|
Rubrik: News |
Print-Version
|
Essay zur Relevanz von Bildern in der Wissenschaft Begrenzte Bilder |
(cna)Der visuelle Aspekt von Wissenschaft gewinnt an Bedeutung. Ein bildlicher Nachweis erzeugt grosse Glaubwürdigkeit. Denn er macht den Betrachter zu einer Art Augenzeuge dessen, was ein Forscher entdeckt hat. Gewisse wissenschafltiche Bilder wie beispielsweise Hirnbilder gewonnen aus Daten einer Magnetresonanzspektroskopie verfügen zudem häufig über einen gewissen Unterhaltungswert und können Wissenschaft für die Öffentlichkeit leichter zugänglich machen. Notwendige Bedingung oder Essenz? Doch zeigen solche Bilder wirklich die Essenz des untersuchten Forschungsobjekts oder suggerieren sie diese lediglich durch ihre Unmittelbarkeit? Und was leisten diese Bilder? Der ETH-Professor Michael Hampe geht in einem kürzlich in der Zeitschrift „Angewandte Chemie International Edition“ publizierten Essay diesen Fragen nach (1). Er erinnert den Leser dabei an Galilei. Dieser verabschiedete sich als moderner Naturwissenschaftler von der Suche nach der Essenz, da dies ein „unmögliches Bestreben und verlorene Arbeit“ sei. Grundsätzlich gelte es zu beachten, so Hampe, dass man notwendige Bedingungen nicht mit Essenz durcheinander bringe. Diesen Umstand erläuterte der vom ETH-Forscher zitierte, britische Philosoph Gilbert Ryle mit einer rhetorischen Frage zum Violinspiel: „Ohne Zeigfinger ist es unmöglich Geige zu spielen, aber bedeutet das, dass die Essenz des Geigenspielens im Zeigfinger liegt?“
|
Weiter bezieht sich Michael Hampe auf Reinhard Nesper, Professor für Chemie der ETH Zürich, für den ein Arbeiten mit Bildern einem symbolischen Arbeiten gleichkommt. Bilder repräsentieren seiner Ansicht nach nicht ein Objekt, sondern eine Messung. Denn bereits mit der Erstellung eines Bildes nimmt man einen Standpunkt ein und trifft somit eine Auswahl. Manipulierbare Datenmengen Auch wenn Hampe vor einem neuen Essentialismus warnt, weist er aber auch auf die Vorteile der neuen, durch Messungen generierten Bilder hin. Beispielsweise kann eine Oberflächenstruktur eines grossen Moleküls in einem Bild leichter untersucht werden, da ein Bild eine räumliche Zusammenfassung einer riesigen Datenmenge darstellt. Zudem können Folgen einer Manipulation erfasst werden, was anhand der reinen Daten ohne bildliche Umsetzung kaum möglich wäre. Ein weiterer Nutzen von attraktiven wissenschaftlichen Bildern ist, dass sie nicht nur Daten sondern auch Geldgeber „manipulierbar“ machen. Der ETH-Professor macht in seinem Essay Wissenschaftsbereiche aus, die stärker von Bildern geprägt sind als andere. Als Beispiele nennt er Genetik, Biologie oder Neurologie. Er wirft die Frage auf, ob zwischen diesem Bilderreichtum und den vergleichsweise teureren Forschungsprozessen ein Zusammenhang besteht. Schliesslich sei Wissenschaft einfacher zu legitimieren, wenn man eine Abbildung zeigen kann, die eine grundlegende Einsicht verspricht. |
|||
Fussnoten:
Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen. |