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KTI Start-up: der Bund als Beschleuniger für Unternehmensgründer aus der Forscherszene Gut gecoacht ist halb gewonnen |
Dicke Wolken bedecken den Wirtschaftshimmel. Es braucht heute mehr Mut als auch schon, sich mit einer neuen Produktidee auf den Markt zu wagen, vor allem für Start-up-Unternehmen. Mit KTI-Start-up besitzt der Bund eine Plattform, wo Jungfirmen wie ETH-Spin-Offs auf Herz und Nieren geprüft und gestärkt werden - auf dass sie auch bei eisigen Markt-Temperaturen bestehen können. Von Norbert Staub Das Sicherheitsdenken, in Zeiten des New-Economy-Hype als alter Hut abgestempelt, erlebt in der momentanen Rezession eine Renaissance. Vielen erscheinen derzeit jene Leute fast exotisch, die es trotzdem wagen, mit einer Geschäftsidee den Markt zu erobern. Allerdings: "Zeiten der Rezession sind nicht unbedingt auch schlechte Gründerzeiten", meint Matthias Erzinger von ETH-Transfer, der Technologietransferstelle der ETH. "Zwar sind die Rahmenbedingungen schwierig, andererseits sind auch gute Jobs rarer - und das erhöht den Reiz zur Gründung einer eigenen Firma", sagt Erzinger. So sei bei den ETH-Spin-off-Gründungen mit rund zehn Firmen gegenüber dem Jahr 2001 keine Abnahme erfolgt. Bezüglich der übrigen Transfertätigkeiten (Forschungszusammenarbeit und Beratung) sei für 2002 sogar eine klare Steigerung festzustellen. "Gute Chancen haben nach wie vor Firmen, die sich in den Bereichen Bio- und Nanotechnologie engagieren", hält Erzinger fest. Gründerkultur fördern Der Bund hat bereits in der letzten Abschwung-Phase Mitte der Neunziger Jahre erkannt, dass Strukturerhaltung das falsche Rezept ist, um die Lage zu verbessern - damals waren in der Schweiz zeitweise über 200'000 Arbeitslose zu verzeichnen. So entstand 1996 die Initiative KTI-Start-up, und zwar im Rahmen der im BBT (1) angesiedelten Kommission für Technologie und Innovation, des staatlichen Technologieförderes Nummer eins. "KTI Start-up ist angetreten, die Gründerkultur in der Schweiz zu fördern, Forschende im Hightech-Bereich zu unternehmerischer Tätigkeit anzustacheln und damit langfristig Arbeitsplätze zu schaffen", sagt Eugen Stalder von KTI-Start-up, der als ETH-Ingenieur und Turnaround-Manager in diversen Unternehmen selbst breite Erfahrung für die auf High-Tech abonnierte Start-up-Szene mitbringt. Bislang hat KTI Start-up total an die 70 Firmengründungen unterstützt, notabene nicht mit Bargeld, sondern mit professioneller Beratung, für welche pro Case zwischen 15'000 und 25'000 Franken investiert werden. Darunter figurieren auch einige ETH-Spin-Offs (s. unten).
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Aus Forschern werden Unternehmer Unternehmungslustige Forschende - Bedingungen sind ein Link zu einer öffentlichen Forschungseinrichtung und eigenes finanzielles Engagement - können ihre Geschäftsidee von KTI-Start-up einer gründlichen betriebswirtschaftlichen Evaluation unterziehen lassen. "Häufig existiert bereits ein funktionierender Prototyp eines Produkts", so Eugen Stalder. Die Projekte durchlaufen einen mehrstufigen Prozess: erst wird geprüft, ob die Idee "Hightech" enthält, ob sie ein echtes Marktpotenzial adressiert und entsprechend realistisch ist und den Ansprüchen nach Innovation und Wachstum genügt. Ist diese Hürde genommen, wird das Projekt mittels intensivem Coaching durch Fachleute aus Wirtschaft und Wissenschaft konkretisiert und auf auf allfällige Schwachstellen abgeklopft, welche anschliessend mit entsprechend gezielten Massnahmen behoben werden. Begehrtes Label Ist auch das geschafft, geht es ans Erstellen eines professionellen Businessplans. Die KTI-Partner helfen den Unternehmern in spe bei der Organisation und Kommunikation der Firma, in Sachen Marketing, Marktzugang und Vertrieb - für das Gedeihen eines Unternehmes überlebenswichtige Dinge, von denen ein Forschender von Haus aus meist herzlich wenig Ahnung hat. "Viele Pläne sind oft noch sehr technologielastig. Die grosse Herausforderung ist, ein Produkt markttauglich zu machen", sagt dazu Eugen Stalder. In einem weiteren Schritt wird das Projekt einem Gremium von erfahrenen Unternehmern vorgelegt, die darüber entscheiden, ob es das "KTI-Start-up-Label" erhalten soll. Dieses mittlerweile renommierte Label qualifiziert ein Start-up-Unternehmen als soweit solide, dass es für Risikokapital-Geber interessant wird. "Rund 60 Firmen haben sich dieses Label bis jetzt verdient, 52 von ihnen sind noch aktiv", so Eugen Stalder. Networker und Türöffner Die KTI-Start-up-Initiative versteht sich darüber hinaus als Plattform für Kontakte, welche für das Überleben in der Start-up-Szene entscheidend sind. "Es ist ein Netzwerk, wo ein riesiges Know-How zusammenkommt", erklärt Eugen Stalder. So verabschiedet sich KTI Start-up nicht, wenn eine Firma einmal auf den Weg gebracht wurde. Erfahrene Manager betätigen sich als Networker und Türöffner, beispielsweise bei den Banken. Angesprochen auf das eisige Wirtschaftsklima, meint Eugen Stalder: "Gute Ideen finden nach wie vor Investoren". Der Zeitgeist verlange heute allerdings bessere Manager-Qualitäten als noch vor kurzem. Dazu gehört auch, seine Kapazitäten richtig einschätzen zu können. "Wir sind aus Erfahrung skeptisch, wenn jemand eine ,One-Man-Show' anstrebt und hofft, so bestehen zu können. Viele gute Köpfe haben sich auf diese Weise schon übernommen." |
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Literaturhinweise:
Fussnoten:
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