ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: News
Print-Version Drucken
Publiziert: 29.09.2004 06:00

Herbstprognosetagung der KOF
Gegen die Amerikaner bestehen

(fw) Es war eine illustre Gästeschar, die sich am Dienstag Nachmittag zur Herbstprognosetagung der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) einfand. Immerhin war kein Geringerer als Josef Ackermann, Sprecher des Vorstandes und Chairman des Group Executive Commitee der Deutschen Bank in Frankfurt, als Gastredner eingeladen. Der Top-Banker sprach am Hauptsitz der UBS über die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzsektors. Dabei erklärte er, was seiner Ansicht nach unternommen werden müsste, damit die Banken in der alten Welt im globalen Wettbewerb bestehen können.

Vorteile in den Zukunftsmärkten Asiens

Dass Handlungsbedarf besteht, ist für Ackermann ausgemacht. Die amerikanischen Finanzinstitute lassen die Konkurrenz aus Europa immer mehr hinter sich. In den ersten drei Monaten dieses Jahres erwirtschafteten die drei grössten US-Banken einen operativen Ertrag von rund 24 Mrd. US-Dollar. Das ist doppelt so viel, wie die drei grössten europäischen Finanzinstitute in dieser Zeit erarbeiteten.

An der Vorherrschaft der Amerikaner, so ist Ackermann überzeugt, dürfte sich so schnell nichts ändern. Der Banker räumte zwar ein, dass Grösse per se kein Qualitätsmerkmal ist. Doch insgesamt bringe Grösse in dieser Branche eben doch Wettbewerbsvorteile mit sich – vor allem wenn es darum geht, die Zukunftsmärkte Asiens zu erobern.

Günstig ist für die Amerikaner, dass sie zum einen über einen grossen Heimmarkt verfügen. Das sei auch im globalisierten Finanzgeschäft von Vorteil. Zum anderen befindet sich die amerikanische Wirtschaft insgesamt in einer günstigen Ausgangslage. Auf absehbare Zeit werden die USA ein bedeutend grösseres Wachstumspotential aufweisen als die reifen europäischen Märkte, erklärte Ackermann.

Europäische Einigung unterschätzt

Ganz so düster ist die Situation für die Europäer dann aber doch nicht. In vielen Bereichen müssen die europäischen Banken den Vergleich mit der Konkurrenz aus Übersee nicht scheuen. Ackermann erwähnte als Beispiele die europäische Börse für derivate Produkte (Eurex) oder das Zahlungssystem in Deutschland, das weitgehend ohne Belege funktioniere. In den USA werden hingegen nach wie vor unzählige Checks per Post durch das Land hin und her geschickt.


weitermehr

Der Top-Banker Josef Ackermann äusserte sich an der KOF-Prognosetagung zur Zukunft des europäischen Finanzsektors. gross

Besonders bedeutend ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung eines gesamteuropäischen Finanzbinnenmarkts. Diese Dimension der europäischen Einigung werde weit herum unterschätzt, meinte Ackermann. Natürlich könnte die Integration Europas noch etwas schneller von sich gehen; man müsse aber bedenken, vor welcher Ausgangslage dies alles stattfinde. Es gelte nun, den Binnenmarkt zügig zu vollenden und Handelshemmnisse wo immer möglich abzubauen. Viele Politiker und Unternehmensführer, bemängelte Ackermann zum Schluss, seien allerdings immer noch nicht fähig, in europäischen Dimensionen zu denken.


Wachstum stabilisiert sich

Im Anschluss an das Referat von Josef Ackermann präsentierte Bernd Schips, Leiter der KOF, die neuste Konjunkturprognose. Die KOF (1) geht davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr etwas stärker wachsen wird als noch vor drei Monaten erwartet. Die Forschungsstelle rechnet für 2004 mit einem Wachstum von 1,6 Prozent. Für die nächsten beiden Jahre geht sie von einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 1,8 bzw. 1,5 Prozent aus. Nach den drei schwachen Jahren 2001 bis 2003 mit einem deutlichen Abwärtstrend scheint sich das Wachstum also wieder etwas zu stabilisieren. Weiter ansteigen dürfte hingegen die Arbeitslosenquote. Die KOF rechnet damit, dass diese bis im Jahr 2006 auf über vier Prozent ansteigen wird.




Fussnoten:
(1) Homepage der KOF: www.kof.ethz.ch/



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!