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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 27.08.2001 06:00

KOF präsentiert Herbstprognose
Licht am Wirtschafts-Horizont

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) erwartet aufgrund ihrer Umfrage in der Schweizer Wirtschaft ein Ende des Abwärtstrends für 2002. KOF-Leiter Bernd Schips präsentierte am Freitag seine Einschätzung zum weiteren Konjunkturverlauf.

Von Norbert Staub

"Auch ein verlangsamtes Wachstum ist ein Wachstum", diktierte ETH-Professor Bernd Schips am Freitag den Medienvertretern ins Notizbuch. Dass die meisten präsentierten Kurven nach unten deuten, solle nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies innerhalb der Wachstumszone geschehe.

Was die KOF auf die Frage "Wie geht es weiter mit der Schweizer Konjunktur?" für Antworten parat hält, weckt in einer Zeit weit verbreiteter Ungewissheit grosses Interesse. Es wurde denn auch entsprechend eng im Konferenzraum der KOF an die Weinbergstrasse. Bernd Schips, KOF-Leiter und ETH-Professor für Nationalökonomie, sieht seine Frühjahrsprognose (1) bestätigt: er rechnete damals mit einer weiteren Abschwächung der Konjunkturdynamik bei gleichzeitig anhaltend "robuster" Nachfrage im Inland.

Ab Ende Jahr wieder steigende Tendenz

Dies ist im zweiten Quartal 2001 eingetreten; die KOF erwartet jetzt aufgrund ihrer Umfrage bei 6'000 Schweizer Unternehmen (Rücklaufquote: gute 4'000), dass sich das Wachstum in der Schweiz bis Ende Jahr noch weiter abschwächt. Dann allerdings, hofft Bernd Schips, sollte der Sinkflug zu Ende sein. Von Rezession jedenfalls, so Schips, könne gegenwärtig "keine Rede" sein, auch wenn die sich Wirtschaft weniger stürmisch entwickle als in der Zeitspanne 1999/2000. Als einen wichtigen Parameter erwähnte Schips die Arbeitslosigkeit - oder eben die annähernde Vollbeschäftigung: "Die Beschäftigungsrate nimmt nach wie vor zu."

Gebremste Abschwächung

Richard Etter, Leiter der Gruppe "Konjunkturtests" bei der KOF stellte zur aktuellen Lage fest, dass in der Industrie der Bestellungseingang nahezu stagniert; dasselbe gilt für die Produktion, die allerdings auf hohem Niveau verharrt. - Wie gut ist der Auftragsbestand, respektive wie voll die Lager mit fertigen Produkten? Diese Selbsteinschätzung der Firmen ist ein wichtiger Gradmesser. Ergebnis: Nach dem Rekordjahr 2000 hat sich der Konjunkturmotor abgekühlt. Doch der Auslastungsgrad der Industrie beträgt laut KOF immer noch hohe 84 Prozent - was dem langjährigen Mittel entspricht.

Die Unternehmen erwarten dem entsprechend nicht, dass die Normalisierung in eine Rezession umschlage, sagte Richard Etter. Vor allem die Inlandnachfrage steigt nach wie vor fast unvermindert an.


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Schips
Sehen trotz flauer Entwicklung keinen Grund für Rezessionsängste: Prof. Bernd Schips (links) und Richard Etter von der Konjunkturforschungsstelle der ETH. gross

Interessant ist, dass die Produktion der Firmen mit einem sehr hohen Exportanteil im Vergleich zu den Vormonaten zwar noch im Minus liegt; seit Frühsommer werden jedoch spürbar mehr Bestellungen erwartet.

Bauboom in Zürich, Flaute in der Ostschweiz

Der Bausektor reagiert traditionell schnell und heftig auf Konjunkturschwankungen. Hier ist gegenüber dem exzellenten Jahr 2000 kaum eine Änderung in der Geschäftslage eingetreten. Regional sind aber starke Unterschiede festzustellen: erleben die Regionen Zürich und Tessin einen regelrechten Bauboom, so ist etwa in der Ostschweiz das Gegenteil der Fall.

Der Dienstleistungsbereich zeigt ein uneinheitliches Bild: Die Kauflust der Schweizerinnen und Schweizer ist ungebrochen hoch - den Detailhandel freuts. Die Restaurants hingegen krebsen nach wie vor um das Nullwachstum herum. Die Banken können derzeit vor allem mit dem Geschäft mit Auslandskunden nicht zufrieden sein, das Inlandgeschäft hingegen ist recht stabil.

Kaum Mietzinssenkungen

Das Gesamtbild lässt die KOF an ihrer bisherigen Prognose von zwei Prozent Wachstum für das laufende Jahr festhalten. Anfang Oktober wird sie ihre längerfristigere Voraussage für die Jahre 2002/03 wagen. Die Frage, ob die Lage nicht demnächst eine Zinssenkung der Nationalbank erwarten lasse, beantwortete Bernd Schips mit "ja". Wer sich schon auf Mietzins-Senkungen freut, den musste Schips allerdings enttäuschen: "Die Refinanzierung der Hypokredite ist teurer geworden, weil auch viele Kleinsparer ihr Geld vermehrt in langfristige Anlagen wie Aktien investiert haben. Jetzt fehlt es an flüssigen Mitteln."


Fussnoten:
(1) Vergleiche ETH Life-Berichte unter: www.ethlife.ethz.ch/news/show/kofprognose.html sowie unter:www.ethlife.ethz.ch/news/show/AbgeschwchtesWa.html



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