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Rubrik: News Neue Ausstellung im ETH-Hauptgebäude Fotografisches Tagbuch einer Exekution |
Published: 19.04.2006 06:00 Modified: 18.04.2006 14:58 |
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(per (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch) ) In der Haupthalle der ETH zeigt - hinter Maschendrahtzaun - die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ derzeit die eindrücklichen Bilder des Schweizer Fotografen Fabian Biasio. Er hat mit seiner Kamera die Geschichte und das Leiden einer amerikanischen Frau eingefangen, die ihren Bruder auf dem Weg zur Exekution begleitete. Die Bilder der Ausstellung „Tagebuch einer Exekution“ (1) , die am Dienstag eröffnet wurde, gehen unter die Haut: Tina, die auf einem Parkplatz zwischen Autos einen Nervenzusammenbruch hat; Tina, die einen Teddybären hält, ihr Blick ins Leere gerichtet oder ihr letztes Telefon mit dem zum Tode verurteilten Bruder, eine Stunde vor der Exekution. Und man ist „dabei“, wenn sie ihn zum ersten Mal seit zehn Jahren berühren kann - eine knappe Stunde nach seinem Tod. Denn im Texanischen Todestrakt ist Körperkontakt mit den Insassen verboten. Die Exekution selbst hat der Fotograph ausgeklammert. Das Hauptmotiv der Bilder, Tina Coburn, war die Schwester des schizophrenen Frauenmörders James Coburn, der am 26. März 2003 in Huntsville, Texas, mit der Giftspritze hingerichtet wurde. Tina liebte ihren Bruder bis zu seinem letzten Tag. Er wurde hingerichtet, “damit die Familie des Opfers Frieden findet.” Während er starb, rief Tina ihm durch die Glasscheibe aus dem Zuschauerraum der Exekutionskammer zu: „I love you, James“. Mit seinen Bildern vermittelt Biasio, wie die staatlich arrangierte Vergeltungsaktion statt Frieden eine zweite Opferfamilie schafft. Der 31-jährige Fabian Biasio ist freischaffender Fotograph in Luzern. Er arbeitete bis 2001 auf verschiedenen Zeitungsredaktionen. 2004 gewann er in der Sparte „Alltag und Umwelt“ den Swiss Press Photo Award. Im gleichen Jahr hatte seine Ausstellung „Tagebuch einer Exekution“ in Winterthur Premiere.
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