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EFA oder der Dämon |
Von Matthias Erzinger Das Team, in dem ich arbeite, beschäftigt sich damit, Forschung erlebbar zu machen. Mit der nachfolgenden Geschichte hat das eigentlich wenig zu tun. Wir sind ein Team, das weder mit einem grossen Ausrüstungskredit, noch mit übermässig Büroraum ausgestattet wurde. Ist nun mal so, und wir haben trotzdem meistens sehr viel Spass an unserer Arbeit. Und wie ein Wunder erschien uns das Angebot der für die Büromaschinen zuständigen Stelle, dem Team ein neues Supergerät hinzustellen. Drucker, Kopiergerät, Scanner und Fax in einem. Super:
Einer für alles (EFA). Wir freuen uns. Bis zu dem Tag, an dem wir für ein Projekt in letzter Minute Unterlagen herstellen sollten: Wenn Melanie am drucken ist, kann Anina nicht kopieren und Thomas nicht scannen. Mein Fax geht zwar in die Warteschlange, aber irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl, ob der dann auch wirklich rausgeht – und siehe da, ich finde einige Stunden später eine Meldung, das der Empfänger nicht antwortete. Mein Fehler. Die Nummer war falsch. Das alles zehrt an den Nerven. Unvorstellbar, wenn an diesem Donnerstag das Gerät noch ausgestiegen wäre. Während noch 100 Fact-Sheets vom wichtigsten aller wichtigen Nanoprojekte gedruckt werden soll, beginnt unser EFA plötzlich weisse Blätter auszuspeien, die er dann auch noch heftet…
Themenwechsel: Seit einiger Zeit arbeiten wir mit server-basierten Profilen. Unsere Computer lassen sich zentral aufdatieren und bewirtschaften. Die Arbeit der Informatiker wurde dadurch - so hoffe ich zumindest - wesentlich vereinfacht und eine dringend notwendige Entlastung konnte erreicht werden. Unsere Maschinen arbeiten sich dafür beinahe zu Tode. Megabyte um Megabyte wird hin und her geschoben. In unserer Aussenliegenschaft ist die Bandbreite der Netzwerkanbindung schon an sich nur ein Bruchteil derjenigen, wie sie z.B. im Hauptgebäude, auf dem Hönggerberg oder anderen ETH-Liegenschaften bereitgestellt wird. Nett waren die Folgen das letzte Woche. Service Pack Nr. x wurde installiert. Durch das Aufstarten der Computer wurde der Vorgang eingeleitet, ohne Möglichkeit, das zu unterbinden. Und aufgrund der geringen Netzwerkkapazität dauerte das bei uns gegen eine Stunde – im Gegensatz zum Hauptgebäude, wo der Vorgang lediglich 10 bis 15 Minuten dauerte. Den berechtigten Anliegen der Informatik stehen unsere unproduktiven Zeiten gegenüber.
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Für mich droht die Zentralisierung zum Dämon zu werden, der meine Arbeit bedroht. Ständig schwingt die Angst mit, unser «EFA» streike, mache sich selbständig oder treibe seine Spielchen mit uns. Wenn er plötzlich heftet, weil aus Versehen das falsche Icon auf dem Touchscreen berührt wurde, taucht automatisch das Bild des Zauberlehrlings auf. Inzwischen droht die totale Paranoia. Der Dämon hat mich fest im Griff. Wenn ich weiss, dass am Morgen etwas dringend zu versenden ist, erledige ich dies bereits aus vorauseilender Angst, es sei wieder ein update initiiert, abends zu Hause. Sicherheitshalber haben wir noch einen kleinen Drucker aufgetrieben und lokal installiert, um auf jeden «EFA»-Fall gewappnet zu sein. Ein privater Scanner hat seinen Weg ins Büro gefunden. Und Memory-Sticks und eine externe Harddisk gewährleisten, dass im schlimmsten Fall mit den Daten ins Hauptgebäude ausgewichen werden könnte. Zugegeben, das sind letztlich polemisch überzeichnete Luxusprobleme, die unangenehm sind, aber verkraftbar. Fakt ist aber, dass wir durch die Zentralisierung nur bedingt gewonnen haben. Das führt mich zu folgenden Beobachtungen:
Das sind zugegebenermassen keine völlig neuen Erkenntnisse. Und ich bestreite nicht, dass Zentralisierungen – gerade in einem derart aufgesplitteten Gebilde wie dem der ETH Zürich – in gewissen Bereichen durchaus Sinn machen. Aber unser EFA hat mir die Schwächen von Zentralisierungen wieder einmal überaus deutlich vorgeführt. Das theoretische Wissen wurde erlebbar… Ausgerechnet mir muss das passieren.
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