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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 13.10.2004 06:00

Erdbeben an der ETH?

Von Brigitte Manz-Brunner und Carla Zingg

In unserer letzten Kolumne stellten wir die Frage, ob eine Hochschule mit einer reinen Männerriege an der Spitze noch zeitgemäss ist. Und was geschah? Olaf Kübler gab noch am selben Tag bekannt, dass er sich Ende 2005 nicht mehr zur Wahl als ETH-Präsident stellen werde.

Natürlich war das Zufall, oder verdächtigen Sie uns etwa der Hellseherei oder gar der Hexerei? Und was geschah ausserdem? Nichts, gar nichts. Wir fragen uns: warum? Während wir intensiv nachdenken, meinen wir ein unterschwelliges Brodeln zu spüren oder gar ein leichtes Schwanken, manchmal ein plötzlich anschwellendes Vibrieren, wie vor einem Erdbeben.


Zu den Personen

Brigitte Manz und Carla Zingg leiten im Jobsharing seit 2000 die Stelle für Chancengleichheit an der ETH. Beide sind ETH-Absolventinnen: Brigitte Manz hat Agronomie studiert, Carla Zingg ist Forstingenieurin. Es gehe heute beim Thema Gleichstellung ganz pragmatisch um Kooperation, sagt Carla Zingg: „Die Zeiten des Geschlechterkampfs sind passé.“ Gerade an einer ETH sei an sich allen klar, dass es darum gehe, mit den besten Köpfen, egal ob Frau oder Mann, komplexe Probleme anzugehen. Doch dass die Hochschule die Frauen braucht, gerade weil sie anders sind, stösst auch ein gutes Jahrzehnt nach der Gründung der Stelle für Chancengleichheit nicht auf vorbehaltlose Zustimmung. „Seien wir ehrlich: Mit der Gleichstellungsfrage ist innerhalb der Academia kein Staat zu machen“, sagt Brigitte Manz. Es gebe stilles, aber immer noch weit verbreitetes Ja zur Männerbastion Professur. Die Hypotheken seien längst auf dem Tisch: die fehlende Integration weiblicher Lebensläufe in die akademische Karriere, wenig tragfähige Netzwerke und hartnäckige Vorurteile. Eines ihrer wichtigen Anliegen ist die Förderung weiblicher Role Models. An die ETH sollen nicht nur die besten Männer, sondern auch die besten Frauen berufen werden, fordern die Fachfrauen. Daneben ermutigt die Stelle für Chancengleichheit Akademikerinnen, sich Verbündete zu suchen, offeriert Mentoringprogramme und Informations-Events für den Nachwuchs. Aktuelles Beispiel: die Wanderausstellung zur ETH an Schweizer Gymnasien. Die „ETH Life“- Kolumnen von Brigitte Manz und Carla Zingg sind ein Spiegel ihrer Arbeitsweise; sie zeichnen gemeinsam dafür verantwortlich.



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Carla Zingg (l.) und Brigitte Manz-Brunner sind Gleichstellungsbeauftragte der ETH Zürich.

Wir beide nehmen es ganz deutlich wahr und erstarren vor Schreck. Was könnte das sein? Der Erdbebendienst hat sich bisher nicht dazu geäussert, ein Beben oder eine Computerpanne kommt also nicht in Frage. Wir sind ratlos und überlegen fieberhaft, was es denn sein könnte – bis uns nach langem Brüten unvermittelt ein Licht aufgeht: Wir spüren ganz deutlich, wie überall Fühler ausgestreckt werden. Da wird eifrigst lobbyiert und recherchiert, die Suche nach der neuen Präsidentin läuft bereits auf Hochtouren. Wir sind hell begeistert! Nicht einmal in unseren kühnsten Träumen haben wir uns ausgemalt, dass wir mit unserer Kolumne eine so massive Wirkung auslösen könnten.

Wir möchten Sie darum nicht weiter aufhalten und machen es für diesmal kurz. Erlauben Sie uns noch schnell einen hilfreichen Tipp, der Sie in Ihren Bemühungen für Exzellenz und Diversität und gegen MM (=Männer-Monokulturen) unterstützt: Es handelt sich um einen Leitfaden zum konstruktiven Umgang zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen, erarbeitet im Oktober 2003 von der Arbeitsgruppe „Förderung von Wissenschaftlerinnen“ der Max-Planck-Gesellschaft. (1)

Wir verfolgen die Entwicklung mit grosser Spannung und danken Ihnen für Ihr Engagement. Sollten Sie übrigens mehrere Top-Kandidatinnen für das hohe Amt ausfindig machen, würden der Schulleitung auch zwei Frauen wohl anstehen – wir hoffen, mit dieser Bemerkung nicht weitere Rücktritte auszulösen.


Literaturhinweise:
Website der ETH-Stelle für Chancengleichheit für Mann und Frau: www.equal.ethz.ch

Fussnoten:
(1) www.eb.tuebingen.mpg.de/women/papers/Guide_m_f_germ.html



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