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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 03.04.2003 06:00

EPFL-Präsident Patrick Aebischer an der ETH
Stürmer in der Champions League

Seit Patrick Aebischer an der EPF Lausanne vor drei Jahren die Zügel in die Hang genommen hat, blieb dort kaum ein Stein auf dem anderen. Am Dienstag schilderte Aebischer im Kreis der ETH-Departementsvorsteher, wie er in seine Vorstellungen von der Hochschule der Zukunft umsetzt und wie sich das Verhältnis der beiden ETH im internationalen Forschungswettbewerb entwickeln könnte.

Von Norbert Staub

Ein Ausbund an Bescheidenheit ist er nicht. Wenn Patrick Aebischer, Chef der derzeit jubilierenden EPF Lausanne, „seine“ Hochschule vorstellt, glänzt sie als Institution, die in ausnahmslos jeder Beziehung an der internationalen Spitze mitsegelt. Seit dem „America’s Cup“-Triumph der Schweizer Yacht „Alinghi“, die an der EPF mitentwickelt wurde, scheint dieses Bild noch gerechtfertigter als zuvor.

Auch die Departementsvorsteher-Konferenz der ETH bekam letzten Dienstag den fast ungestümen Willen Aebischers zu spüren, Lausanne und den regionalen Hochschulverbund „Arc Lémanique“ in Sachen Grösse und Qualität nach vorn zu bringen. Der EPF-Präsident skizzierte die von ihm seit drei Jahren unter anderem mittels einer einschneidenden Neuorganisation geprägte Hochschule, seine Vorstellungen von ihrer Zukunft und nicht zuletzt von der Partnerschaft der beiden ETH.

Info-Nano-Bio

Einen Nobelpreis, so Aebischer, könne man zwar nicht vorweisen - noch nicht. Aber die Evaluation des ETH-Bereichs durch internationale Experten vom Sommer 2002 etwa zeige, dass die EPF Lausanne wie die ETH Zürich in der globalen Hochschul-Champions-League mitspiele.

Was den Zuspruch betreffe, den Lausanne beim Nachwuchs geniesse, sei ein „Alinghi“-Effekt bereits spürbar: So interessieren sich normalerweise 30 bis 40 Maturanden für Studium der Materialwissenschaften, nach dem Sieg der Bertarelli-Crew seien es über 200 gewesen, berichtete der EPFL-Präsident.

„Info-Nano-Bio“: auf diese Kürzestform könne heute der wissenschaftliche Fokus des Lausanner Polytechnikums gebracht werden. Ohne den für Lausanne neuen Schlüsselbereich Life Sciences und eine entschiedene Ausrichtung auf die Informationstechnologien sei international kein Staat zu machen, betonte Aebischer. In der Ausbildung setzt Lausanne auf grösstmögliche Durchlässigkeit zwischen den Fakultäten, die schnelle Umstellung auf Bachelor und Master (wobei nur ein Bachelor of Engineering und ein Bachelor of Science angeboten werden sollen) sowie die Konzentration auf die Graduierten. - Dies sind nun alles Dinge, die auch an der ETH Zürich gross geschrieben werden.


EPF Lausanne: schnelle Expansion

Als „kleine Schwester“ der ETH Zürich lässt sich die EPF Lausanne heute guten Gewissens nicht mehr bezeichnen. Bald soll bei den Studierenden, unter denen übrigens die Deutschschweizer den am stärksten wachsenden Anteil ausmachen, die 6000er-Marke erreicht sein. Heute arbeiten 175 Professoren und 3'400 Angestellte an der EPFL. Das Budget übersteigt die halbe Milliarde deutlich, wobei fast ein Viertel aus nicht-staatlichen Quellen beschafft wird. Unter Patrick Aebischer bekam die EPFL eine völlig neue Struktur: an die Stelle der zwölf Departemente traten fünf die Fakultäten Grundlagenwissenschaften (Mathematik, Physik, Chemie), Ingenieurwissenschaften, Informatik / Kommunikation, Umwelt (natürliche und gebaute) sowie der neue Schwerpunkt Biowissenschaften.




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Gemeinsame Ziele: ETH-Präsident Olaf Kübler und Patrick Aebischer, Präsident der EPF Lausanne.

Kooperation oder Konkurrenz?

Unweigerlich stellt sich daher die Frage, ob der Forschungsstandort Schweiz genug Platz für zwei in dieselbe Richtung stürmende Champions hergibt. Einzelne Departementsleiter äusserten denn auch ihre Bedenken gegenüber der Lausanner Strategie. So könnten etwa, hiess es, die beiden Bundeshochschulen bei Berufungen gegen einander ausgespielt werden.

Aebischer anerkannte dies und plädierte für einen gewissen Grad an gegenseitiger Abstimmung - was von ETH-Präsident Olaf Kübler stark unterstützt wurde. Priorität hat für Aebischer jedoch die mit der Zürcher Schwester geteilte kompetitive Philosophie: nämlich die besten Köpfe aus aller Welt anzuziehen. Dazu sei genug Platz vorhanden - jedenfalls genug für die beiden Schweizer Forschungs-Flaggschiffe. Beide Institutionen hätten heute verstärkt die Aufgabe, die Schweizer Politik von sich zu überzeugen. – Das heisst, von der Notwendigkeit, dass die Bundeshochschulen ihren inhaltlichen und organisatorischen Kurs in grosser Autonomie festlegen, gleichzeitig aber mit den erforderlichen Mitteln ausgestattet werden müssten. Hier, findet Aebischer, könnte noch mehr erreicht werden, wenn beide Schulen am gleichen Strick ziehen.

Offene Fragen

Es überrascht kaum: Zumindest auf Zürcher Seite blieben trotz Aebischers vor Optimismus sprühenden Vision offene Fragen. Zum Beispiel beim Thema Zuteilung von Bundesmitteln (wo der „Arc Lémanique“ derzeit bevorzugt wird), bei der offenbar verbesserungsfähigen Forschungszusammenarbeit der beiden ETH sowie beim Verhältnis von Autonomie und Koordination der Schulen unterm gemeinsamen Dach des Bundes.

In der Erschliessung neuer Forschungsbereiche, so Aebischers Vorstellung zu letzterem Punkt, sei jeder Schule freie Hand zu lassen, hingegen sei in den klassischen Wissensgebieten und Feldern von nationaler Bedeutung eine Koordination der Kräfte, etwa die Schaffung gemeinsamer Master-Studiengänge, sinnvoll. Zu letzteren zählt der EPFL-Präsident das Bau- und Umweltingenieurwesen sowie den Bereich Energie.

Studiengebühren: Erhöhung bringe nichts

Wie er sich denn zur aktuellen Diskussion der allfälligen Erhöhung der ETH-Studiengebühren stelle, wurde Patrick Aebischer zum Abschluss von einem Departementsleiter gefragt. Er lehne eine Erhöhung ab, so die klare Antwort; denn der Ertrag rechtfertige den Aufwand nicht. Wenn schon, müsste man sich an den Finanzierungsmodellen der grossen Schulen der Welt - sprich der USA - orientieren. Doch sei das Zukunftsmusik, hielt Aebischer fest und ergänzte, dass diese Zukunft allerdings mit der Bologna-Reform und der Zunahme von Mobilität und entsprechend mehr Wettbewerb unter den Hochschulen schneller da sein könnte, als viele erwarten.


Literaturhinweise:
Website der EPF Lausanne: www.epfl.ch



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