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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 10.08.2001 01:00

ETH Rasenmäher-Show zum Semesterschluss
Schnipp, schnapp - Gras ab!

Von Jakob Lindenmeyer

"Mit dem Ding hast Du voll die absolute Freiheit!" behauptet der 22-jährige Maschineningenieur-Student Olivier Frey von seinem futuristisch aussehenden 2-D-Rasenmäher-Modell "Dragonfly". Das mähen funktioniere wie ein "Wisch-Mob" und mache solchen "Fun", dass sich die Teammitglieder darum stritten, wer die letzten freien Rasenflächen rund um die ETH noch abrasieren durfte. Daher komme auch ihr Werbe-Slogan "Freude am Mähen!", der entfernt an eine Autowerbung erinnert.

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Olivier Frey mit seinem zweidimensionalen Rasenmäher "Dragonfly": "Mit dem Ding hast Du voll die absolute Freiheit!" gross

"Freude am Mähen!"

Frey gehört zur Entwicklergruppe "Cutting Edge", welche sich im diesjährigen Innovations-Projekt unter dem Motto "Out in the Green" einen Wettbewerbspreis ergattern möchte. Nach Rollstühlen, Veloanhängern, Rettungsschlitten und Kinderwagen mussten die zwölf Maschinenbau-Teams dieses Jahr in nur 200 Tagen ausgefallene Rasenpflegegeräte entwickeln, welche dank ungewöhnlicher Zusatzfunktionen die lästige Tätigkeit des Rasenmähes wieder zum Freizeit-Spass machen sollten. Dabei konnten die Studierenden das theoretisch Gelernte endlich einmal in einem grösseren Projekt praktisch umsetzen.

Als Vorteile dieser Lernmethode erwähnt Professor Markus Meier vom Zentrum für Produkt-Entwicklung primär die enorme Motivation der Studierenden für die eigene Projektarbeit. Im Team könnten sie insbesondere die sonst im Studium kaum geförderte Sozialkompetenz ausprobieren. Ausserdem finde auch eine starke Vernetzung mit anderen Universitäten und Fachhochschulen statt: Studierende der Wirtschafts-Uni HSG beraten die ETH-Teams zu Marketing und Businessplan, "Kunsti"-Schüler unterstützen beim richtigen Design und Lehrlinge aus verschiedenen Werkstätten helfen bei der Produktion.

Starker Konkurrenzdruck

Allerdings hat Meier mit dem Projektlernen auch einige negative Erfahrungen machen müssen. Die starke Spezialisierung in den Teams führte bei den einzelnen Mitgliedern zu sehr unterschiedlichen Lernerfolgen. Zeitweise wurde der Fokus auch allzu stark auf die Sponsorensuche gelegt. Auch führte der Konkurrenzdruck zwischen den Teams zu "Auswüchsen". Im Vergleich mit anderen Lehrveranstaltungen leisten die Studierenden einen deutlich grösseren Arbeitsaufwand für ihr Projekt.

Dieses Jahr mussten die Studierenden neuartige Rasenmäher-Prototypen für die geänderten Bedürfnisse der modernen Gesellschaft entwickeln. Im Vergleich zu früher sind die heutigen Gärten kleiner, aber dafür komplexer: Statt rechteckiger Einheits-Rasenflächen enthalten die modernen Gärten viele Sträucher, Blumentöpfe, sowie auch Grillplatz und Teich. Ausserdem ist der Berufsalltag zeitintensiver geworden und damit die verfügbare Freizeit kürzer und kostbarer. Was liegt da näher, als das früher lästige Mähen dank ETH-Technologie zum beliebten Fun-Event umzukrempeln?


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Testmaehen
"Freude am Mähen!": Rasenmäher-Wettbewerb an der ETH auf einer speziell präparierten Rasenfläche. gross

Provokative Werbung

Mit Marketing-Slogans wie "Freude am Mähen!" oder "Revolution im angestaubten Rasenmähermarkt" traten zum Semesterschluss zwölf Teams an zum grossen Wettbewerb zwischen ihren Prototypen. Die Teams tragen exotische Namen wie "MähWolf", "TabulaRasa", "Projekt Eden" oder einfach nur "Hau Ab". "Der Name ist innovativ, weil er provoziert. Das überrumpelt den Kunden und lenkt die Aufmerksamkeit auf unser Produkt", erklärt der 24-jährige Stefan seinen Team-Namen, der auch als Aufforderung, das Weite zu suchen, missverstanden werden könnte.

Sein "HauAb"-Team hat den "weltweit ersten Rasenmäher mit Wasserstrahltechnologie" entwickelt, lobt der selbstverfasste Begleit-Prospekt. Dabei sollen vier hauchdünne Wasserstrahlen das Gras "sauber" abschneiden. "Die Wasserstrahltechnologie steht für eine neue Generation umweltfreundlicher Rasenmäher!", behauptet der Prospekt vollmundig. "Das anfänglich geplante ‚Mähen mittels Laserstrahl' war energetisch zu aufwändig", erklärt Maschinenbaustudent Stefan die ausgefallene Schneidtechnologie. Da ihr Mäher keinen Motor besitze, sei er abgasfrei und leise. "Ihr Nachbar wird's Ihnen danken!", verspricht die Produktwerbung.

Prograss
"Partner für intelligente Rasenpflege" statt "Forum für Hanf-Raucher": Patrick Zanchetta vom Team "Prograss". gross

Keine Drogenpolitik an der ETH

Auch andere Teams provozieren mit ihrem Namen - wenn auch teilweise unbeabsichtigt. "Wir distanzieren uns vom bekannten Schweizer Hanflegalisierungsforum ProGrass.ch", erklärt der 23-jährige Maschinenbau-Student Patrick Zanchetta vom gleichnamigen Team Prograss mit dem Motto "Ihr Partner für intelligente Rasenpflege". Persönlich votiert Zanchetta allerdings durchaus auch für die Legalisierung weicher Drogen. In der Produktentwicklung habe die Drogenpolitik aber nichts verloren. "Es war schon jetzt ein anstrengendes Projekt, wenn da noch politische Aspekte hinzukämen...". Das Gras-nahe "Prograss" habe bei der Namensfindung letztlich eben einfach besser gepasst als das fortschrittliche "Progress".

Fortschritt und Innovation wollten hingegen zwei Industriefirmen belohnen, indem sie spezielle Wettbewerbspreise stifteten. Der Geberitpreis ging ans Team Cutiri, der UGS-Preis an die Wasserstrahlschneider mit dem provokativen Namen "Hau Ab". Den beliebten Publikumspreis hingegen ergatterte sich Olivier Freys Gruppe "Cutting Edge" mit ihrem zweidimensionalen Wisch-Mob-Mäher "Dragonfly". Lag die Ursache für die preisträchtige Publikumsgunst nun an der "absoluten Freiheit", an der "Freude am Mähen" oder ganz einfach nur an den zahlreichen mobilisierten Angehörigen und Freunden?


Literaturhinweise:
Die Werbe-Homepages der 12 Rasenmäher-Teams: http://firstclass.ethz.ch/ip0001/teams.htm



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