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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 10.01.2003 17:16

"Swiss Awards": Die ETH im Rampenlicht
Emotionen für die Wissenschaft

Von Mathias Egloff

Ich bin platt: Da haben sich einige Leute den Inhalt meiner Kolumne zu Herzen genommen, bevor ich sie überhaupt geschrieben habe. Ich wollte fordern, Forscher müssten sich unters Volk mischen, wenn sie von diesem Geld bekommen und ernst genommen werden wollen. Das Volk war am ersten Wochenende dieses Jahres an den "Swiss Awards". Der innere Kreis des Hallenstadions war bei diesem Anlass mit der Schweizer Prominenz, der Jackpot mit Lotto-Millionen aufgefüllt, sodass kaum ein Zweifel besteht, das toute la Suisse vor der Glotze sass. Da müssten unsere Forscher hin, war mein Gedanke, aber zu meiner Verblüffung waren sie schon dort. Die ETH hatte allein in dem Teil, den ich gesehen habe, drei Professoren am Start. Erst lobte mein Kolumnistenkollege Philip Ursprung die Architekten de Meuron und Herzog. Dann durfte unser Mittwochskolumnen-Vorgänger und Nobelpreisträger Richard Ernst unseren hoffentlich künftigen Mittwochskolumnisten und aktuellen Nobelpreislaureaten Kurt Wüthrich würdigen. Es war eine Freude, und alle gingen hin.

Einige werden jetzt griesgrämig dazwischenrufen, an solchen Veranstaltungen könne man gar nichts Gescheites herüberbringen und deshalb solle man es gleich bleiben lassen."Doppelt falsch!", rufe ich zurück. Erstens haben alle drei Herren von der ETH wichtige Dinge sagen können. Zum Beispiel, dass dringend die junge Forschungsgeneration gefördert werden muss, wenn wir nicht riskieren wollen, dass nach den Nobelpreisträgern eine Lücke klafft und lange Zeit niemand mehr dieses hohe Qualitätsniveau erreichen wird.


Zur Person
Der 40-jährige Winterthurer Mathias Egloff hat an der Uni Zürich Zoologie studiert. Seine Welt waren jahrelang die Fische, genauer: der Barsch oder Egli. In seiner Dissertation ging es um das Überleben der Eglilarven und die Rolle, die der erste Vorgang der Schwimmblasenfüllung darin spielt. Sein Engagement für Umwelt- und Konsumfragen führte Mathias Egloff zum WWF: dort erstellte er den Schweizer Teil des "Water and Wetland Index", eine von Managementmethoden abgeleitete europaweite Erhebung über den Zustand von Gewässern und Feuchtgebieten. Weiter engagierte Egloff sich bei der Gründung der Labels "Marine Stewardship Council" und "fair-fish". Sein heutiges Wirkungsfeld sind die Systemdienste der ETH, wo er auf die Betreuung von Mac-Usern spezialisiert ist - und nicht weniger Herzblut investiert.



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Mathias Egloff gross

Und zweitens spielt es nicht nur eine Rolle, was sie sagten, sondern vor allem auch, dass sie etwas sagten. Wenn Simon Amman «vollgeil» ruft und das eine nie gesehene Welle des Enthusiasmus in der Schweiz auslöst, dann können das vielleicht auch die begeisterten Worte eines Professors tun, der Strukturanalyse von Polypeptiden in wässrigen Lösungen betreibt. Entscheidend dabei ist die Begeisterung.

Ich finde es wichtig, dass die Öffentlichkeit daran erinnert wird, dass Erfolg in der Wissenschaft mit Leidenschaft und Emotionen zu tun hat. Wir müssen also Forschungsergebnisse nicht nur produzieren, sondern sie auch breit kommunizieren. Das Erste gelingt bereits leidlich in der Schweiz, das Zweite erst im Ansatz. Wir sollten nicht vergessen, dass wir um die Aufmerksamkeit unserer Steuern zahlenden MitbürgerInnen buhlen in einem Umfeld, das rammelvoll ist mit hart gesottenen Kommunikationsprofis. Zudem kommen uns die Hochschulen teuer zu stehen. Deshalb muss Forschung und Bildung als so relevant wahrgenommen werden, dass wir sie uns leisten wollen.

Wahrnehmen besteht aus zwei Teilen: Es muss genommen werden, das heisst aus der riesigen Suppe konkurrierender Informationen herausgepickt werden, und es muss für wahr gehalten werden. Der zweite Teil ist für die Kommunikation der Hochschulen natürlich besonders wichtig, doch die matchentscheidende Rolle spielen die mitgelieferten Emotionen. Nur wenn uns eine Information emotional anspricht, nehmen wir sie auf.

Bei Dieter Bohlens Biografie spielt es kaum eine Rolle, ob darin irgend etwas wahr ist, sie wird aufgrund anderer Vorzüge gelesen. Im Kampf um Aufmerksamkeit ist Dieter Bohlen ein harter Gegner. Das hat Folgen für Kommunikation von wissenschaftlichen Inhalten. Sie müssen immer besser aufbereitet werden, damit sie den Weg zum Publikum finden. Sie müssen uns emotional ansprechen , so kurz wie möglich sein und schnell auf den Punkt kommen. Sie sehen es an dieser Kolumne: ich habe da noch einiges zu lernen.




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