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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 14.04.2004 06:00

"Design Lab": Ein Workshop zu "Science City"
Konkretisierte Visionen

Am letzten Mittwoch trafen sich gegen 50 ETH-Angehörige und Quartierbewohner auf dem Hönggerberg im sogenannten "Design Lab". In einem Workshop sollten die vor drei Wochen entwickelten Visionen über den Ausbau des Campus Hönggerberg zu einer Science City konkretisiert werden. Der Beteiligungsprozess glückte.

Von Jakob Lindenmeyer

Bereits vor drei Wochen entwickelten rund 70 ETH-Angehörigen aller Bereiche im "Future Lab" genannten ersten Workshop-Teil zahlreiche Ideen, Visionen und Wünsche über den Ausbau des Campus Hönggerberg zur Science City. (1) Das Ziel des "Design Lab" genannten zweiten Workshop-Teils bestand nun darin, diese Visionen zusammen mit dem Planungsteam in grundlegende Anforderungen und Funktionen zu übersetzen.

Ein neues Stadtquartier für Zürich

Keine einfache Aufgabe, sollen doch ab 2007 auf dem Hönggerberg gegen 10'000 Menschen arbeiten. Dafür braucht es Versorgungs-Infrastruktur, Wohngelegenheiten und eine bessere Verkehrserschliessung. Zudem soll das neue Grossprojekt stärker als heute mit den angrenzenden Stadtquartieren Höngg und Affoltern verzahnt werden. Es soll ein neues Zürcher Stadtquartier entstehen, das Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt.

Die rund 50 ETH-Nutzer, Anwohner, Planer und Experten, die sich letzten Mittwoch zum Design Lab trafen, wurden in einem ersten Teil mit kurzen Präsentationen konfrontiert, als Auffrischung und Input für die Gruppenarbeiten im zweiten Teil. So berichteten beispielsweise die fünf Studierenden Michelle Flückiger, Bojan Konic, Christian Sommer, Lukas Martin und Georg Troxler über ihre zweiwöchige Erfahrung als Siedler im Wohnexperiment auf dem Hönggerberg. (2) Durch das dreimonatige Wohnen in einem Planungs-Container sollen die Bedürfnisse der zukünftigen Bewohner von der Science City auf dem Hönggerberg bezüglich Arbeiten, Wohnen und Kultur anhand konkreter Erfahrungen ermittelt werden.

"Die Teilnehmenden am Beteiligungsprozess zur 'Science City' auf dem Hönggerberg waren extrem motiviert." (Bilder: M. Schmucki) gross

Lauter Bus und hohe Preise

Als erste positive Erfahrungen nannten die Studierenden den kurzen "Schulweg" sowie die Natur und das Naherholungsgebiet praktisch vor der Haustür. Problematisch hingegen ist der Verkehr: Durch die ungünstige Lage des ringhörigen Containers bekommt die WG den Busverkehr laut mit. Und wenn man ihn dann wirklich braucht, weil man müde nach dem Ausgang zurück auf dem Berg will, merkt man, dass es keine Nachtbus-Verbindung auf den Hönggerberg gibt. An Infrastruktur fehlt eine schnelle und günstige Einkaufsgelegenheit. Die Siedler staunten über die hohen Brotpreise des heutigen Hönggerbergladens. An Wochenenden sei es zwar schön ruhig, dafür habe es aber auch kaum junge Leute auf dem Hönggerberg.

Ein Zentrum wie Science City müsse so ausgestaltet werden, dass es die Menschen interessiere, dahin zu gehen, erläuterte der Planer Edouard Bannwart in seinem Referat über die Virtualität des Standorts. Gearbeitet werde auch in Zukunft an zentral gelegenen Orten; aber man werde sich vermehrt mit etwas beschäftigen, dass weit entfernt sei, sagte Bannwart. Die zu entwickelnden Räume müssten daher Aufenthaltsqualität haben, sich aber auch flexibel an Lebensveränderungen wie Arbeit, Kinderbetreuung und Alter anpassen können.


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In drei Arbeitsgruppen diskutierten rund 50 ETH-Nutzer, Anwohner, Planer und Experten über "Wohnen", "Forschung und Lehre", sowie "Rahmenbedingungen" der "Science City". gross

Anpassung statt Retorte

Den Präsentationen folgte eine Aufteilung in die drei Arbeitsgruppen "Wohnen", "Forschung und Lehre", sowie "Rahmenbedingungen". Die Wohngruppe unterschied drei Klassen von zukünftigen Hönggerberg-Bewohnern: Oberste Priorität sollen klar die Studierenden haben, weshalb beim Bau auch auf preisgünstige Mietzinse zu achten sei. An zweiter Stelle folgen die übrigen ETH-Angehörigen und an dritter Position auch andere Interessierte. Bannwarts Forderung nach flexibler und offener Raumnutzung wurde bestätigt, doch zudem sollten Planung und Bau fliessend ineinander spielen, so dass jederzeit Anpassungen möglich sind und nicht in einem Streich eine Retortensiedlung entsteht.

Raum und Zeit für freies Denken

Die Arbeitsgruppe "Forschung und Lehre" wünschte sich im Gegensatz zu den heute klar umgrenzten Instituts-Gebäuden mehr freie Räume, um den interdisziplinären Austausch zu fördern. Insbesondere seitens der Studierenden kam zudem die Forderung, nicht nur die Architektur, sondern generell die Organisation der ETH neu zu ordnen, beispielsweise in den Studiengängen. Diese seien heute nämlich so überfrachtet, dass den Studierenden kaum Zeit bleibe, solche neue interdisziplinäre Campus-Angebote zu nutzen.

Treffpunkt statt Ghetto

Die Arbeitsgruppe "Rahmenbedingungen" befasste sich primär mit der fehlenden Campus-Infrastruktur und der Verkehrsproblematik. Ziel wäre es, aus dem zukünftigen Hönggerberg nicht wie heute ein Wissenschafts-Ghetto, sondern einen Treffpunkt zu machen, an dem sich Wissenschaft und Gesellschaft begegnen und verständigen. Dies wird kaum ohne umweltbelastenden Mehrverkehr möglich sein, vor allem da die heutige Verkehrserschliessung als unbefriedigend empfunden wird. Doch zu zukunftsträchtigen Lösungen wie einem Hönggerberg-Tram oder einem umweltfreundlichen Elektrobus kamen Einwände bezüglich der gegenüber Erschütterungen und Elektrofeldern anfälligen Messgeräte der Physiker.

"Insgesamt war auch der zweite Teil des Beteiligungsprozesses erfolgreich und die Teilnehmenden waren extrem motiviert", bilanzierte die Mitorganisatorin Martina Märki von Corporate Communications. Bis jetzt hätten sich bereits über 30 Interessierte in den "Science Citizens Club" eingetragen und sich damit verpflichtet, auch weiterhin am Entwicklungsprozess "Science City" teilzunehmen.

Kontrollieren, kommentieren und korrigieren

Zum Schluss der Veranstaltung informierte der ETH-Vizepräsident und "Science City"-Visionär Gerhard Schmitt über das weitere Vorgehen. In den nächsten drei Monaten finden Gespräche zwischen den ETH-Planern, dem Hochbaudepartement der Stadt Zürich und potentiellen Investoren und Sponsoren statt. Dabei geht es um Marktabklärungen, die Lösung der Verkehrsprobleme und die Bau- und Zonenordnung. Anfangs Juli präsentieren die ETH-Planer ihre Testplanung für Science City. An einem dritten Workshop liegt es dann an den Teilnehmenden, diese Pläne zu kontrollieren, kommentieren und wo nötig auch zu korrigieren. (3)


Fussnoten:
(1) "ETH Life"-Bericht zum "Future Lab" genannten ersten Workshop-Teil: www.ethlife.ethz.ch/articles/futurelab.html
(2) "ETH Life"-Bericht zum Wohnexperiment auf dem Hönggerberg: www.ethlife.ethz.ch/articles/wohnexperimenteinzug.html
(3) Interessierte können sich für den dritten Workshop noch anmelden per E-Mail an sciencecity@sl.ethz.ch



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