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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen


Eidgenössische Technische Forschungsanstalt

Published: 24.05.2006 06:00
Modified: 22.05.2006 09:26
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Beat Louis

Das H im allgegenwärtigen Kürzel ETH steht für Hochschule. Gegründet vom jungen Bundesstaat, sollte das Polytechnikum eine qualitativ hoch stehende Ausbildung von Ingenieuren sicher stellen. Noch heute enthält der Auftrag des Bundes an die ETH den Bereich Lehre. Und die grosse Mehrheit der ETH-Angehörigen ist genau deswegen hier. Die Studierenden kommen an diese Hochschule, um die beste Ausbildung in Naturwissenschaften und Technik zu erhalten.

Das ging auch mir so: was zählte war ein anregender, abwechslungsreicher und anschaulicher Unterricht, der mir das Lernen erleichterte. Was nicht zählte war, wie viele Publikationen in Nature die Lehrperson schon auf dem Konto hatte. Die Strategen an der Spitze der ETH sahen und sehen das anders. Sie arbeiten mit aller Kraft darauf hin, die ETH zu einer der besten Forschungsanstalten weltweit zu machen. Das sind zwei Erwartungen an die ETH, die offenbar im Moment nicht gleichermassen erfüllt werden, denn viele Studierende sind nicht zufrieden mit der Lehre.

Das nehme ich nicht nur als Unterrichtsassistent wahr. Es ist auch, Anders Hagström hat es in seiner Kolumne letzte Woche angesprochen, klipp und klar dokumentiert in einem der an dieser Stelle gern zitierten Hochschul-Rankings (1) . Lässt man sich dort die Rangierung gemäss den Indikatoren Betreuung, Praxisbezug, Lehrangebot und anderen für Studis relevante Themen anzeigen, figuriert die ETH Zürich fast durchweg in der Schlussgruppe.

Die Qualität einer Ausbildung hängt unter anderem von den Fähigkeiten des Lehrpersonals ab. Niemand bestreitet, dass es an der ETH viele gute Lehrpersonen gibt, zuletzt die Studierenden selber: so zeichnete der VSETH die besten Dozierenden jedes Departements mit dem Eulen-Award aus. Aber es gibt eben auch einige Dozierende, die von Methodik und Didaktik nicht viel Ahnung haben – und das auch nicht müssen, um an der ETH einen Job zu bekommen. Bei Berufungen von Professorinnen und Professoren spielt dieser Aspekt, wenn überhaupt, nur eine kleine Nebenrolle. Gerade hier verfolgt die Schulleitung der ETH ihre „Politik der Spitzenforschung“ konsequent.

Und sorgt so unfreiwillig für Ironie. Die „Schulleitung“ der Eidgenössischen Technischen „Hochschule“ stellt ihr Personal vorwiegend nach Kriterien der Forschungsreputation an – und beschreibt die ETH wie folgt: „Der Name ist Programm: Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ist eine technisch-naturwissenschaftliche Universität mit ausgezeichnetem Forschungsausweis“ (2) .

Beat Louis, ETH-Geologe, Wissenschaftsautor und derzeit "ETH Life"-Kolumnist.

Könnte man da die ETH nicht gleich umbennen, in ETF, Eidgenössische Technische Forschungsanstalt? Die Diskussion über die Zukunft der Lehre an der ETH ist jedenfalls eröffnet, im Weblog „ETH 2020“, denn Präsident Ernst Hafen definiert die Lehre als einen der fünf Hauptpunkte der ETH-Entwicklung. Vielleicht finden sich so Wege, die Erwartungen von Studierenden und Schulleitung gleichermassen zu erfüllen.


Zum Autor

Sein wissenschaftliches Zuhause sind fünf Millionen Jahre Erdgeschichte. Der 30-jährige ETH-Geologe Beat Louis setzt demnächst den Schlusspunkt hinter seine Doktorarbeit über das „Oxfordian“, eine Epoche zwischen 160 bis 155 Millionen Jahren vor unserer Zeit (s. Link unten). „Diese Phase war ein faszinierender Wendepunkt für das System Erde“, sagt Louis. „Damals brach der Superkontinent Pangäa auseinander. Der Ozean, der zwischen den zwei neuen Erdteilen entstand, brachte mit seinen neuen Strömungsverhältnissen viel Bewegung in die Entwicklung von Klima, Tier- und Pflanzenwelt.“ Zwar nimmt der unruhige Planet Erde Beat Louis’ Forscherkompetenz voll in Anspruch, aber er hat noch weitere – etwa die des journalistisch geübten Vermittlers von Wissenschaft: Beim St. Galler Tagblatt hat er nach dem Studium ein Praktikum absolviert und liefert seither dem Blatt regelmässig Beiträge zu Forschungsthemen. Auch die ETH hat schon von seiner Lust, Forschung zugänglich zu machen, profitiert: Der Jubiläums-Comic „Die Alpen by Mike“, der 300 Millionen Jahre im Zeitraffer vorübersausen lässt, ist auf Beat Louis’ Anregung hin entstanden.


References:
•  Website von Beat Louis im Departement Erdwissenschaften der ETH: www.erdw.ethz.ch/wer_det.cfm?id_m=462&CFID=3449475&CFTOKEN=73891195

Footnotes:
(1 Mehr zum Swissup-Ranking finden Sie unter: www.swissupranking.ch
(2 Aus "Über uns", Website der ETH Zürich: www.ethz.ch/about/index


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