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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 31.10.2001 06:00

Baut Brücken!

Von Luciano Carraro

Lebenslanges Lernen ist angesagt - auch und besonders für Akademiker. In der Regel werden AbgängerInnen die Hochschule verlassen und im Verlaufe des Arbeitslebens mehrmals Neues anpacken oder das Arbeitsgebiet völlig wechseln. Dazu sind laufend neue Kenntnisse notwendig, die manchmal auch ausserhalb des angestammten Fachgebietes liegen. Übung im Auffinden von wichtigen Informationen in einem anderen Fachgebiet und bei der Kommunikation über Fachgrenzen hinweg mögen später hilfreich sein.

Die beste Gelegenheit für Abgänger, um sich vor dem Verlassen der Hochschule mit neuem Stoff zu beschäftigen, ist eine praktische Arbeit mit konkreten Resultaten. Seit eh und je vertiefen sich DiplomandInnen und noch mehr DoktorandInnen in ihre Themen und erstellen eigenständig Arbeiten. Meistens handelt es sich um Themen mit engem Bezug zum bisher Gelernten, die von BetreuerInnen innerhalb ihres Departements vorgeschlagen werden. Dieser Weg hat sich bewährt, und daran ist auch nichts auszusetzen. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten.

Übungsfeld für unorthodoxe Lösungen

Die Beschäftigung mit einem bisher fremden Fachgebiet, in das man seine eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen kann, erfordert kreative und unorthodoxe Lösungen. Dafür winkt als Gewinn die Verbreiterung der eigenen Fachkenntnisse und ein Erfahrungsgewinn. Wenn ich mich selbst als Beispiel anführen darf: nach der Ausbildung zum Chemie-Ingenieur arbeite ich im Forstdepartement, mit der Beteiligung eines Industriebetriebs.


Zur Person

Luciano Carraro ist Chemieingenieur ETH. Sein Doktorat macht er aber am Departement Forstwissenschaften, und zwar zum Thema Reaktivität von Chemiezellstoff. Dieser polymere Industrie-Rohstoff kommt, im Unterschied zu den herkömmlichen Polymeren, die aus fossilem Erdöl hergestellt werden, aus umweltfreundlicher Quelle: nachwachsendem Holz. Luciano Carraro, dessen Eltern aus Italien stammen, ist in Winterthur aufgewachsen und hat dort die Schulen besucht. Seine Diplomarbeit schrieb er am Politecnico di Milano, seine Frau ist Brasilianerin. Kein Wunder, beschäftigen ihn die "internationalen Angelegenheiten" der ETH besonders, sprich zum Beispiel: der seltsame Umgang dem Migrationsamt mit ausländischen ETH-Angehörigen.




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luciano carraro
ETH-Doktorand Luciano Carraro

Chemie und Forst liegen eigentlich weit auseinander, und doch gibt es Berührungsflächen, in diesem Fall aus Fichtenholz gewonnener Chemiezellstoff. Dieser besonders gereinigte Zellstoff, anders als Zellstoff für die Papierproduktion, besteht weitestgehend aus reiner Cellulose und wird industriell chemisch derivatisiert. Und schon ist der Bauplatz für die Brücke zwischen Chemie und Forst ausgesteckt.

Damit ein interdisziplinäres Thema auf fruchtbaren Boden fällt und gut gedeiht, braucht es zuerst die Kommunikation zwischen Fachspezialisten aus verschiedenen Gebieten, die an einem gemeinsamen Projekt interessiert sind. Um den Kandidaten eine optimale Betreuung zu sichern, müssen wegen der Beteiligung verschiedener Gruppen die Verantwortlichkeiten besonders genau geregelt werden. Schliesslich braucht es KandidatInnen, die mit einer gehörigen Portion Neugier und Offenheit an die Bearbeitung herangehen. Ihre Aufgabe wird es sein, in ihrer Arbeit durch unkonventionelle Lösungsansätze und durch die Suche nach möglicherweise unerwarteten Verbindungen zwischen den Gebieten eine Brücke zu bauen.

Alumni und die Industrie einbeziehen

Neben der rein fachlichen Arbeit ist für die KandidatInnen auch der Vergleich der von Institut zu Institut ändernden Arbeitskultur und Denkweise eine Bereicherung. Gerade an der ETH arbeiten Forscher aus aller Welt, und diese gehen auf vielfältige Art und und Weise an die verschiedenen Herausforderungen des Forschungsalltags heran. Weitere Anregungen wären von einer Mitwirkung von Alumni zu erwarten, deren Erfahrungen ausserhalb der Hochschule für Projektdefinitionen ebenfalls wertvoll sind, oder von beteiligten Industriebetrieben mit wieder wesentlich veränderter Arbeitskultur.




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