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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 14.09.2005 06:00

Das Dschungelcamp

Von Mauro Pfister

Wie stellen Sie sich einen Dschungel vor? Ich denke da an ein nahezu autarkes Biotop. Undurchdringliches Dickicht wird von einer artenreichen Fauna belebt, und täglich regnet es. Schon ein kurzer Aufenthalt ist eine Herausforderung, ganz zu schweigen vom Campieren darin. Um sich den Weg frei zu schlagen und gegen das überall lauernde Unbekannte trägt man eine scharfe Machete mit sich. Profundes Wissen über das Biotop oder die helfende Hand eines Eingeboren sind überlebenswichtig. Und nur wenn man Lärm macht, schreckt die Fauna auf, ansonsten lebt sie gleichgültig dahin.

„Wozu diese Schilderung?“, werden Sie sich fragen. Nun, ich möchte Ihnen verbildlichen, wie wir Studierende die ETH erleben: als einen solchen tückischen Dschungel.

Der tägliche Platzregen

Nicht gerade täglich, doch oft prasselt er nieder, vornehmlich in Vorlesungen. Er hat die Form einer kalten Dusche, weil man wieder einmal gar nichts versteht. Bei Erstsemestrigen mag das zuweilen an fehlender Eignung liegen, doch auch Fortgeschrittene erleben oft, wie schnell man abgehängt wird. Einmal ist es der Vorlesungsstil eines Dozierenden, der aktives Lernen geradezu verunmöglicht, ein andermal der riesige Stoffumfang, der ins Curriculum hineingewürgt wurde, und zuweilen auch ein konzeptloser Studienplan, der von den Partikularinteressen einzelner Fachgebiete geprägt ist.

Das Dschungel-Survivor-Know-How

Für jeden Studierenden ist Insiderwissen über Studienplan und Tricks im Studienalltag, vor allem aber auch über administrative Vorgänge überlebenswichtig. Eine überbordende Anzahl von Ansprechstellen verwirrt jeden Studierenden, und die Aufgabenteilung zwischen Rektorat und Studiensekretariaten ist unüberblickbar. Wer in irgendeiner Weise Kritik anbringen will oder an einen Rekurs denkt, muss sich durch Instanzen und Reglemente kämpfen. Was fehlt, ist Kundenfreundlichkeit, Effizienz und ein zentraler Informationsdesk, wo kompetent Auskunft gegeben wird.

Die helfende Hand eines Eingeborenen

Diesen Part übernehmen gezwungenermassen, aber mit viel Engagement der VSETH und seine Fachvereine. Zusätzlich bietet ab diesem Herbst die eigens gegründete Kommission Nightline (www.nightline.ethz.ch) abends von Montag bis Freitag einen telefonischen Informationsdienst für jedermann.

Das trotz Machete undurchdringliche Dickicht

Mit genügend Hilfe und Insiderwissen findet man hoffentlich seinen Weg. An der ETH bieten Reglemente und Weisungen ein Netz für Notfälle. Doch sie selbst bilden ein Dickicht, und die Machete erweist sich oft als zu stumpf angesichts der starken Position von Professoren und Verwaltung. Es reicht nicht aus, den Studierenden auf dem Papier Rechte zuzusichern und geordnete Abläufe zu versprechen, sondern es braucht auch ein entsprechendes Controlling. Controlling heisst nicht direkte Kontrolle, sondern der Aufbau von Strukturen, die sicherstellen, dass Vorgaben beachtet werden. Nach der Erfahrung von Studierenden aber beruht Controlling an der ETH einzig auf dem Einspruch von Übergangenen und Benachteiligten.


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VSETH-Präsident und "ETH Life"-Kolumnist: Mauro Pfister

Die Gleichgültigkeit der Fauna

Manchmal hat man den Eindruck, die ETH ist froh, dass sie international einen so guten Namen hat. Dadurch kann sie sich erlauben, die Studierenden so zu behandeln, als ob sie glücklich sein müssten, überhaupt hier studieren zu dürfen. Frei nach dem Motto: Wenn es dir hier nicht passt, dann geh woanders hin. Beispiele hierzu gibt es viele – exemplarisch sei die Prüfungsplanung erwähnt. Obwohl Studierendenvertreter beim Rektor seit Jahren auf die Notwendigkeit hinweisen, dass die definitiven Prüfungspläne früher verfügbar sein müssen, wird das uns immer noch zu kurzfristige Zieldatum nie erreicht. Diesen Herbst waren die Prüfungstermine erst knapp zwei Wochen vor Beginn der Prüfungssession bekannt.

Die Lichtung im Dschungel

Ab und zu findet man im Dschungel eine Lichtung, wo man andere einsame Kämpfer trifft. Dann wird Musik gemacht und gefeiert, ganz so schlimm ist es dann doch wieder nicht. Aber es könnte massiv besser sein. Gewinnen würde die Ausbildung des Einzelnen und damit auch die ETH selbst. Zum grossen Fest auf der Lichtung „Maag-Areal“ sind dieses Jahr übrigens Professoren und Personal eingeladen – lesen Sie mein Vorwort in dem Ende Woche erscheinenden Polykum, welches Sie als ETH-Mitarbeiterin oder -Mitarbeiter immer zusammen mit "ETH Life Print" erhalten.


Zum Autor

Seit Mai 2005 ist der 28-jährige Mathematik-Student Mauro Pfister Präsident des Verbandes der Studierenden an der ETH. Schwer war es nicht für ihn, in sein Amt hineinzuwachsen. Als Vorstandsmitglied war der St. Galler, der in diesen Wochen sein Studium abschliesst, bisher für die Formulierung der VSETH-Hochschulpolitik zuständig. Engagement, auch dort, wo Knochenarbeit gefordert ist, scheut Pfister nicht. Im Gegenteil: Im zweiten Studienjahr wurde er „Festminister“ beim VMP, dem Fachverein der Mathematiker und Physiker. Dann, nach dem zweiten Vordip, rückte er für gut ein Jahr ins Militär ein und brachte es dort bis zum Oberleutnant. Anschliessend verbrachte er einen halbjährigen Stage bei der „Winterhur“-Gruppe, wo er in einem Mathematiker-Team an der Überprüfung der Rückstellungen sämtlicher Ländereinheiten des Konzerns mitwirkte. „Mich würde es reizen, auch in meinem künfigen Job an Risikobeurteilungen zu arbeiten", sagt Mauro Pfister. Zunächst aber steuert er zügig (er ist viel und gern mit seiner 750-er Honda unterwegs) ETH-Ziele an: Zum Beispiel die Inbetriebnahme des StuZ2. Das neue Studentische Begegnungs- und Dienstleistungszentrum in den Chemie-Altbauten an der Universtitätsstrasse öffnet am 3. November die Türen.






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