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Rubrik: News
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Publiziert: 25.01.2007 06:00

ETH Alumni Business Event
Ethik – ein Gewinnfaktor

(fw) Üblicherweise erklären die Referierenden an den Alumni Business Events, wie sie ihre Firma durch den rauen Alltag des Wirtschaftslebens navigieren. Franziska Tschudi, CEO der Wicor Holding, wählte am ersten Business Event des Jahres einen anderen Ansatz. Sie sprach zum Thema "Unternehmensethik – ein Spagat zwischen Gewinn und Gewissen". Anhand von konkreten Beispielen zeigte sie auf, in welche Dilemmata man als Führerin eines international tätigen Konzerns gelangen kann.

Die Wicor Holding – auch bekannt unter dem Namen Weidmann Gruppe – ist in zwei Sparten tätig. Zum einen stellt die Firma Isolationsmaterial und -systeme für Transformatoren her; zum andern ist sie im Bereich Kunststoff-Technologie tätig, "ein sehr hartes Geschäftsfeld", wie Tschudi erklärte. Die Firma produziert spezialisierte Komponenten, unter anderem für die Automobilindustrie. Die Wicor-Holding ist in Europa, Asien, Nord- und Südamerika tätig und erzielt einen jährlichen Umsatz von über 600 Millionen Franken.

Positive Bilanz

Eine erste unternehmensethische Frage stellt sich in Bezug auf die Globalisierung. Ist es vertretbar, dass ein Unternehmen die Produktion in Billigländer verlegt und damit Arbeitsplätze in der Schweiz gefährdet? Die Frage beantwortet Tschudi mit einem klaren Ja. "Längerfristig werden dank der Globalisierung Arbeitsplätze geschaffen, auch in der Schweiz. Deshalb beurteile ich diese Entwicklung positiv." Etwas schwieriger sei die Frage, ob die Menschen in den Billiglohnländern durch die dortigen tieferen Standards ausgebeutet werden. Im konkreten Fall, den Tschudi beschrieb, ging es um eine Anlage, die ihre Firma in England aus Umweltschutzgründen nicht mehr betreiben durfte. Ein rumänischer Partner bot an, die Anlage in Rumänien weiter zu betreiben. Wicor entschied sich gegen das Angebot, auch wenn die Firma damit Kunden verärgerte und Gewinneinbussen hinnehmen musste. Mittelfristig sei absehbar, dass in Rumänien ähnliche Standards eingehalten werden müssen wie in England, argumentierte Tschudi. Deshalb habe sich dieser Deal auch nicht aus wirtschaftlicher Sicht gelohnt.


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Franziska Tschudi, CEO der Wicor Holding. (© SwissLife)

Längerfristig denken

Schwierig zu entscheiden sei für ein Unternehmen auch die Frage, ob es in einem Land tätig sein wolle, das die Menschenrechte nicht beachte. Wenn eine Firma wie Wicor von einem Engagement in China absehe, dann ändere sich an der dortigen Menschenrechtslage wohl kaum etwas, meinte Tschudi. Als westliches Unternehmen habe man aber die Möglichkeit, mit einem anständigen Verhalten eine Vorbildwirkung zu erzielen.

Tschudi ist überzeugt, dass vernünftiges wirtschaftliches Denken in den Regel auch zu richtigen ethischen Entscheiden führt. "Ethik ist nicht ein Kostenfaktor, sondern ein Gewinnfaktor", betonte sie. Voraussetzung sei, dass man als Unternehmerin die längerfristige Perspektive im Auge behalte. "Verschiedene grosse Firmen mussten lange, nachdem sie sich unethisch verhielten, teuer für ihre Fehler bezahlen."




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