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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 04.07.2001 06:00

"ETH World" als Labor fürs D-GESS
GESS what?

Von Albert Kündig

Guess what? Weisch was? Im Moment besuche ich die ICC 2001, die International Conference on Communications - ein Mammut-Anlass, an dem umfassend über neue Kommunikationstechnologien berichtet wird. Wie bei meinem ersten Besuch vor 34 Jahren fasziniert mich die nach wie vor ungebrochene Entwicklung hin zu grösseren Bitraten, höheren Verarbeitungsleistungen und immer kleineren und dennoch raffinierteren Geräten. Technologien also, wie sie aller Voraussicht nach auch im Projekt ETH World zum Einsatz kommen werden.

Einen immer breiteren Raum an der ICC nehmen aber auch neue Anwendungen ein, vor allem deren Rückwirkungen auf die technischen Systeme, haben diese doch beachtliche Anforderungen an die Verlässlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit zu erfüllen. Besonders angetan hat es mir eine neuartige Applikation, die als Weiterentwicklung des guten alten telefonischen Weckdienstes beschrieben werden kann - Sie wissen: "... eigene Rufnummer eintippen, gefolgt von der Weckzeit, dann mit Rautetaste abschliessen ...". Bei der modernen Version wird inskünftig ein elektronischer Agent von mir eine kurze Beschreibung der ersten morgendlichen Aktivitäten erbitten: Reiseziel, Verkehrsmittel, Frühstück noch zu Hause ja/nein, mit Kaffee ja/nein. .....Ergeben konsultiert dann der elektronische Butler über Nacht periodisch die Wettervorhersage, den Strassenzustandsbericht, den SBB-Fahrplan und vielleicht auch meinen Blutzuckerspiegel, errechnet die optimale Weckzeit, schaltet am Morgen über Bluetooth die Kaffeemaschine ein und entreisst mich schliesslich sanft mit einem "just in time feeling" meinen Träumen.

Nicht etwa, dass ich mir erträume, inskünftig derart von elektronischen Hilfen umgeben zu sein! Angetan hat es mir dieser Dienst eher, weil er exemplarisch zeigt, wohin unsere Reise im Zug der neuen Technologien führen könnte. Und damit sind wir endlich bei der in der Überschrift und im Text angedeuteten Thematik - dem D-GESS und ETH World. In der seinerzeitigen Debatte zur Zukunft der früheren Abteilung XII ist fast unisono zu einer verstärkten Zusammenarbeit unserer geschätzten Geistes- Sozial- und Staatswissenschafter mit den Ingenieuren und Naturwissenschaftern aufgerufen worden. Seither werkeln wir sozusagen inkrementell an dieser Zusammenarbeit; immerhin können wir periodisch zu so schönen Vorschlägen wie D-GESS-Professorenprofilen Stellung nehmen.


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prof albert kuendig
Albert Kündig, Professor für Systemtechnik.

Genügt dies? Wohl kaum! Gefragt sind meiner Meinung nach ganz praktische Ansätze, und dafür könnte ETH World eine Art D-GESS-Sandkasten abgeben. Wie könnte das funktionieren? Unsere Verhaltenswissenschaftler untersuchen das veränderte Verhalten der Studierenden in virtuellen Räumen, die Linguisten liefern dazu Indikatoren dank Analyse des studentischen und professoralen e-Slangs, die Philosophen und Rechtsgelehrten setzen sich mit der Problematik der Verantwortung von elektronischen Butlern (beziehungsweise ihrer Programmierer) auseinander, und die Soziologen suchen schliesslich nach Modellen für neuartige gruppendynamische e-Phänomene. Spass beiseite - das Labor für eine strategische D-GESS-Erfolgsposition ist bereit. Nutzen wir es! Eine Kultur im Umgang mit den neuen Werkzeugen muss erst noch entstehen, und die ETH könnte in den entsprechenden Diskussionen eine führende Rolle übernehmen.


Zur Person

Albert Kündig ist seit 1983 ordentlicher Professor für Systemtechnik im Fachbereich Elektrotechnik an der ETH. Er baute den Bereich der Technischen Informatik und der Kommunikationsnetze von einer kleinen Forschungsgruppe bis zum gleichnamigen Institut mit heute 60 Mitarbeitern auf. Sein Forschungsinteresse gilt unter anderem der Multimediakommunikation in Hochleistungsnetzen.

Albert Kündig ist als Studiendelegierter die treibende Kraft bei der Einführung des Bachelor/Master-Systems in seinem Departement. In der Leitungsgruppe für Technologiefolgen-Abschätzung des Schweizerischen Wissenschaftsrats beschäftigt er sich zudem mit den Auswirkungen der Informationstechnologien auf Gesellschaft und Wirtschaft.






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