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Rubrik: Campus Life
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Publiziert: 06.02.2006 06:00

Workshop-Reihe zur Nachhaltigkeit in Science City
Nachhaltige Begegnungen

Wie kann Science City sich zu einer Plattform für den Dialog entwickeln, zum Raum für dauerhafte Kontakte unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, Lebensweisen und Bildungshintergründe? Der Workshop „Umgebung und Begegnungszone“ mit Science-City-Stakeholdern im „Kaufleuten“– er war Teil einer Veranstaltungsreihe zum Thema Nachhaltigkeit in Science City (1) – ging Anfang Februar dieser Frage nach.

Norbert Staub

Die Teilnehmer verband das gemeinsame Interesse am Raum als Zone des Austauschs, seien es berufliche, private oder Freizeitaktivitäten. Sie repräsentierten in der Mehrheit Organisationen und Interessengruppen von ausserhalb der ETH und stammten aus den an Science City angrenzenden Quartieren, aus den Bereichen Architektur, Landschaftsgestaltung, Stadtentwicklung Sport oder familienergänzende Kinderbetreuung. Mit der Hochschulpfarrerin Friederike Osthof war aber auch die Seelsorge vertreten.

„Das Ziel dieser Workshops ist, die Bedürfnisse der verschiedenen Interessengruppen in Bezug auf die Nachhaltigkeit zu erfahren, zu bündeln und abzugleichen“, erklärt Science-City-Projektleiter Michael Salzmann gegenüber „ETH Life“. So sei es für die Projektleitung möglich, auf einer gesicherten Basis das Regelwerk für die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit weiter zu erarbeiten.

Anspruchsvolle Begriffsklärung

Unter rund 15 Diskutierenden auf den Punkt zu bringen, was „Nachhaltigkeit“ in Bezug auf das ETH-Zukunftsprojekt heissen könnte, war bereits ein anspruchsvolles Unterfangen. So reichten die Ideen von der Erwartung, dass die ökologische Nachhaltigkeit (Umwelt, Unterhalt) für zentral angesehen wird, über die allgemeine Forderung nach „Zukunftsfähigkeit“ und die Betonung von Sicherheitsaspekten bis zur Ansicht, dass sich die Anstrengungen für Science City vor allem durch die Schaffung von mehr und neuen, bleibenden Kontakten zwischen den „Citizens“ rechtfertigen sollten.

Aber es war dann doch überraschend, wie der bunt zusammengesetzte, von Carol Franklin Engler moderierte Workshop innert zweier Stunden einen Katalog von substanziellen Denkanstössen entwickelte. Einen spannenden Impuls dazu lieferte Heinz Gutscher, Professor für Sozialpsychologie an der Uni Zürich. Wenn er über „soziale Nachhaltigkeit“ nachdenke, so Gutscher, so seien für ihn wissenschaftlich aufgearbeitete Erfahrungen aufschlussreich, die vor 60 Jahren bereits auf dem Campus des MIT gemacht wurden. Damals wurde ein klarer Zusammenhang zwischen den bevorzugten „Objekten“ sozialer Kontaktaufnahme und der physischen Nähe zu ihnen nachgewiesen.

„Lesbare“ Grenzen

Wer sich also häufig begegne, sei dafür prädestiniert, eine Beziehung aufzubauen. – Etwas, das in die Planung von Siedlungsbauten in Science City einfliessen müsste, so Gutscher. Ein Quartier werde überdies dadurch lebenswert, dass man sich darin wohl und sicher fühle. Anders gesagt: Überblickbarkeit, Beleuchtung, „lesbare“ territoriale Grenzen und Sauberkeit seien Kriterien eines „defensible space“, wie er besonders in US-Problemgebieten wie der New Yorker Bronx erfolgreich zur Anwendung kam.


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Verkehr und Ressourcen, Wohnen und Austausch in Science City: Damit die Nachhaltigkeit in diesen Bereichen gewährleistet ist, werden Anforderungen dazu in den Planungsprozess eingebaut. gross

New Yorker Zustände sind für Science City zwar nicht zu erwarten. Gleichwohl müsse man sich bei einer Öffnung des Quartiers für alle auch auf ungebetene Besucher einstellen, und da werde Sicherheit zum Thema, meinte Gutscher. Ein Fixpunkt der Diskussionen des Workshops waren die Anreize, die es braucht, um Bevölkerungskreise jenseits der ohnehin dort wirkenden akademischen Profis zum Besuch in Science City zu motivieren. Noch einmal Heinz Gutscher dazu: „Einfach so entsteht dieser Nutzungsmix nicht; man muss ihn begründen und gezielt fördern, etwa mit Vereinen, die allen offen stehen oder der Möglichkeit für Aussenstehende, das Wissen der ETH auf einfache Weise für sich nutzbar zu machen.“

Arbeiten am Interface

In der Synthese kristallisierte sich bei den Teilnehmern denn auch heraus, dass in der kommenden Planungsphase ein besonderes Augenmerk auf das „Interface“ zwischen angrenzenden Quartieren, respektive Bevölkerung einerseits und der Hochschule andererseits gelegt werden sollte.

Ein transparentes, konkretes Grundangebot hätte den Vorteil, ohne zusätzlichen Erklärungsaufwand für jedermann ersichtlich auf die Dialogfunktion von Science City hinzuweisen, lautete der Tenor. Selbst- wie Fremdbild der ETH bringen es mit sich, dass die Institution schnell einmal für die Schaffung von „Wahrzeichen“ und „Leuchttürmen“ zuständig gemacht wird. Allerdings gebe es hier keine Bringschuld seitens der ETH, wurde von Teilnehmern von in- wie ausserhalb der ETH festgehalten. Soll der Austausch zustande kommen, müsse auch die Bevölkerung ihren Teil dazu beitragen.

Mehr als Ökologie

„Wirklich überwältigend“ sei das Engagement und die Ernsthaftigkeit, mit der die insgesamt fast 50 Teilnehmenden der Workshops am Thema Nachhaltigkeit arbeiten, resümiert Michael Salzmann. „Ich bin überzeugt, dass wir verwendbare Ergebnisse aus diesen Workshops erhalten - teilweise sind die Themen natürlich sehr komplex, da wir uns bei der nachhaltigen Planung von Science City nicht auf ökologische Aspekte beschränken wollen.“ Nachdem sich nun die Schwerpunkte herauskristallisiert hätten, müssten daraus „nachhaltige“ Ziele und Massnahmen abgeleitet werden, meint der Science City-Projektleiter. Dass die Teilnehmenden sich praktisch alle bereit erklärt haben, weiter am Thema zu arbeiten, zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei.


Literaturhinweise:
Die Website von Science City: www.sciencecity.ethz.ch

Fussnoten:
(1) Ausser über das Teilthema „Umgebung und Begegnungszone“ wurde in den Workshops über die Anforderungen an die Nachhaltigkeit in den Bereichen „Wohn- und Lebensraum“ sowie „Verkehr und Ressourcen“ diskutiert.



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