobenen Übung im Elfenbeinturm wird, braucht es eine enge Zusammenarbeit mit der Bauwirtschaft, das war den drei Gründern von Anfang an klar. "ZIP-Bau versteht sich explizit als Brücke zwischen der Hochschule und der Praxis", erklärt der Architekt Hans Held, der die Geschäftsstelle an der ETH Zürich leitet. Neben der ETH und verschiedenen Fachhochschulen beteiligen sich auch Fachvereine wie etwa der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA), Behörden, Branchenverbände und Firmen am ZIP-Bau. Insgesamt 105 Mitglieder - 65 davon sind Einzelmitglieder - zählt der Verein zur Zeit. "Durch die direkten Kontakte mit den Mitgliedern erfahren die Hochschulvertreter aus erster Hand, in welchen Bereichen nach Ansicht der Praktiker Forschungsbedarf besteht", meint Held.

Die tragenden Personen des ZIP-Bau (v.l.n.r.): Hans Rudolf Schalcher, Präsident des Vorstandes und Vorsitzender des Beirates zusammen mit Hans Held und Suzanne Bach von der Geschäftsstelle. gross


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Gerhard Schmitt, Mitbegründer des ZIP-Bau und heute Vizepräsident Planung und Logistik der ETH Zürich, hielt an der Jubiläumsveranstaltung den Gastvortrag. gross

Strategische Bauplanung

Ein wichtiges Anliegen des ZIP-Bau ist die ganzheitliche Betrachtungsweise. "Wir möchten erreichen, dass die Planer nicht nur an die eigentliche Bauphase denken, sondern den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks bis hin zum Rückbau im Auge behalten", erklärt Held. Und damit nicht genug: "Die strategische Planung wird immer noch zu sehr vernachlässigt", findet Held. "Jeder Bauherr sollte sich fragen: welche Bedürfnisse bestehen überhaupt und wie können sie am besten gedeckt werden? Es kann gut sein, dass die strategische Bauplanung am Ende gar nicht zu einer Bautätigkeit führt, weil man die Bedürfnisse auf andere Weise befriedigen kann."

Direkter Anstoss von Projekten

ZIP-Bau ist als einfacher Verein organisiert, der neben den üblichen Organen einen wissenschaftlichen Beirat hat. Dieser begutachtet regelmässig den Stand der laufenden Projekte und diskutiert über Vorschläge für neue Forschungsprojekte. Bei positivem Entscheid überweist er diese an die Geschäftsstelle, welche dann für das Aufgleisen des Projekts und später für die Verbreitung der Resultate zuständig ist. Auf diese Weise können die Vertreter der Bauwirtschaft direkt Forschungsprojekte initiieren. "Damit die Wahl der Themen nicht allzu beliebig ausfällt, setzt sich der Beirat jeweils mit einem Fünf-Jahres-Programm gewisse thematische Leitplanken", präzisiert Held.

Modell für urbane Orte

Nach 10 Jahren kann das Zentrum heute mehrere abgeschlossene Projekte vorweisen. Die Themen reichen von "Planung und Kommunikation im Bauprozess" über "Steuerung von Bauprojekten" bis hin zu "Management von Betriebsliegenschaften". Über den Einzelbau hinaus reicht das Projekt "Nachhaltige Entwicklung urbaner Orte", das vor kurzem gestartet wurde. Unter urbanen Orten werden dabei kleinräumige städtische Gebiete verstanden, die eine hohe Standortqualität aufweisen. Die Forscher postulieren, mit einem systemischen Planungsansatz könne ein entscheidender Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung solcher Orte geleistet werden. Sie möchten nun anhand von konkreten Fallstudien ein dynamisches Modell für die Entwicklung solcher Gebiete erarbeiten.

Grosser Beitrag der Bauwirtschaft

Bisher hat das ZIP-Bau Forschungsgelder von insgesamt acht Millionen Franken umgesetzt. Finanziert werden die Projekte zur einen Hälfte von der "Innovation KTI", ehemals Kommission für Technologie und Innovation. "Die andere Hälfte wird von der Bauindustrie beigesteuert", erzählt Held. Stolz sind die Träger des ZIP-Bau, dass aus den Arbeiten bisher nicht nur ein halbes Dutzend Dissertationen und zahlreiche Berichte resultierten, sondern dass auf Grund der Resultate auch sechs Spin-off-Firmen gegründet werden konnten.


Fussnoten:
(1) Homepage des ZIPBau: www.zipbau.ch



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