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Rubrik: Tagesberichte |
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125 Jahre Militärwissenschaften an der ETH Zürich Eine weltweit einzigartige Verbindung |
Seit dem 1. Juni 2002 führt die Militärische Führungsschule (MFS) der Schweizer Armee die neue Bezeichnung "Militärakademie an der ETH Zürich" (MILAK/ETHZ). Damit hat eine 125 Jahre dauernde Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt und Abschluss gefunden. Die Tatsache, dass seit 1878 am Polytechnikum für Miliz- und Berufsoffiziere die Möglichkeit besteht, sich militärwissenschaftlich weiterzubilden, ist das Thema der diesjährigen Jubiläums-Frühjahrstagung. Diese enge Verbindung Militärakademie - Hochschule ist in der Welt wohl einzigartig. Von Regina Schwendener Die Militärakademie an der ETH Zürich beging am 15. März - an ihrer Frühjahrstagung - mit namhaften Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Armee ein Jubiläum: 125 Jahre Militärwissenschaften an der ETH Zürich. Im Folgenden einige Marksteine in dieser Geschichte. Unterricht an der ETH Nach einer rund 25-jährigen Vorgeschichte beschloss der Bundesrat am 26. Oktober 1877, dass am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich Vorlesungen in Kriegsgeschichte, Strategie, Taktik, Heeresorganisation und Heeresverwaltung, Waffenlehre und Schiesstheorie sowie Fortifikationslehre gehalten werden sollten. Der Bundesrat beabsichtigte mit diesem Freifachangebot, Milizoffizieren auf freiwilliger Basis eine militärwissenschaftliche Ausbildung anzubieten. Im Mai 1878 wurde der Aargauer Oberst i Gst Emil Rothpletz zum ersten Professor für Militärwissenschaften und Leiter der Militärabteilung gewählt. Ausbilder ausgebildet Um die Jahrhundertwende setzte sich die Einsicht durch, den militärwissenschaftlichen Unterricht an der ETH zu erweitern und zu einer obligatorischen Fachausbildung für die Instruktionsoffiziere der "fechtenden Truppengattungen" auszubauen. Einer der einflussreichsten Befürworter dieser neuen Konzeption war der spätere General Ulrich Wille, der von 1909 bis 1913 Vorsteher war. Der Bundesrat gab am 27. März 1911 grünes Licht für das Projekt, das einige Male schwere Krisen zu überwinden hatte, hauptsächlich, weil die Probleme aufgrund personelle Engpässe auf den Waffenplätzen immer drängender wurden und Forderungen nach mehr Praxisbezug statt Theorie gestellt wurden. Gründung von Militärschulen Am 8. November 1960 wurde eine zeitlich gestaffelte Ausbildung beschlossen. Die Militärschule I bereitete den jungen Instruktionsoffizier auf seine Tätigkeit als Einheitsinstruktor in Rekrutenschulen vor. Die Militärschule II vertiefte die Grundausbildung und führte die Absolventen zusätzlich ein in die Anforderungen in Offiziers- und Zentralschulen. Die Militärschule III war für erfahrene Instruktionsoffiziere vorgesehen, welche im Rahmen ihrer Weiterbildung besonders für die Übernahme eines Schulkommandos oder für Dienste in der Verwaltung vorbereitet werden sollten. Während dreier Jahrzehnte blieben die Militärschulen an der ETH weitgehend gleich organisiert. Der Direktor der Militärschulen war zugleich Vorsteher der Abteilung für Militärwissenschaften. Eine erste einschneidende strukturelle Änderung trat Mitte der achtziger Jahre ein. Mit der Einführung einer Professur für Sicherheitspolitik und Konfliktforschung an der Abteilung für Militärwissenschaften wurde die frühere Personalunion beendet. Damit ergaben sich zunehmend Probleme der Zusammenarbeit und der Neukonzeption der Lehrangebote. Das Produkt war 1993 die Umwandlung in eine den modernen Anforderungen angepasste Militärische Führungsschule mit einem sechssemestrigen Studium und die Schaffung eines Nachdiplomstudiums in Form eines Diplomlehrgangs. Im Zuge der Neustrukturierung der ETH wurde das "Studium Berufsoffizier" dem Departement für Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften (D-GESS) unterstellt.
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Die Militärakademie Ein weiterer grosser Schritt folgte am 1. Juni 2002 mit der Umbenennung in "Militärakademie an der ETH Zürich". Brigadier Rudolf Steiger, Direktor und Professor der Militärakademie: "Als Kompetenzzentrum für Militärwissenschaften und als moderne Ausbildungsstätte für Berufsoffiziere aller Verwendungsstufen erhält die Schule den Namen, der dem Inhalt und dem internationalen Vergleich entspricht. Zudem wird signalisiert, dass keine militärische Fachhochschule gegründet worden ist, sondern die 125-jährige Tradition weitergeführt werden soll. Der Bereich Lehre und Forschung soll in den nächsten Jahren mit den dringend notwendigen und bereits bewilligten Gebieten Militärtechnologie und Militärökonomie verstärkt werden, so Steiger. Ab Sommer 2004 werde voraussichtlich jeweils für zwei Jahre ein ausländischer Gastdozent an der MILAK in Lehre und Forschung tätig sein. Frauenanteil nimmt zu Die Anzahl der Studierenden hat sich bis 1988 in etwa dem gleichen Rahmen bewegt, bis sie dann immer wieder die Zahl 100 überschritten hat. Auffällig an der Statistik von 1911 bis 2002 ist, dass in den Jahren 1918 sowie von 1939 bis 1944 - also in den Zeiten der beiden Weltkriege - kein Studierender die Militärwissenschaften belegte. Seit einigen Jahren nehmen auch weibliche Offiziere die Ausbildung zum Berufsoffizier auf.
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Literaturhinweise:
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