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Rubrik: Tagesberichte

Eine Studie der Professur für CAAD
Kartonhäuser für den Katastrophenschutz

Published: 19.01.2004 06:00
Modified: 21.01.2004 13:56
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Im Katastrophenfall mit vielen Obdachlosen kommen schnell Zelte zum Einsatz. Diese bieten aber nur bedingt Kälte- und Windschutz. In einer Seminarwoche entwickelten ETH-Studierende der Architektur Kartonhäuser, die eine Übergangslösung zwischen Notzelt und wiederaufgebautem Haus darstellen. Die Studienarbeiten werden ab Montag in der Eingangshalle des HIL ausgestellt (1) .



Von Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch)

Ende Dezember 2003 bebte die Erde im Südosten des Iran. Die Folgen waren fatal: Tausende Personen starben, noch viele mehr wurden obdachlos. Helfer errichteten Zeltstädte, von denen man nicht weiss, wie lange sie beansprucht werden müssen. Zudem kommen immer wieder Meldungen, wie die Leute im Katastrophengebiet unter der Kälte leiden. Gefragt wären in einer solchen Situation Notunterkünfte mit besserer Isolation.

Wie die aussehen könnten, das untersuchten ETH-Architekturstudierende in einer Seminarwoche. Christoph Schindler, Kai Strehlke und Russell Loveridge, Assistenten der ETH-Professur CAAD, hatten die Aufgabe gestellt, Kartonhäuser zu konstruieren, die beinahe so billig, leicht und schnell aufzubauen sind wie ein Zelt. Gleichzeitig sollten die Gebäude möglichst viel vom Komfort eines Hauses bieten.

Als Materialien standen den Studierenden ausschliesslich Produkte der Verpackungsindustrie zur Verfügung: Das wichtigste dabei waren die bis zu drei Zentimeter starken Wabenkartonplatten, die aufgrund ihrer Struktur gute Isolatoren sind. Sie wurden für die Wände, Decken sowie Fussböden eingesetzt. Das Fundament gestalteten die Erbauer aus Pressspanpaletten, und für die Verbindungen setzten sie Spannriemen ein.

Schindler begründet die Wahl der Materialien: „Durch die Massenproduktion der Materialien sind alle Produkte extrem billig. Sie sind leicht, denn sie sind für den Transport optimiert.“ Zudem könnten sie überall auf der Welt kurzfristig gekauft werden und auch die Entsorgung stelle kein Problem dar, da die Kartonplatten vollständig rezyklierbar sind. Und Verpackungsmaterialen haben noch einen weiteren Vorteil: Weil sie billig sind, wird sie kaum jemand stehlen – etwas was mit den Alustangen der in Katastrophenfällen eingesetzten Zelten immer wieder geschieht.

Als Resultat der Seminarwoche kamen schliesslich drei verschiedene Modelle heraus. Das Folienhaus, das Dreieckhaus und das Pakethaus. Der Aufbau der Häuser dauert je nach Modell zehn bis 30 Minuten.

In der Ausgangsform erschliesst sich dem Beobachter der Name "Dreieckshaus" noch kaum, ...

Die Kartonhäuser haben in der Einzelproduktion zwischen 500 und 1000 Franken gekostet. Dieser Preis gelte für die Einzelanfertigung, relativiert Schindler. Kämen die ETH-Kartonhäuser in Massenproduktion, dann würde sich der Preis für die verschiedenen Einzelhäuser halbieren.

Trotz vieler Pluspunkte noch nicht einsatzfähig

Einsatzfähig sind die Studierendenarbeiten trotz allem aber noch nicht. Denn die verwendeten Wabenplatten aus Karton sind in der gegenwärtigen Form noch normal entflammbar und extrem wasserempfindlich. Die Herstellerfirma arbeite aber an einer beständigeren Kartonform, erzählt Schindler. So sollen die Kartonplatten mit einem mineralischen Binder getränkt werden. Sind diese Versuche von Erfolg gekrönt, dann werde er sicher versuchen, das Projekt weiter zu verfolgen.

Dass der Ansatz der Seminarwoche aber bereits jetzt mehr ist als eine rein akademische Übung. darauf verweist ein spezieller Besuch an der Ausstellung mit den drei Kartonhäusern: Einige Vertreter der Deza (Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit) werden diese Woche auf den Hönggerberg kommen. Zudem bekam Schindler die Zusage, dass sie ihr Kartonhausprojekt am 28./29. Januar auf der Messe "Aid undTrade" in Genf auf einem Workshop mit dem Titel "Shelter and Security" vorstellen dürfen. Dabei werden sie auch mit Vertretern des UN-Flüchtlingskommissariats zusammenkommen.

... doch nach der Errichtung leuchtet er sofort ein. (Bilder: Christoph Schindler)

References:
•  Weitere Informationen zur Austellung „Drei Häuser aus Karton“: www.caad.arch.ethz.ch/CAAD-Extern/299

Footnotes:
(1 Ausstellung „Drei Häuser aus Karton“. Datum: 19.01. bis 30.01.2004; Zeit: werktags 8-22, samstags 8-12, Sonn- und Feiertage geschlossen; Ort: Eingangshalle HIL, ETH Hönggerberg, Zürich


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