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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 29.03.2004 06:00

14-stündige Protestaktion gegen Gentechweizen-Versuch
Greenpeace besetzte Versuchsfeld

Rund 45 Greenpeace-Aktivisten haben am Freitag Morgen das Versuchsfeld der ETH in Lindau besetzt, wo am 18. März auf acht Quadratmetern gentechnisch veränderter Weizen ausgesät worden war. Die Umweltschützer ketteten sich an das Schutzgitter, das die Pflanzung umgibt. Nach knapp 14 Stunden brach Greenpeace die weitgehend friedlich verlaufene Aktion wegen Kälte ab.

Von Norbert Staub

Kurz nach sechs Uhr früh drangen die Greenpeace-Aktivisten in das Gelände der ETH-Versuchsstation in Lindau-Eschikon ein. In der offensichtlich minuziös vorbereiteten Aktion überwanden die Aktivisten den Absperrzaun des Geländes mit Leitern und hüllten anschliessend den Schutzkäfig mit Transparenten ein, auf denen „Stopp Gentechweizen“und „Achtung genmanipuliert!“ zu lesen war. Etwa 30 Besetzer ketteten sich unter anderem mit Fahrradschlössern an den Käfig , einige postierten sich mittels Leitern an der Oberseite des Geheges.

Legalen Weg "bis zum Ende gegangen"

Die Besetzer waren mit Wolldecken augerüstet und „wild entschlossen, nicht freiwillig wegzugehen“, wie Greenpeace-Schweiz-Sprecher Bruno Heinzer am Freitag Vormittag gegenüber „ETH Life“ erklärte. Mit dieser Aktion in klassischer Greenpeace-Manier wolle die Organisation die ETH-Forscher noch einmal zum Verzicht auf die Freisetzung dieser und anderer gentechnisch veränderter Organismen in die Umwelt auffordern, hiess es am selben Tag in einer Medienmitteilung.

Am Donnerstag hatte Greenpeace-Sprecher Bruno Heinzer gegenüber Radio DRS noch angekündigt, dass die Umweltorganisation vor Bundesgericht nicht mehr weiter gegen den Versuch rekurrieren werde. „Das heisst keineswegs, dass wir ihn akzeptieren“, präzisierte Heinzer gegenüber "ETH Life": „Wir sind den legalen Weg so weit gegangen wie möglich. Jetzt sind wir gezwungen, unseren Widerstand auf diese Weise zu äussern."

Nach 14 Stunden: Rückzug wegen Kälte

Die Kantonspolizei, welche bereits nach etwa einer Viertelstunde mit einem grösseren Aufgebot auf dem Gelände war, beschränkte sich auf das Aufnehmen der Personalien der Besetzer. Die Aktion verlaufe friedlich und aus ETH-Sicht warte man ab, was geschehe, sagte ETH-Sprecher Rolf Probala am Nachmittag.


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Die Polizei nimmt die Personalien der Greenpeace-Aktivisten auf, die sich an die Geländeabschrankung angekettet haben. gross

Am Abend dann entschied ETH-Präsident Olaf Kübler, auf eine Räumung des Geländes durch die Polizei zu verzichten. Kurz darauf erfolgte das Ende der Besetzung: Um 20 Uhr teilte Greenpeace mit, die Aktivisten hätten beschlossen sich zurückzuziehen, "um gravierende Unterkühlungen zu vermeiden".

Die Aktivisten hat Greenpeace laut Heinzer aus dem ganzen europäischen Raum rekrutiert. "Sie sind Freiwillige und erhalten von uns keinen Rappen", hielt Heinzer fest. Im übrigen sei es nicht das Ziel gewesen, den Versuch zu zerstören: „Wir wollten schliesslich keine Kontamination durch Gentech-Organismen riskieren“.

Ärger über Beeinträchtigung des Forschungsbetriebs

Im Vergleich zu ihrer letzten Sabotageaktion im März 2003, als das Gehege massiv beschädigt wurde (1), habe die Umweltorganisation offenbar etwas gelernt, sagt ETH-Versuchsleiter Christof Sautter, der sich angesichts der neuerlichen Störaktion ruhig und gelassen zeigte und keineswegs überrascht. Der Versuch sei nicht tangiert, solange nichts auf die Anbaufläche falle, erklärte Sautter.

Allerdings sei das Netz, welches das Feld vor Vögeln schützen soll, beschädigt worden. „Ärgerlich ist, dass Forschung und Lehre durch solche Aktionen beeinträchtigt werden,“ so der Pflanzenwissenschaftler. Die ETH Zürich hat gegen die Besetzer eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs eingereicht.


Fussnoten:
(1) Vergleiche dazu den entsprechenden „ETH Life“-Bericht vom 7. März 2003: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/greenpeacemiststock.html



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