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Rubrik: Tagesberichte |
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Pflanzenexkursion ins Toggenburg Blühender Unterricht |
Pflanzenexkursionen gehören zum festen Bestandteil einiger Studiengänge. ETH Life ging im Toggenburg mit ins Feld und liess sich von den Einsichten überzeugen, die diese traditionelle Unterrichtsform bietet. Von Christoph Meier Ihre Blicke schweifen umher, als würden sie einen verloren gegangenen Gegenstand suchen. Gelegentlich versammeln sie sich in kleinen Gruppen, und jemand verteilt etwas Gefundenes. Manche beschriften die Gabe und stecken sie in einen Plastikbeutel. Danach bewegen sie sich, die Augen meist auf den Boden gerichtet, wieder einige hundert Meter weiter. Obwohl sich die Teilnehmenden vorerst entlang eines Kreuzweges bewegen, entpuppt sich das Ganze nicht als eine Prozession, sondern als eine Pflanzenexkursion der ETH. Diese führte letzten Samstag rund 120 Studierende der Biologie, der Pharmazeutischen und Forstwissenschaften unter der Leitung von ETH-Professor Matthias Baltisberger ins Toggenburg. Kaum in Alt St. Johann aus dem Postauto gestiegen, gilt die Aufmerksamkeit der Studierenden der Pflanzenwelt. Dabei merkt man schnell, dass den Teilnehmenden einiges von früheren Exkursionen her bekannt ist, sie aber noch neues entdecken können. Baltisberger und seine Assistierenden halten die Studierenden zur systematischen Betrachtungsweise an, so dass sich diese fast schon automatisch Fragen nach typischen Merkmalen von Pflanzenfamilien und -gattungen stellen. „Sind die Blätter gegenständig, die Blüte zygomorph oder was charakterisiert die Familie der Lamiaceae?“
Von den Pflanzen aus gesehen Doch Einordnung bedeutet nicht einfach das Finden eines Artnamens, sondern auch die Sensibilisierung auf das Umfeld einer Pflanze. Darauf legt Baltisberger Wert. So weist er darauf hin und demonstriert es vor Ort, dass nur bestimmte Pflanzen den durch Vieh oder Maschinen geweideten Wiesen genügen. In diesen wiederum stellen die Trittschäden für gewisse Pflanzen Pionierland dar. Angeregt durch solche Betrachtungsweisen kommen gewisse Studierende zum nicht ganz ernst zu nehmenden Schluss, dass eine gemähte Wiese aus Sicht der Pflanzen einen „Massenmord“ darstellt.
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Gifte und Medikamente Gefährlich kann es aber nicht nur für die Pflanzen werden. Mit dem Gelben Eisenhut steht nämlich die giftigste Pflanze der Schweiz in einer Hochstaudenflur am Wegrand. Baltisberger schätzt, dass ein Fläschchen des in der Pflanze enthaltenen Giftes Aconitin genügen würde, um die Bewohner einer Stadt umzubringen. Doch damit nicht genug: in der Folge trifft man auch noch auf den Weissen Germer und einen Seidelbast, beides Pflanzen, deren Verzehr auch nicht zu empfehlen ist. Neben Beispielen für Gefährdung finden sich aber auch Pflanzen mit Heilpotenzial wie zum Beispiel das Johanniskraut. Mannigfaltige Erfahrungen Den Vorteil, frische Pflanzen direkt zur Verfügung zu haben, nutzen die Studierenden, um noch andere Eigenschaften als das Aussehen zu überprüfen. Auch wenn das Kosten der Blätter des Oregano zuerst eher verwirrt – die Studierenden tippen zuerst auf Pfefferminze und Basilikum – ist das Zuhilfenehmen mehrerer Sinne doch häufig hilfreich. Baltisberger hilft dem Memorieren aber auch durch Wortspielereien nach. So wird vielleicht dem einen oder andern der gute Heinrich bleiben, gerade weil er „nicht der grüne Heinrich ist“. Beobachten gelernt Die vielfältigen Anregungen führen dazu, dass sich die Studierenden erstaunlich lange konzentriert dem Pflanzenstudium widmen. Dies, obwohl sie über Wiesen, durch einen Wald entlang eines Sumpfgebietes hinauf in das 700 Meter höher gelegene Karstgebiet des Windenpasses gestiegen sind und seit rund sieben Stunden unterwegs sind. Auch wenn sie während dieser Zeit vordergründig einfach eine Prüfung vorbereitet haben, haben sie aber noch etwas viel Grundlegenderes gelernt – etwas, ohne das Darwin kaum zu seinen Einsichten gekommen wäre: Ausgehend von genauem Beobachten haben sie ihr Auge geschult, um in der Vielfalt der Pflanzenwelt die gemeinsamen Strukturen zu erkennen.
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