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Uran aus Kernkraftwerken könnte Substanzen enthalten, die weit giftiger sind als das Uran selber. Plutonium in der Uran-Munition? |
In Uran-Munition aus dem Kosovo fand das AC-Laboratorium Spiez Uran aus Kernkraftwerken. Jetzt stellt sich die Frage, ob dieses Uran mit Resten von Plutonium verseucht ist, das in den Kernkraftwerken unweigerlich entsteht. Gelangt die gleiche Menge Plutonium in den menschlichen Körper, ist die Gefahr, an Krebs zu erkranken, um ein Vielfaches höher. Von Richard Brogle und Jakob Lindenmeyer In der "Rundschau" von SF DRS von vergangener Woche sagte ein Mitarbeiter des AC-Laboratoriums Spiez, dass in Uranmunition aus dem Kosovo geringe Mengen von Uran 236 festgestellt worden sind. Daraus zog er den Schluss, dass ein gewisser Anteil des eingesetzten Urans aus Kernkraftwerken stammen müsse, denn das Uran-Isotop 236 kommt in der Natur nicht vor. Punkt. Weitere Schlussfolgerungen wurden nicht gezogen. Den Rest aber findet man in jeder besseren Bibliothek: Bei der Energieproduktion in Kernkraftwerken entsteht immer Plutonium in den Uranbrennstäben. Manche Brennstäbe werden nach Gebrauch in einer Aufbereitungsanlage rezykliert. In einer Serie von chemischen Prozessen wird das hochgefährliche Plutonium abgetrennt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass in einem chemischen Trennprozess praktisch immer Reste des abzutrennenden Materials zurückbleiben. Dies bedeutet, dass höchstwahrscheinlich Plutoniumspuren in dem aufgearbeiteten Uran zurückbleiben werden.
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Was wären die Konsequenzen, wenn Uran-Munition Reste von Plutonium enthält? Bei einem Aufprall auf eine Panzerung verdampft und verbrennt ein Teil des Urans und allenfalls des Plutoniums. So entstehender Plutonium-Staub kann durch die Lunge aufgenommen werden und ist laut dem AC-Laboratorium Spiez "selbst in winzigen Mengen, Tausendstel Gramm oder noch weniger, im menschlichen Körper drin, ein grosses Problem." Kontaminierte Personen könnten in Zukunft an einem (bösartigen) Tumor erkranken. Kritische Organe sind die Lunge und nachher die Knochenhaut. Laut Max Keller, Verfasser des Berichtes über Plutonium im AC-Laboratorium Spiez, ist die Strahlung pro Masse rund 200'000 mal höher als die von Uran. Die Radiotoxizität pro Masse ist laut Christian Wernli der Abteilung Strahlenschutz, Sicherheit und Entsorgung des Paul Scherrer Institutes (PSI) rund eine Million mal höher. In diesem Masse steigt die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, falls die gleiche Menge eingeatmet würde. Ob dies eine zusätzliche Gefährdung bedeutet, steht zur Zeit noch nicht fest. Darüber wird sich die Expertenkommission der UNEP Gedanken machen müssen. Ihr Bericht wird auf Ende Februar erwartet. |
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