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Rubrik: News

Podiumsdiskussion am Museum für Gestaltung Zürich
Stadtplanung: Chance oder Utopie?

Published: 26.04.2007 06:00
Modified: 25.04.2007 18:52
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Im Rahmen der Ausstellung „Stuhl Haus Stadt – Haefeli Moser Steiger“ (1) veranstaltete das Museum für Gestaltung Zürich vergangenen Dienstag eine Podiumsdiskussion. Zum Thema „Städtebau und Stadtumbau“ diskutierten Werner Oechslin vom Institut gta der ETH Zürich, Marcel Meili vom ETH Studio Basel, der Architekt Mike Guyer und der Sozialhistoriker Philipp Sarasin.



(sch) Was macht eine Stadt aus? Dieser Frage versuchte sich Rudolph Steiger 1935 auf einer vier mal zwei Meter grossen Tabelle, welche in der Ausstellung im Museum für Gestaltung zu sehen ist, anzunähern. In minutiöser Arbeit hatte er versucht, die historischen Voraussetzungen für die Urbanisierung aufgrund von Kriterien wie Siedlungsform, gesellschaftliche Struktur, Waffen und Produktionsweise zu ergründen. Die vier Podiumsteilnehmer waren sich schnell einig, dass eine solche „Tabellisierung“ sowie das Zurückführen der Stadtplanung auf materielle Grundlagen keine Annäherung an die wahren Determinanten einer Stadt erlaubt. Zu komplex und vielschichtig ist dafür die Essenz des Städtischen.

Planung sozialer Prozesse nur bedingt möglich

Ist eine Stadt überhaupt planbar und wer ist dafür verantwortlich? Diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch die eineinhalbstündige Diskussion. Die Illusion, soziale Prozesse bis ins Detail durch Stadtplanung steuern zu können, sei durch geschichtliche Erfahrungen überholt, so Sarasin. Dementsprechend dürfe dies auch nicht der Anspruch aktueller Stadtplanung sein. Auch Guyer warnte vor zu ausgeprägtem Kontrollanspruch der Architekten und Stadtplaner. Rem Koolhaas` Stadtzentrum in Almere (Holland), bei dem ein Stadtkern ohne historische Vorlage vollumfänglich am Computer entworfen wurde, mache ihm Angst. Das historisch Gewachsene sei für den Städtebau und dessen gesellschaftliche Auswirkungen überaus wichtig.

Politik als Determinante aktuellen Städtebaus

Die Architektur der Moderne, wie sie Haefeli Moser Steiger in der Schweiz massgeblich eingeführt haben, foutierte sich laut Sarasin um den Kontext der Stadt. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, dass gerade zu Zeiten von Haefeli Moser Steiger nicht Architekten, sondern Wirtschafts- und Infrastrukturplanern für Zürichs Stadtplanung verantwortlich zeichneten. Im heutigen Städtebau spielt für Sarasin in erster Linie die Politik eine Hauptrolle. Darin würden Prozesse durch Kapital- und Machtanballungen initiiert und demokratisch legitimiert. Fragen wie: „Ist die Schweiz von heute urban oder ländlich“, wie sie das ETH Studio Basel unlängst in seinem städtebaulichen Portrait aufwarf, seien gerade in einer Demokratie für heutige Planungsprozesse von grosser Bedeutung.

Ist die Stadt planbar?: Gespräch mit Mike Guyer (Architekt, Zürich), Philipp Sarasin (Sozialhistoriker, Universität Zürich), Inge Beckel (Moderation), Marcel Meili (Architekt, ETH Studio Basel), Werner Oechslin (Architekturhistoriker, Institut gta, ETH Zürich) (v.l.n.r).

Wie sich die Wahrnehmung und die Bedürfnisse der Bevölkerung punkto Städtebau über die Jahre verändert haben, erläuterte Guyer am Beispiel des Hochhauses. Während seiner Studienzeit an der ETH stellte die Höhe von 25 Metern in der Schweiz noch die magische Grenze dar, über die man beim Entwurf nicht hinaus zu denken wagte. Heute plane er mit dem Maag-Tower ein Gebäude mit einer Höhe von 126 Metern. Unter anderem deshalb empfinde er in Zürich trotz aller Vorbehalte dem Turm gegenüber, den Beginn einer Aufbruchsstimmung.

Die Moderatorin thematisierte die aktuelle Debatte zum geplanten Abriss von Haefeli Moser Steigers Kongresshaus in Zürich bewusst nicht. Ganz auslassen konnte man sie an diesem Abend aber trotzdem nicht: Ein Vertreter eines Interessenvereins aus dem Publikum gab zum Schluss der Diskussion noch sein Votum für den Aufstand gegen den geplanten Neubau ab – wofür er vom zahlreich erschienenen Publikum viel Applaus erntete.

Footnotes:
(1 ETH Life-News zur Ausstellung: www.ethlife.ethz.ch/articles/news/hmsaustellungmfg.html


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