|
Rubrik: Campus Life |
Print-Version
|
BIke to Work Arbeitsweg als Trainingsstrecke |
Für Nestor Pfammatter ist „Bike to Work“ Alltag. Beinahe täglich fährt der ETH-Angestellte mit dem Fahrrad von Horgen zu seinem Büro an die Hochstrasse. Vor vier Jahren hat er seinen Arbeitsweg zum ersten Mal im Sattel bewältigt. Seither hat er rund 14'000 Kilometer zurückgelegt und 15 Kilo abgenommen. „Als ich die knapp 20 Kilometer-lange Strecke das erste Mal in Angriff genommen habe, wäre ich am liebsten bereits in Thalwil auf die S-Bahn umgestiegen“, erinnert sich Nestor Pfammatter. Das Portemonnaie, das er zuhause vergessen hatte, verhinderte allerdings eine gemütliche Zugfahrt. Denn ohne gültigen Fahrschein wollte er dann doch nicht reisen. „Mir blieb nichts anderes übrig, als auf die Zähne zu beissen und heftig in die Pedale zu treten“, lacht er heute, wo er die gesamte Strecke zu seinem Arbeitsplatz der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt locker in 35 bis 40 Minuten bewältigt. „Der Vater spinnt“ Angefangen hat alles im Jahr 2002. Damals merkte Nestor Pfammatter, dass trotz regelmässigem Handball-Training die eine oder andere Körperstelle nicht mehr aussah wie mit zwanzig. Er wollte etwas tun für sich und seine Gesundheit, aber nicht allzu viel Zeit in das Fitnesstraining investieren. Es erschien ihm deshalb nahe liegend, seinen Arbeitsweg als Trainingsstrecke zu verwenden. Nach einigen anfänglichen Überwindungsschwierigkeiten und trotz gelegentlichen Andeutungen seiner damals 13-jährigen Tochter, dass der Vater jetzt spinne, fuhr er bei Wind und Wetter von Horgen an die ETH. „Zu Beginn habe ich jeweils nur einen Weg zwischen Heim und Büro mit dem Fahrrad bewältigt“, erinnert sich Nestor Pfammatter. Doch bereits nach einem Monat sei aus „Bike to Work“ dann auch gleichtags „Bike to Home“ geworden und die positiven Effekte liessen auch nicht viel länger auf sich warten. Nach hektischen Arbeitstagen kam er nicht mehr gestresst, sondern entspannt bei seiner Familie an, machte Bekanntschaften mit anderen „Fahrrad-Pendlern“ und die überschüssigen Pfunde verlor er irgendwo auf dem Weg entlang des Zürichsees. Fahrradfreundlichkeit steigt Trotz idyllischen Radwegen und zeitweiligem Fahren in zusammengewürfelten Gruppen kostet ihn das tägliche Training hin und wieder Überwindung: Bei schlechtem Wetter, wenn abends der Velodress noch feucht vom morgendlich Regen ist oder wenn sich Nestor Pfammatter am Bellevue durch den Berufsverkehr kämpfen muss. „In Sachen Fahrradfreundlichkeit hat sich in der Stadt in den letzten Jahren zwar einiges getan, aber manche Stellen sind noch immer gefährlich“, sagt er. Mit der Zeit kenne man die Strecke im Schlaf. Damit laufe man aber Gefahr, nicht mehr genügend Acht zu geben und auch mal im Temporausch ein Rotlicht zu überfahren. Nestor Pfammatter zählt sich selber aber eher zu den vorsichtigeren Fahrern. „In der Innenstadt bin ich sehr achtsam und fahre grundsätzlich nur mit Helm“, betont er. Und seine Erfahrungen geben ihm Recht. Bereits zweimal musste er seinen Fahrradhelm ersetzen, weil er unglücklich gestürzt war. Einen neuen Kopf hätte er wohl nicht im nächsten Bike-Shop erstehen können.
|
Etwas fehlt in den Ferien Ein paar Prellungen und Schürfungen sind denn auch die schlimmsten Verletzungen, die sich Nestor Pfammatter bisher zugezogen hat. Dafür ist er jetzt nicht mehr auf die Fahrzeiten der S-Bahn angewiesen, muss sich nicht über überfüllte Züge ärgern und hat für im Stau stehende Autos nur ein müdes Lächeln übrig. Trotzdem sei er jetzt, wo er die 15 Kilo abgenommen habe, schon auch wieder etwas bequemer geworden. „Im Gegensatz zur Anfangszeit kommt es heute schon vor, dass ich bei schlechtem Wetter das Fahrrad im Keller stehen lasse“, räumt er ein. Trotzdem könnte er sich ein Leben als S-Bahn-Pendler nicht mehr vorstellen. „In den Ferien fehlt mir etwas. Dann habe ich jeweils ein richtiges Bedürfnis, mich zu bewegen“, sagt er und fährt auf seinem Crossbike los in Richtung Feierabend.
|
||||||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |