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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 14.09.2006 06:00

Zwischenbilanz beim Fonds Filep
Erfolgreiches E-Learning

Der Fonds Filep hat in den letzten sechs Jahren knapp 100 E-Learning-Projekte an der ETH unterstützt. Unter den realisierten Projekten gibt es Perlen. Zum Beispiel eine neue Lernumgebung für die Phytopathologie.

Peter Rüegg

Viren, Bakterien und Pilze: Kulturpflanzen haben viele Krankheiten. Doch diese richtig zu diagnostizieren braucht viel Übung. „Man kann den Studierenden Dias zeigen, doch das ist Trockenschwimmen und bringt nichts“, sagt Phytopathologie-Professor Cesare Gessler vom Institut für Integrative Biologie. (1) Optimal sei, die Diagnostik im Feld zu erlernen, doch das wiederum sei sehr aufwändig. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Christian Rohrer hat Gessler nun im Rahmen eines Filep-Projekts eine E-Learning-Umgebung entwickelt, die den Studierenden das Erlernen der Pflanzenkrankheiten erleichtern soll.

Online Anleitung und Nachschlagewerk

Gesslers E-Learning-Projekt "digiskop" basiert auf der Standard-Lehrplattform „Ilias“, die als Open Source Software vom Internet heruntergeladen und auf einem Server installiert werden kann. In dieser Lernplattform haben Gessler und Rohrer die Phytopathologie-Kursmodule aufgebaut. Enthalten sind Informationen zu 80 wichtigen Pflanzenkrankheiten, die nach Wirtspflanzen geordnet sind. Die Studierenden können zu jeder Krankheit Anleitungen über die Präparation, Hintergrundwissen über Biologie, Geschichte, Verbreitung und Lebenszyklus der Erreger abrufen. Sie finden zudem eine Bildersammlung, um die Befunde aus ihren Übungen am Objekt zu überprüfen. Mit Hilfe einer Digitalkamera, die am Mikroskop angebracht ist, können die Studierenden Bilder von ihren Präparaten schiessen.

Das Lernprogramm führt die Studierenden Schritt für Schritt durch den Kurs. Zuerst müssen sie die Wirtspflanze bestimmen, dann erfolgt das Bestimmen der Krankheit von Auge, das Betrachten unter der Lupe und schliesslich das Präparieren und Mikroskopieren. Auf jeder Stufe wird den Lernenden eine Reihe von Fragen gestellt, die sie beantworten müssen, ehe sie den nächsten Schritt unternehmen sollten. Die Studierenden tippen die Antworten online ein. Diese können sie mit den Lösungen vergleichen. Das Tool kommt den unterschiedlichen Lerntempi sowie dem Interessens- und Wissenstand der Studierenden entgegen. Dem Dozenten bleibt mehr Zeit, um sich mit einzelnen Studierenden abzugeben.

Transfer löste technische Probleme

Zu Beginn betreute die Gruppe Gessler die Lernplattform selbst. Da der Aufwand aber zu gross wurde, transferierte sie die Ilias-Installation an das E-Learning-Kompetenzzentrum NET der ETH. NET bietet nun seit rund einem Jahr diese Lernplattform als Teil seines LMS-Portfolios selber an. Der Transfer aus der Gruppe Gessler hin zum NET löste vor allem das Problem der technischen Nachhaltigkeit.


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Cesare Gessler am Mikroskop: Im Rahmen der Phytopathologie-Kurse können Studierende Bilder mit der Digitalkamera schiessen und diese in die E-Learning-Plattform einspeisen. gross

Für Christian Sengstag, Leiter des NET und des Filep-Teams, ist der Phytopathologie-Lehrgang ein gelungenes Beispiel für ein E-Learning Projekt, das der Fonds Filep ermöglicht hat. Knapp 100 Projekte hat der Fonds des Rektors seit dem Jahr 2000 unterstützt. (2)Dafür stellt er drei Millionen Franken pro Jahr zur Verfügung. Besonders erfolgreich war das Projekt „Virtual Excursion“ des Geobotanik-Professors Matthias Baltisberger. Für die Botanik-Exkursion ab DVD erhielten er und sein Team den mit 25'000 Euro dotierten Medida-Förderpreis 2004.(3)

Qualität muss stimmen

Beiträge aus dem Fonds zu erhalten ist allerdings nicht einfach. Die Qualitätsansprüche seien hoch, betont Sengstag. Zwei Mal im Jahr, anfangs März und anfangs September, können Antragsteller ihre Projekte einreichen. Die Projekte müssen garantieren, dass sie die Lehrqualität der ETH erhöhen. Studierende müssen einen sichtbaren Mehrwert von E-Learning gegenüber klassischen Lehrmethoden erkennen. Nicht jedes E-Learning-Projekt müsse teuer und aufwändig sein, findet Sengstag. Er selber habe gratis zur Verfügung stehende Social Software aus dem E-Learning Baukasten in seinen Unterricht integriert, die bei den Studenten viel Anklang gefunden hätte.

So hat er etwa eine Art virtuelles Seminar errichtet. Die Studierenden können in einem Internet-Forum ihre Meinungen zu einem Thema kundtun. Das habe den Vorteil, dass sich auch Studierende an Diskussionen beteiligen können, die sich in Seminaren nicht zu äussern wagen oder die eher langsam denken. Auf der gleichen Plattform können die Studierenden auch ihre Seminararbeiten ablegen und publizieren. Das alles sei an der ETH gratis zu haben, es bedeutet jedoch einen gewissen Mehraufwand. Wer aber Grosses vorhat, insbesondere unterstützendes Personal benötigt, sollte beim Fonds Filep ein Projekt einreichen.


Fussnoten:
(1) Website der Gruppe Phytopathologie: www.path.ethz.ch/
(2) Website Fonds Filep: www.filep.ethz.ch/
(3) vgl. ETH Life-Artikel "Förderpreis beim Medida-Prix": www.ethlife.ethz.ch/articles/news/virtexmedidaprix04.html



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