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Publiziert: 27.02.2001 06:00

SETI-Co-Direktor William Welch über ausserirdisches Leben
"Wir sind wohl nicht allein"

Sein Arbeitsfeld regt zu den farbigsten Vorstellungen an: Die berühmten Ausserirdischen tauchen da auf und Star-Trek-Visionen. Ein Interview mit dem Radioastronomen William "Jack" Welch, Berkeley-Professor und Co-Leiter des SETI-Institute in Kalifornien, der sich anlässlich der EMC-Tagung kürzlich an der ETH befand.

Interview: Norbert Staub

Herr Professor Welch, Sie gehören der Leitung des "Institute for the Search for Extraterrestrial Intelligence" an, kurz SETI Institute. Wie kam es zu dessen Gründung?

Beim Start im Jahr 1985 war SETI zum Teil noch von der NASA finanziert. Wenn US-Professoren von nationalen Fördereinrichtungen Geld für ihre Projekte bekommen, verlangen die jeweiligen Hochschulen üblicherweise einen Unkostenbeitrag, weil für diese Kosten entstehen. In Stanford, wo ich lehrte, war dieser Betrag damals recht hoch. Um den Forschungsbeitrag nicht zu reduzieren, tat ich mich mit Kollegen zusammen und gründete ein eigenes Institut. So entstand das SETI Institute. Es wuchs recht schnell, da es zahlreiche Forschende, die sich für ausserirdisches Leben interessieren, anzog.

Mit welchen Mitteln spüren Sie ausseridrischem Leben nach?

Es ging damals um die Entwicklung eines komplexen, ziemlich teuren Spektrometers, das auf Radioteleskopen eingesetzt werden konnte: das Projekt "Phoenix". Ziel war und ist, damit die 1000 der Erde nächsten Sterne zu untersuchen. Wir wollen jene Signale von diesen Regionen herausfiltern, die nicht natürlichen Urprungs sein können.

Warum Sterne?

Weil wir glauben, dass, wenn sich da draussen Leben befindet, es am ehesten auf einem Planeten zu finden sein wird - Planeten drehen sich notwendigerweise um Sterne. Wir glauben nicht so sehr an Raumschiffe mit ausserirdischer Besatzung.

Galaxie/Hubble
Leben ausserhalb der Erde? SETI-Direktor William Welch hält es für wahrscheinlicher als das Gegenteil. (Bild: NASA) gross

Vorstellungen über ausserirdisches Leben gehen also immer von unseren bestehenden Bildern von Leben aus?

Es gibt zwei Ebenen: Erstens die Frage: Gibt es Formen von Leben, auch einfachstes wie Mikroben, ausserhalb der Erde überhaupt? - Ich glaube, die Wahrscheinlichkeit dafür ist extrem hoch. Die Oberfläche des Planeten Mars beispielsweise deutet darauf hin, dass es dort einst Wasser gegeben haben könnte. Dann Europa, ein Juptiermond: dort weist vieles auf da Vorkommen von Eis hin und darauf, dass unter der Eisschicht eine Salzwasserschicht liegt - ein idealer Ort für Mikroben, vergleichbar mit dem bakteriellen Leben in der Tiefsee. Im Fokus der SETI-Forschung steht allerdings Leben, das einen Übertragungsmodus herstellen kann, also hoch entwickeltes Leben.


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Jack Welch
Das neuartige SETI-Teleskop "ATA" wird laut William Welch flexibler, leistungsstärker und billiger sein. gross

Müssen Sie sich nicht oft vor Leuten rechtfertigen, die Ihre teure Forschung für überflüssig halten? - Und gerade in den USA ist doch die Fraktion christlicher Fundamentalisten, für welche solche Forschung Teufelzeug ist, recht gross.

Das ist aber deren Problem. Wer das Neue Testament im übrigen ernst nimmt, muss zur Überzeugung gelangen, dass Gott uns den Verstand gegeben hat, um ihn auch zu benützen. Ich habe Kollegen, die sehr religiös sind; sie sagen, es wäre dumm, diese Forschung nicht zu betreiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir etwas finden, ist zwar klein. Aber angenommen, es geschieht dennoch: es würde unsere Vorstellungen von uns und dem Universum total verändern.

Was würden Sie konkret tun, wenn Sie die gesuchten Signale empfangen?

Erst müssten wir die Information absichern. "Phoenix" arbeitet momentan mit dem weltgrössten Teleskop von Arecibo (Puerto Rico); und dem Jodrell-Bank-Teleskop bei Manchester in England. Das eine dient als Kontrollorgan des anderen. Wird ein "verdächtiges", z.B. regelmässig pulsierendes Signal gefunden, müssen zunächst lokale Interferenzen ausgeschaltet werden. Durch die Distanz hätte ein ausserirdisches Signal an beiden Orten eine minim unterschiedliche Frequenz - aufgrund der Erdrotation und des Doppler-Effekts. Alles bisher Empfangene hat sich am Ende aber als Interferenz irdischen Ursprungs entpuppt. Dennoch: Es gibt allein in unserer Galaxie hundert Milliarden Sterne, und es gibt ungefähr ebenso viele Galaxien. Angesichts dieser Zahlen ist es für mich kaum wahrscheinlich, dass wir die einzigen sind. Die Scholastiker haben lieber darüber debattiert, wieviele Zähne ein Pferd im Maul hat, anstatt bei einem realen Pferd nachzusehen. Das wäre für mich kein Weg.

Bei nur 1'000 Sternen müssen Sie ein Riesenglück haben, wenn Sie etwas finden wollen.

Richtig, darum bauen SETI und die die Universität Berkeley bis zirka 2005 ein völlig neuartiges Teleskop, den "Allen Telesocpe Array" (ATA). Microsoft-Mitgründer Paul Allen, ein an der Materie hoch interessierter Mann, ist der Hauptsponsor. Die Idee ist, etwa 700 kleinere Satellistenschüsseln von je vier Metern Durchmesser zu einem flexiblen System zu verbinden. Wir werden, damit in der Lage sein, im gleichen Zeitraum - fünf Jahre -, in dem wir heute 1'000 Sterne im Umkreis von 150 Lichtjahren überprüfen, zwischen 100'000 und einer Million Sterne im Umkreis von gut 4'500 Lichtjahren zu beobachten.

Was ist das Besondere am neuen Teleskop?

Es wird "blind" sein für Interferenzen und viel effizienter. Wir benützen dafür Technologie, die sich im Drahtlosbereich, etwa der Satellitentelefonie, bereits bewährt hat. Wir müssen diese allerdings auf eine viel grössere Bandbreite anpassen. SETI soll in jedem Frequenzbereich arbeiten können. Mit den gegenwärtigen "Phoenix"-Teleskopen wird bloss 30 Prozent der Bandbreite erfasst. Gleichzeitig werden wir durch eine enge Zusammenarbeit mit der Computerindustrie auf kommerzieller, erprobter und darum billigerer Technologie aufbauen, statt ein neues Unikat hinzustellen. Wir können so die Kosten um den Faktor zehn reduzieren.


Literaturhinweise:
Weitere Informationen zum SETI-Institute: http://www.seti.org



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